Sör zieht Bilanz: Einsparungen dank schlechtem Winter

16.6.2020, 05:51 Uhr
Sör zieht Bilanz: Einsparungen dank schlechtem Winter

© Foto: News5/Dostal

Romantiker, die auf eine weiße Weihnacht gehofft hatten, haben im zurückliegenden Winter ebenso in die Röhre geschaut wie überzeugte Skifahrer oder kleine Schlittenfans. Für den städtischen Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) dagegen war die "kalte Jahreszeit", die ihrem Namen zuletzt eher keine große Ehre machen konnte, ein Volltreffer: Dank der milden Witterung hat die Stadt für den Winterdienst rund eine Million Euro weniger ausgeben müssen als noch im Vorjahr.

Unterdurchschnittlich kalt

Wie "mild" der Winter 2019/2020 tatsächlich ausfiel, lässt sich bereits an den meteorologischen Daten ablesen, die den Winterdienst-Bericht von Sör einleiten: "Im Mehrjahresvergleich war es ein unterdurchschnittlich kalter und sehr schneearmer Winter", heißt es in dem Dokument. Die kälteste gemessene Temperatur etwa lag bei -6,8 Grad Celsius und wurde erst am 1. April, also nach dem Ende der Winterdienstsaison, erreicht. Bis dahin sorgten 48 Frost-, drei Eis- sowie zehn Schneefalltage dafür, dass die Mitarbeiter von Sör gerade Mal an 36 Tagen ausrücken mussten.

Dabei fielen rund 13 000 Stunden Arbeit an, also rund 12 000 weniger als in der Saison 2018/19 (25 000). Insgesamt entstanden der Stadt dadurch Personalkosten in Höhe von 1,14 Millionen Euro. Zum Vergleich: In der Wintersaison davor schlugen diese noch mit 1,46 Millionen Euro zu Buche, im Winter 2017/18 wurden sogar 2,57 Millionen fällig.


4,5 Millionen Euro Kosten: Sör zieht Winter-Bilanz 2019


Nur an den Arbeitskosten aller Einsätze gemessen, die heuer mit 445 000 Euro weniger als die Hälfte des Vorjahres (935 000) und fast nur ein Viertel der Saison davor (1,6 Millionen) ausmachten, hätte die Einsparung sogar noch größer ausfallen können. Aber: "Obwohl es nur wenige Einsätze gab, müssen natürlich trotzdem Vorkehrungen getroffen werden", erklärt Sör-Chef Christian Vogel. So mussten sich witterungsbedingt 42 Mal alle 390 Winterdienstmitarbeiter für einen möglichen Einsatz bereithalten. Diese Rufbereitschaft, die – unabhängig von einem tatsächlich erfolgten Einsatz – vergütet werden muss, schlug mit 690 000 Euro zu Buche (2018/19: 525000 Euro; 2017/18: 970 000 Euro).

Da Sör im Falle eines (Schnee-)Falles im Stadtgebiet rund 3600 Kilometer Straße zu räumen, knapp 2800 Kilometer zu streuen hat und zudem mehr als 5000 wichtige Fußgängerüberwege sichern muss, ist es natürlich nicht nur mit Mitarbeitern getan. Es sind auch jederzeit ausreichend Fahrzeuge und Geräte vorzuhalten. Neben dem eigenen Fuhrpark von 154 Fahrzeugen – der unter anderem 27 Großstreufahrzeuge und 40 Traktoren, aber auch Radlader und Transporter umfasst – muss Sör hierfür sieben Lkw und 40 weitere Traktoren anmieten.


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Bei den Ausgaben für diese und weitere Aufwendungen ergaben sich naturgemäß zum Teil nur geringe oder auch gar keine Einsparungen, so dass der Posten Sachkosten nur moderat sank: Statt 1,63 Millionen Euro wie in 2018/19 wurden 1,33 Millionen Euro fällig. Und das, obwohl beispielsweise der Streumittelverbrauch drastisch gesunken ist: Statt rund 4000 Tonnen Streusalz, 1500 Tonnen Granulat und 700 Tonnen Sole – wie in der vergangenen Saison – wurden nur knapp ein Drittel ausgebracht: 1400 Tonnen Salz, 550 Tonnen Granulat und 250 Tonnen Sole.

"Unterm Stich waren die Kosten des Winterdiensts im Vergleich zu den letzten Jahren aber nicht nur deswegen günstiger, weil weniger Streugut gebraucht wurde", erläutert Christian Vogel. "Wir hatten zum anderen auch keine extrem hohe Anzahl von Frostaufbrüchen in den Straßen."

Enorme Folgekosten

Diese Schäden, die bei schnellen Wechseln zwischen Frost und Wärme auf Fahrbahnen und Gehwegen entstehen können, haben in den vergangenen Jahren oft enorme Folgekosten verursacht: 1,1 Millionen in 2018/19 und stolze 1,53 Millionen in 2017/18. Im zurückliegenden Winter mussten hierfür dagegen nur 689 000 Euro aufgebracht werden.


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"Das alles hat dazu beigetragen, dass die Winterdienstkosten in diesem Jahr durchaus moderat waren", freut sich der Sör-Chef zwar. "Dies aber automatisch auf die nächsten folgenden Jahre zu münzen, wäre fahrlässig und falsch. Der Winter ist wie ein Fußballspiel: Nach 90 Minuten ist es rum und am nächsten Spieltag fängt ein komplett neues Spiel an." Für Kürzungen, die die Einsatzfähigkeit des Servicebetriebs einschränken könnten, sieht Christian Vogel jedenfalls keine Chance: "Wir müssen uns weiterhin auf einen Winter einstellen, bis zu dem Tag, an dem man uns das Gegenteil versichert".

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