Sorge um Nürnbergs Taxifahrer: Mäßiger Start ins neue Jahr

8.1.2021, 05:54 Uhr
Fehlende Kundschaft: Taxi-Unternehmen leiden unter der Corona-Krise.

© Arnulf Hettrich, NN Fehlende Kundschaft: Taxi-Unternehmen leiden unter der Corona-Krise.

Sie gehören zu Silvester wie Sekt, Böller und Raketen: Taxis. Irgendwann zwischen 0.30 und 5 Uhr morgens beginnt in einem normalen Jahr der Kampf um eine der Mitfahrgelegenheiten. Leuchtet das gelbe Schild auf dem Dach der cremefarbenen Autos hell auf, schießen die Arme in die Höhe.

Silvester: 500 Fahrten pro Stunde

400 bis 600 Fahrten pro Stunde finden in üblichen Silvesternächten statt, freie Taxis sind da ein rares Gut auf Nürnbergs Straßen. Doch seit Corona sind die Fahrgastzahlen massiv eingebrochen. Durch die derzeit geltende Ausgangssperre rechnete Reinhold Gast, Vorstand der Taxi-Zentrale Nürnberg, im Vorfeld des Jahreswechsels mit nur etwa fünfzig Fahrten.

Es wurden dann doch ein wenig mehr. "Es hat sich doch mehr bewegt als wir dachten", so Gast. Über 200 Fahrten gab es allein in der Stunde nach Mitternacht. Doch als positiv bezeichnet er die derzeitige Situation nicht. "Es war ein mäßiges Geschäft gegenüber dem Vorjahr, dennoch etwas mehr als wir erwartet haben".

Ein paar Tage später sah die Lage schon wieder anders aus: Nicht einmal die Hälfte der Fahrten aus einer Vor-Corona-Nacht wurden gezählt, nur die halbe Taxi-Flotte war unterwegs. Auf eine Fahrt kamen im Durchschnitt drei bis vier Taxi-Fahrer. Viel zu wenig für die Taxi Zentrale Nürnberg, zu der 500 Fahrzeuge in 300 Betrieben in Nürnberg und Umgebung zählen. Noch. Denn wie viele die Corona-Pandemie überleben, kann Gast nicht sagen.

Das Virus trifft die Branche hart, "das Geschäft ist teilweise um 70 Prozent eingebrochen", sagt der Vorsitzende der Taxi-Zentrale. "Die ersten Pleiten sind auch schon da", erklärt Gast traurig. Auch weil Hilfe fehlt: Schon im März und April sei da vieles an den Taxi-Betrieben vorbeigegangen. Nun folgt die zweite Überbrückungshilfe, von der die Taxi-Branche aber wieder nicht wirklich etwas hat.

Corona: Probleme wegen Kostenstruktur

Ein Grund dafür sind die Kostenstrukturen im Gewerbe, mit hohen Versicherungskosten, Fahrzeugfinanzierungen, bei denen die Hilfe nicht greift. Eine Miete für ein Büro oder den Laden haben Taxerer nicht. Reinhold Gast hat deshalb schon mit Stadtpolitikern und Abgeordneten aus der Region gesprochen und um Hilfe gebeten. Die Stadt hat heuer schon einer Erhöhung der Gebühren zugestimmt. Doch Abfedern könne man die Corona-Auswirkungen damit nicht. "Da müsste man eine Taxifahrt nicht um 20 Cent, sondern um 20 Euro erhöhen", sagst Gast.


Drei Stunden keine Fahrt: Taxis in Corona-Zeiten


Taxis sind Teil der Grundversorgung. "Wenn die Großmutter zum Arzt muss oder zum Einkaufen, weil sie nicht mehr mobil ist, müssen wir da sein", sagt Gast. Auch während der Ausgangssperre. Das seien die Betriebe auch - trotz Corona. Und obwohl viele Aufträge wegbrechen, unabhängig vom Lockdown. Weniger Geschäftsreisende, keine Messen, zählt Gast auf. "Und wen soll man zum Flughafen fahren, wenn kein Flieger abhebt?"

Massive Einbußen an Silvester

Über den Sommer sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr auf rund 60 Prozent hochgeklettert - um jetzt wieder total einzubrechen. "Am Ende des Monats stehst du dann mit 1000 statt 3000 Euro Einnahmen da." Die Taxi-Zentrale versucht, alle gleichmäßig mit den wenigen Fahrgästen zu versorgen. Deshalb arbeiten Betriebe nur jeden zweiten Tag.

Von einem freien Silvesterabend haben die Taxerer nichts, zu massiv sind die Einbußen. Das hat sich schon an Heiligabend gezeigt, sonst ein ähnlich starker Abend wie der Jahreswechsel. "An Heiligabend besuchen die Omas und Omas die Familien und wollen später wieder heim, viele mit dem Taxi. Und danach gehen die jungen Leute noch in die Disco."

Viel los zwischen 20 und 21 Uhr

Doch dieses Jahr ist an Weihnachten wie auch an Silvester das große Geschäft mit sonst über 400 Fahrten in der Stunde ausgeblieben, stattdessen hat sich alles auf die Zeit zwischen 20 und 21 Uhr beschränkt, "da war richtig viel los".

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