Echt tierisch

"Sprechende Eier" in Nürnberg

20.11.2021, 10:09 Uhr
Mit Huhn und Küken: Anna-Christina Wunder-Lippert hat sich im Garten einen Hühnerstall samt Außengehege eingerichtet. 

© Eduard Weigert Mit Huhn und Küken: Anna-Christina Wunder-Lippert hat sich im Garten einen Hühnerstall samt Außengehege eingerichtet. 

Gärtnern mit Hühnern? „Ein Riesenspaß“, sagt Anna-Christina Wunder-Lippert lachend. „Sie wollen immer dabei sein, beobachten genau, was du machst und scharren noch ein bisschen nach.“ Die 58-Jährige lässt ihre kleine Hühnerschar immer frei im Garten laufen, wenn sie nach Hause kommt. Ansonsten haben die Tiere einen Stall mit einem gesicherten Außengehege – wegen Habicht und Fuchs, die es auch in Erlenstegen gibt. Wunder-Lippert arbeitet als Psychiaterin. Der Umgang mit den Tieren, die tägliche Reinigung des Stalls, „da kommt man nach Feierabend sofort runter“, erzählt sie.

"Man respektiert sich"

Mit dem gackernden Federvieh kommt Karl-Ludwig gut zurecht. Der verschmuste und anhängliche Kater stammt aus dem Tierheim und lebt seit nunmehr vier Jahren unter Hühnern. „Man respektiert sich“, sagt Wunder-Lippert. Wenn er den Hennen zu nahe kommt, tritt ihm der Hahn entschlossen entgegen.

Glucke Goldi mit Nachwuchs.

Glucke Goldi mit Nachwuchs. © Eduard Weigert

„Ich hatte immer Tiere, nur während meines Studiums nicht“, fährt sie fort. Ihre Kindheit hat sie in einem Dorf bei Lauf verbracht, dort hegte und pflegte die Schülerin das Federvieh ihrer Großmutter. Jahre später – und zwar 2014 – erfüllte sie sich einen lang gehegten Wunsch: Sie baute ein Gehege im Garten und kaufte drei Hybridhennen von einem Züchter. „Sehr zutrauliche Tiere, die gerne unterwegs waren und auch mal am Gehweg nach Gras gepickt haben. Aber leider Hochleistungshennen.“ Und so währte ihr Traum von robusten Hühnern nur kurz, schon nach zwei Jahren waren die auf Leistung gezüchteten Tiere trotz bester Pflege ausgemergelt und krank.

Hahn mit Lieblingshenne

Heute umgibt sie sich mit Hühnern verschiedenster Rassen. Ihre Hennen, manche stammen aus dem Tierschutz, legen einmal in der Woche ein Ei und mal wochenlang keines. Das sei der normale Rhythmus. In der Gruppe gelten eigene Spielregeln. Jedes Huhn hat seinen bestimmten Sitzplatz und der Hahn seine Lieblingshenne.

Glucke Goldi ist mit ihren sieben Jahren ein älteres Semester, aber nur in dieser Truppe, „die Tiere können noch wesentlich älter werden“, betont Wunder-Lippert. „Jedes Huhn ist ein Individuum mit Vorlieben und Eigenheiten - keine Massenware.“ Die intelligenten Tiere werden unterschätzt. Die Mensch-Tier-Kommunikation funktioniere beispielsweise über Blicke.

Es sind ihre Haustiere. Da werden auch mal kurzerhand drei Sorgenhühner mit zum Urlaub an die Ostsee genommen. Das sei heuer nach vorheriger Absprache mit dem Besitzer der Ferienwohnung kein Problem gewesen. Nach ihrer Rückkehr wunderte sich das Ehepaar über Zuwachs. „Ich hatte keine Küken geplant“, sagt Wunder-Lippert. Während des Urlaubs hatten sich zwei Hühner entschlossen zu brüten. „Ich kam zu spät, die Eier waren befruchtet und in einem fortgeschrittenen Stadium.“ Als eine der Glucken verstarb, übernahm die andere. Goldi brütete drei Eier erfolgreich aus.


Hühnerhaltung im Garten: Was gibt es zu beachten?


„Die Küken im Ei nehmen 24 Stunden vorm Schlüpfen untereinander und mit der Mutter Kontakt auf“, erzählt die Hobby-Hühnerhalterin. „Echt nett: sprechende Eier.“ Dann bemerkte sie, dass da etwas piepst und ein Spalt in der Schale immer größer wurde. Zum Glück lag das Handy griffbereit. „Es war der erste Schlupf, den ich wirklich filmen konnte“, erzählt die 58-Jährige begeistert. Die beiden Geschwister folgten in den nächsten Stunden. Eines hatte Spreizbeine, „aber die konnte man bandagieren“.

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