Spritzenautomat soll Drogenabhängigen in Nürnberg helfen

5.7.2019, 05:56 Uhr
Spritzenautomat soll Drogenabhängigen in Nürnberg helfen

© André de Geare

Im Jahr 2017 verzeichnete Nürnberg hinter Berlin und Köln die dritthöchste Anzahl von Drogentoten pro Einwohner in Deutschland. Zeit zu handeln, dachte sich die Nürnberger FDP. Sie setzte sich mit der Mudra, der Alternativen Jugend- und Drogenhilfe Nürnberg, zusammen und diskutierte Wege, die Zahl der Drogentoten zu verringern.

Es kam heraus, dass Konsumenten sich bei der Dosis oft verschätzen und zu viel spritzen. Um Überdosen zu verringern, wäre die Ausgabe von frischem Spritzbesteck mit unterschiedlichen Füllmengen durch die Drogenberatungsstellen ein Mittel. Zwar sind Spritzenautomaten, wie FDP-Stadtrat Alexander Liebel einräumt, kein echter Ersatz für Drogenkonsumräume, für die sich die Liberalen in Bayern seit Jahren starkmachen und bisher stets an der CSU scheiterten. Doch reduziert sich hierdurch die Infektionsgefahr der Drogenabhängigen, insbesondere das HIV-Ansteckungsrisiko.

Die etwa 1500 Euro teuren Spritzenautoamten werden in einer Höhe angebracht, die es Kindern unmöglich machen soll, sie zu benutzen. Sie sollen Drogenabhängigen den Zugang zu sterilen Spritzen, Nadeln und hygienisch einwandfreiem Konsumzubehör erleichtern – laut Deutscher Aids-Hilfe Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche HIV- und Hepatitis-Prävention bei injizierenden Drogenkonsumenten.

50 Cent pro Packung

Für je 50 Cent gibt es zum Beispiel Päckchen mit Spritzbesteck, mit Aluminiumfolien für die Einnahme durch Rauchen oder auch Zubehörsets mit Natriumchloridlösung und Ascorbinsäure zu kaufen, um Heroin steril zu verflüssigen.

Laut der Jungen Liberalen Luiza Sydorova hat ein anonymer Spender den Spritzenautomaten in der Entengasse finanziert. Der Automat ist, nach den beiden in der Otto- und der Köhnstraße, die regelmäßig leergekauft sind, der dritte im Stadtgebiet.

Geht es nach der FDP, soll er nicht der letzte sein. So haben die Nürnberger Liberalen im Stadtrat den Antrag gestellt, einen Fördertopf in Höhe von 15.000 Euro einzurichten, damit weitere zehn Spritzenautomaten inklusive einer installierten Entsorgungsmöglichkeit für gebrauchte Spritzen angeschafft werden können. Das Aufstellen neuer Automaten soll zu 90 Prozent gefördert werden, wenn sich Betreiber für fünf Jahre zum Selbstbetrieb verpflichten.

Kritik an Blockadehaltung

Katja Hessel, Kreisvorsitzende der FDP Nürnberg, wirft der bayerischen Staatsregierung eine Blockadehaltung beim Thema Drogenkonsumräume vor. Außerdem müssten dringend gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. So aber verliefen die Bemühungen, die Zahl der Drogenopfer zu reduzieren, im Sand.

Die Bundestagsabgeordnete richtet den Blick auch auf die Außenbezirke, in denen sie dringenden Handlungsbedarf sieht. In den Abend- und Nachtstunden und am Wochenende kann es vor allem in ländlichen Gebieten sehr schwierig sein, an ein steriles Spritzbesteck zu kommen. Die Gefahr, dass in dieser Notsituation gebrauchte Spritzen benutzt werden, ist sehr hoch.

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