St. Johannis schlägt Alarm: Einzigartiges Bauwerk in Gefahr

9.11.2019, 08:13 Uhr
Sven Heublein (li.) und Ewald Weschky vom Bürgerverein weisen vor Ort auf die Schäden hin. Auch in diesem Raum sind Eimer verteilt, da das Dach undicht ist.

© Athina Tsimplostefanaki Sven Heublein (li.) und Ewald Weschky vom Bürgerverein weisen vor Ort auf die Schäden hin. Auch in diesem Raum sind Eimer verteilt, da das Dach undicht ist.

Johannis schlägt Alarm: "Ein Denkmal ist in Gefahr, die Gießerei in der Burgschmietstraße befindet sich in einem beklagenswerten Zustand." Wenige Bauwerke haben St. Johannis so geprägt wie die Gießhütte von Jakob Daniel Burgschmiet in der nach ihm benannten Burgschmietstraße, fährt der Vereinsvorsitzende fort.

Das Albrecht-Dürer-Denkmal, die Löwengruppe am Tiergarten, die sitzende Bronzeskulptur von Willy Brandt: Die im Laufe der Jahrzehnte in der Gießerei gefertigten Kunstwerke – Skulpturen, Statuen, Epitaphien und Bronze-Beschriftungen für Urnengräber – sind übers ganze Stadtgebiet verteilt.

Doch der Sandstein der Fassade der heutigen Kunstgießerei Lenz bröckelt. Wenn man das 400 Quadratmeter große Bauwerk, das hier seit 1850 existiert, betritt, begibt man sich auf eine Zeitreise. Der Zahn der Zeit nagt an dem ehrwürdigen Gebäude und hat unschöne Spuren hinterlassen – Wasserschäden, Schimmel und Risse an den Wänden. In einigen Räumen sind Eimer verteilt, da das Glasdach undicht ist.


Expertin ist alarmiert: Bayerische Denkmäler in Gefahr


Schlimmer sind jedoch die Schäden am Hauptdach: Licht fällt durch die Löcher, einige Stellen haben die Mitarbeiter behelfsmäßig mit Plastikteilen ausgebessert. Es regnet rein.

"Die Arbeiten am Dach sind am dringendsten, es ist total marode", sagt Gießerei-Chefin Sabine Jahn, die hier Anfang 2009 in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist. "Ich habe meine Vermieterin schon wiederholt auf die Mängel angesprochen. Im Januar war auch ein Dachdecker da und hat einen Kostenvoranschlag gemacht – passiert ist jedoch seitdem nichts."

Und nun naht der Winter: Vorstandsmitglied Ewald Weschky, quasi "Denkmalbeauftragter" des Bürgervereins und Nachbar der Kunstgießerei, schreibt in der aktuellen Ausgabe der Vereinsmitteilungen: "Seit 2003 muss ich nun feststellen, dass das Anwesen immer mehr dem Verfall preisgegeben wird und keinerlei Investitionen getätigt werden, um den Erhalt des einzigartigen Baudenkmals zu fördern."

Undichte Fenster, feuchte Wände

Die Schäden am Gebäude seien augenfällig, "man sieht undichte Fenster, durchfeuchtete Wände, abplatzenden Putz in der Folge des undichten alten Daches". Weschky ergänzt: "Ob bei dieser Sachlage das Dach noch die Schneelast des nächsten Winters überstehen wird, ist mehr als fragwürdig."

Mit Verweis auf Artikel 4 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes führt Weschky aus: "Eigentümer können verpflichtet werden, bestimmte Erhaltungsmaßnahmen ganz oder zum Teil durchzuführen, soweit ihnen das insbesondere unter Berücksichtigung ihrer sonstigen Aufgaben und Verpflichtungen zumutbar ist."

Der Bürgerverein hat bereits die Denkmalschutzbehörde informiert. Heublein betont: "Es soll hinterher keiner sagen können, er habe nichts gewusst." Dieses Denkmal sei von besonderer Bedeutung. "Wir würden uns wünschen, dass rechtzeitig eingegriffen wird, um es nachhaltig zu schützen." Er fordert die Eigentümerin auf, "zügig geeignete Maßnahmen zu ergreifen". Eine Anfrage des Stadtanzeigers an die Vermieterin blieb bislang unbeantwortet.

Mit dem Gang an die Öffentlichkeit will der Bürgerverein vor allem Aufmerksamkeit und Bewusstsein schaffen. Heublein: "Der Wert des Denkmals steht völlig außer Frage. Jetzt müssen alle genau hinsehen und sich für den Erhalt einsetzen."

Keine Kommentare