Immobilie

Stadt Nürnberg will Professorenvilla in Erlenstegen verkaufen

19.5.2021, 15:50 Uhr
Die sogenannte Professorenvilla steht zum Verkauf. 

© Stefan Hippel Die sogenannte Professorenvilla steht zum Verkauf. 

Die im Stadtrat mit Einzelstadträtin Marion Padua vertretene Linke Liste hatte kürzlich mit einer satirischen Aktion gegen den Verkauf protestiert. Sie versteigerte in der Fußgängerzone symbolisch das Rathaus, um zu demonstrieren, dass man mit kommunalem Eigentum so nicht umgehen könne.
Padua schlägt vor, die 1929 erbaute Villa in der Hubertusstraße 10 als Kindertagesstätte oder für städtische Verwaltungseinheiten zu nutzen. Für eine Kita bestehe in Erlenstegen aber kein Bedarf, sagt Fraas. Und für andere öffentliche Nutzungen wäre zunächst eine Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Einfamilienhauses nötig – das sei zu teuer und daher keine Option.

"Es gibt einen Markt"

Deswegen wolle man das Objekt veräußern: "Noch ist die Professorenvilla nicht verkauft. Das Liegenschaftsamt hat aber Anfragen von Interessenten erhalten und führt Gespräche", erklärt Fraas. "Wer es erwirbt, muss viel Geld in das Gebäude stecken. Es gibt aber auch hierfür einen Markt", so der Wirtschaftsreferent. Der Kaufpreis liegt dem Vernehmen nach bei 1,5 Millionen Euro.


Den Vorwurf der Linken Liste, in Zeiten, in denen Wohnflächen knapp sind, städtisches Tafelsilber zu verscherbeln, will Fraas nicht stehen lassen. Er verweist auf eine Tabelle aus seinem Referat: Demnach hat die Stadt zwischen 2009 und 2020 eine Fläche von 1.689.242 Quadratmetern erworben, wenn man alle gekauften Grundstücke zusammenrechnet.

Erbaut vom Stadion-Architekten

Alle Veräußerungen ergeben im selben Zeitraum 1 430 548 Quadratmeter. Blickt man zurück, so verkaufte die Stadt vor allem in den Jahren 2010 (407 076 Quadratmeter) und 2019 (325 202 Quadratmeter) besonders viele eigenen Grundstücke. "2010 wurden zahlreiche Flächen an den Servicebetrieb Öffentlicher Raum übertragen", sagt Fraas.

Hier handle es sich also um einen "internen Verkauf" an einen städtischen Eigenbetrieb. 2019 gab man etliche städtische Grundstücke an die kommunale Wohnungsbaugesellschaft (wbg) ab. "Ohne diese Verkäufe beziehungsweise Übertragungen an Eigenbetriebe und Tochtergesellschaften wäre die Differenz zwischen Verkäufen und Käufen noch größer", argumentiert Fraas. Vieles bleibe also in der städtischen Familie.

Freistehendes Einfamilienhaus

Nicht jedoch die Professorenvilla, die abgegeben werden soll. Sie ist mit einer Grundfläche von 249 Quadratmetern im Jahr 1929 auf einem 890 Quadratmeter großen Grundstück als freistehendes Einfamilienhaus gebaut worden. Die Pläne hatte Otto Ernst Schweizer entworfen, der auch für das Städtische Stadion verantwortlich zeichnete. Ihren Namen bekam sie, weil in ihr die Lehrenden der Handelsschule wohnten. Letztmals vermietet war das Gebäude im September 2018.

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