Stadtspitze mit Plänen: Nürnberg will Karstadt-Häuser retten

22.6.2020, 15:21 Uhr
Erst Schieflage, dann Kahlschlag: Das Karstadt-Haus im Herzen Nürnbergs gleich bei der Lorenzkirche wird von vielen Bürgern der Stadt schmerzlich vermisst werden.

© Foto: Roland Fengler Erst Schieflage, dann Kahlschlag: Das Karstadt-Haus im Herzen Nürnbergs gleich bei der Lorenzkirche wird von vielen Bürgern der Stadt schmerzlich vermisst werden.

Konkret wollen OB Marcus König und Wirtschaftsreferent Michael Fraas den Eigentümern der Karstadt-Ladengeschäfte an der Lorenzkirche und im Frankenzentrum Langwasser Briefe schreiben. Ziel ist es, eine Reduzierung der Mieten zumindest vorübergehend zu erreichen, berichtete König am Montagmittag im Rathaus vor zahlreichen Medienvertretern.

Durch die Corona-bedingten Umsatzeinbrüche sind die Mieten gemessen am Umsatz offenbar drastisch gestiegen. Üblich seien zwölf oder 13 Prozent Mietkosten-Anteil, hieß es. Bei Karstadt an der Lorenzkirche machte der Mietaufwand inzwischen 20 Prozent des Umsatzes aus, sagte Mittelfrankens DGB-Chef Stephan Doll.

Faktisch gehört Haus einem Immobilienfonds

Ob die städtischen Bittbriefe Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Das Frankenzentrum wird von der Hamburger ECE Projektmanagement GmbH verwaltet, die das Haus Ende der 1960 Jahre auch gebaut hat. Weitaus schwieriger dürfte es werden, geeignete Ansprechpartner beim Eigentümer der Immobilie Karstadt-Lorenzkirche zu finden, machten Fraas und König deutlich. Formell ist dies die Frankfurter RFR Holding GmbH bzw. deren US-amerikanische Mutter. Faktisch gehöre das Haus aber einem Immobilienfonds, der wiederum Teil einer verschachtelten Fonds-Struktur sei, so Fraas.

Von einer Schließung der beiden Karstadt-Häuser wären nicht nur gut 300, sondern sogar rund 600 Arbeitnehmer betroffen. Denn neben den 310 Karstadt-Mitarbeitern sind etwa 290 Angestellte von Fremdfirmen in den beiden Karstadt-Häusern tätig. Dazu gehören beispielsweise der Feinkost-Bereich an der Lorenzkirche oder die Parfum-Shops.

Schock für Mitarbeiter

Gewerkschafter und die Betriebsräte der betroffenen Häuser machten nochmals deutlich, wie groß der Schock für die Beschäftigen am vergangenen Freitag war, als die Schließungsliste des Galeria-Konzerns bekannt wurde.

Grund für die Schieflage sein jahrzehntelange Managementfehler; mit einer anderen Waren- und Sortimentsstruktur würde das Unternehmen heute deutlich besser dastehen, sagte stellvertretend Katharina Lorenz, Betriebsrätin bei Karstadt in Langwasser.

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