Statt süßer Limos: Nürnbergs Schulen setzen auf Trinkbrunnen

10.5.2019, 05:45 Uhr
Statt süßer Limos: Nürnbergs Schulen setzen auf Trinkbrunnen

© Lidia Piechulek

Kurz nach viertel nach neun bietet sich im Erdgeschoss des Melanchthon-Gymnasiums immer das gleiche Bild: Wenn der Gong zur ersten Pause ruft, bilden sich in dem kleinen Vorraum gleich bei der Küche Trauben von Schülern — und an der Anlage werden Becher und Flaschen unter einen der Hähne gehalten, aus denen auf Knopfdruck das Wasser plätschert. Mit Kohlensäure versetzt oder still, immer gekühlt — vor allem kostenlos für Schüler wie Lehrer.

Seit etwa Februar ist der Trinkwasserspender in Betrieb und kommt "bei allen sehr gut" an, wie Schulleiter Hermann Lind sagt. Was auf den ersten Blick lediglich als kostenloser Service an dem humanistischen Gymnasium anmutet, verfolgt einen ernsthaften Hintergrund. "Zum einen Umweltschutzgründe, denn die Schüler kommen zum Teil mit Einwegflaschen in die Schule", so Lind. Zum anderen habe man "weg von den Limonaden" gewollt, wie es der Oberstudiendirektor ausdrückt. Zwar ohne diese zu verbieten, aber man wolle eben eine Alternative dazu anbieten.

Großes Interesse

Auch am Willstätter-Gymnasium und der Berufsschule 10 können die Schüler kostenlos ihren Durst löschen, und an der Adalbert-Stifter-Schule in Langwasser wurde bereits 2012 ein Trinkbrunnen für die Grund- und Mittelschüler installiert. In den letzten Jahren hat die Zahl der Schulen mit diesem Angebot zugenommen, wie der Leiter der Hausverwaltung Schule und Sport der Stadt Nürnberg, Michael Kaiser, sagt. Derzeit betreue man 140 Schulen und davon hätten 18 Einrichtungen Trinkbrunnen oder Trinkwasserspender.

Dabei könnten es viel mehr Einrichtungen in der Stadt sein, die auf diesen Zug aufspringen — wie es etwa in Füssen geplant ist. Dort sollen nach und nach alle Schulen mit solchen Trinkwasserbrunnen versorgt werden — allerdings haben die dortigen Stadtwerke eine Haustechnikfirma als Partner gewinnen können, die Montage und Wartung der Rohrleitungen übernimmt.

Eine Idee auch für alle Nürnberger Schulen? "Wir haben den Schulen die Info zukommen lassen, dass wir die laufenden Kosten übernehmen, aber die Investition sollte aus den Spenden kommen", wie Bürgermeister Klemens Gsell sagt. Konkret heißt das: Die Stadt zahlt zwar die Sanitärinstallation, Wasser und Strom. Die Anschaffung und die regelmäßigen Kontrollen und Hygienemaßnahmen im Betrieb müssen aber von der Schule als Betreiber getragen werden — und gewährleistet sein.

N-Ergie baut Trinkbrunnen auf

So ermöglichten auch am Melanchthon-Gymnasium Spenden die Anschaffung des Wasserspenders. Aber auch die Wasseruntersuchungen vor der Inbetriebnahme müssen die Schulen tragen. Das alles belastet das jeweilige Schulbudget im Jahr mit etwa 1500 Euro, so Kaiser.

Und so kann nicht jede Schule diese Idee umsetzen. Auch weil beim Standort freie Flucht- und Rettungswege gewährleistet sein müssen, ein entsprechender Bodenbelag das Ausrutschen vermeiden soll, vor allem aber muss eine brauchbare Sanitäranlage vorhanden sein, die einen unkomplizierten Anschluss ans Trinkwasser ermöglicht. Insofern äußert Kaiser Zweifel daran, ob man in Füssen die Pläne wirklich überall umsetzen kann. Schließlich würden dort dieselben Richtlinien gelten.

Die N-Ergie hat schon lange auf den Schulhöfen von drei Schulen Trinkbrunnen aufgebaut und betreut diese (abgesehen von den 15 Brunnen im öffentlichen Raum). Ein Projekt, bei dem sie selbst 2004 und 2005 zwei Schulen Anschaffung, Lieferung und Anschluss von Trinkbrunnen finanzierte, während die Schulen die Wartung übernahmen, wurde nicht fortgesetzt. "Der Aufwand war für die N-Ergie wie auch für die Schulen sehr groß", sagt N–Ergie-Sprecherin Heidi Willer. Es muss unter anderem ein geeigneter Wasseranschluss gefunden werden, der sogenanntes Stagnationswasser verhindert. Und: "Für die Schulen ist der Instandhaltungsaufwand sehr groß." Auch deshalb plädiere die N-Ergie dafür, "Trinkwasser in der Schule frisch aus dem Wasserhahn zu verwenden".

Am Melanchthon-Gymnasium lief im Vorfeld alles glatt. In der kleinen Anlage werden die Leitungen alle zehn Minuten gespült, so dass kein Wasser stehenbleibt, die Untersuchungen seien engmaschig, sagt Lind. Man glaubt an das Modell und verfolgt es weiter: Für jeden Schüler soll nun eine Flasche aus Edelstahl mit großem Einfüllhals angeschafft werden. Ein weiterer Schritt in Sachen Klimaschutz — vorausgesetzt, Spenden machen es möglich.

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