Stefan Schuster: Ein Feuerwehrmann für alle Fälle

14.9.2018, 18:25 Uhr
Stefan Schuster: Ein Feuerwehrmann für alle Fälle

© Eduard Weigert

"Aha, der Feuerwehrmann ist wieder unterwegs." Wenn Stefan Schuster an den Haustüren klingelt, muss er sich oft gar nicht mehr groß vorstellen. Kein Wunder – schon seit 2002 gehört der Sozialdemokrat dem Landtag an. "Von den SPD-Abgeordneten, die wieder antreten, ist nur Harald Güller länger dabei", sagt der Parlamentsroutinier. Vor zehn Jahren war er noch der jüngste der damaligen Nürnberger SPD-Kandidaten, nun ist er mit 59 Jahren der "Oldie". Außerdem kam ihm sein langjähriger Gegenspieler abhanden, weil Ministerpräsident Markus Söder in den Osten wechselte.

Schuster rechnet sich daher Chancen aus, aufgrund seines größeren Bekanntheitsgrades im Vergleich zum CSU-Kandidaten Jochen Kohler den Stimmkreis Nürnberg-West erstmals direkt gewinnen zu können. Dagegen spricht freilich die gegenwärtige Misere der SPD – und sollte Schuster das Rennen um das Direktmandat verlieren, könnte es für den früheren Berufsfeuerwehrmann eng werden: Auf der Liste der Sozialdemokraten ist der Cousin von Oberbürgermeister Ulrich Maly diesmal nur auf Rang fünf notiert, vor fünf Jahren ging er noch als Nummer zwei ins Rennen.

Mehr Polizisten, mehr Wohnungen 

Zwar stellt die mittelfränkische SPD derzeit sieben Abgeordnete, aber bei der Landtagswahl 2013 holten die Genossen auch 20,6 Prozent, derzeit stehen sie in Umfragen nur bei zwölf bis 14. Allerdings gelang es Schuster schon bei früheren Wahlen, auf der Liste nach oben zu klettern. 2008 etwa verbesserte er sich von Platz fünf auf drei. Wenn Schuster es wieder in den Landtag schafft, möchte sich der Sicherheitsexperte der bayerischen Genossen für 500 zusätzliche Polizisten auf Nürnbergs Straßen einsetzen. "Es kann nicht sein, dass die Leute etwa bei Ruhestörungen ewig auf eine Streife warten müssen."

Im Wohnungsbau müsse ebenfalls etwas passieren, sagt Schuster. Obschon sich die Kommunen um mehr Wohnraum bemühten, brauche man dringend Investitionen des Freistaats. "In der kommenden Legislaturperiode müssen 100 000 neue Wohnungen entstehen", fordert der 59-Jährige, der selbst als Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft in der Gartenstadt fungiert. Schusters Lebensgefährtin arbeitet in der Pflege – auch dieser Bereich liegt dem Genossen am Herzen.

Macht hat CSU arrogant werden lassen 

Zudem könnte er sich vorstellen, sich im Petitionsausschuss des Landtags um die Anliegen der Bürger zu kümmern. Schuster, der aus einer sozialdemokratischen Familie stammt, in jungen Jahren beim SPD-nahen Jugendverband "Die Falken" aktiv war und bereits 1977 in die Partei eintrat, findet, dass man auch als Oppositionspolitiker einiges für die Menschen erreichen kann – obgleich die CSU mit ihrer absoluten Mehrheit und der "Arroganz der Macht" SPD-Anträge auch in der vergangenen Legislaturperiode stets abgelehnt habe.

An den Infoständen sei die Stimmung gereizter als früher, fällt Schuster auf. Bei den Haustürbesuchen aber stoße er auf viele freundliche Reaktionen. "Die Leute wundern sich dass der Kandidat persönlich vorbeischaut und nicht nur die Wahlkampfhelfer schickt." Man kenne ihn, weil er stets auf Vereinsfesten und Kirchweihen präsent sei. Als Wahlkampfgeschenk hat der begeisterte Hobbykoch diesmal einen Pfannenwender mit dem Slogan "Nichts anbrennen lassen!" dabei; auf seiner Homepage stellt er jede Woche neue Rezepte vor, aktuell eines für Gulasch.

Schuster, der privat gern mit seiner English-Setter-Hündin Maggie spazieren geht, wäre als Feuerwehrmann mit 60 in Pension gegangen. Auch als Politiker wird er nicht ewig weitermachen, die kommende Legislaturperiode dürfte seine letzte sein. "Ich strebe nicht an, Alterspräsident des bayerischen Landtags zu werden." Gleichwohl würde es ihn sehr freuen, wenn es mit dem Ticket nach München nochmals klappt. "Die Arbeit als Abgeordneter macht mir nach wie vor sehr viel Spaß."

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