Steiner Tunnelprojekt löst allgemeine Skepsis aus

27.2.2014, 10:42 Uhr
Steiner Tunnelprojekt löst allgemeine Skepsis aus

© H.-J. Winckler

Das erste Nein mit einem großen Ausrufezeichen dahinter kam vonseiten Nürnbergs. Aus dem Presseamt wurde die suboptimale Kommunikation gerügt, da das die Umgehung planende Staatliche Bauamt die Nürnberger Verwaltung nicht eingeweiht hatte. Es folgten ablehnende Stellungnahmen aus weiteren Behörden der großen Nachbarstadt, gefolgt von einem Veto des Vorstadtvereins Eibach/Maiach. Auch Nürnbergs CSU zeigt sich äußerst skeptisch. Das reflexartige Nein von Nürnberger Seite auf jeden Versuch, in der Faberstadt die Verkehrsbelastung zu reduzieren, ist man in Stein schon gewöhnt.

Bürgermeister Kurt Krömer erwartet aber in diesem Fall noch einen Meinungsumschwung: „Ich denke, die Reaktionen werden sich verändern, wenn man die detaillierte Planung kennt.“ Er selbst habe aus der Bürgerschaft nur Positives gehört. „Endlich tut sich mal was“, sei ihm gesagt worden.

Zerschnittene Fluren

Erklärungsbedarf gab es allerdings auch: Denn nicht wenige Steiner fragen sich, wieso man 130 Millionen Euro für eine neue Straße samt Tunnel ausgeben kann, aber nicht für eine U-Bahn-Verlängerung nach Stein mit ähnlich hohen Baukosten. Krömer erläutert, dass das von den Geldgebern abhänge. Während der Straßenbau zu 100 Prozent vom Bund übernommen werde, müssten für den ÖPNV auch Land, Landkreis und Kommune in ihre Kassen greifen.

Einen anderen Blick auf das Konzept, mit dem das Staatliche Bauamt vergangene Woche überraschend an die Öffentlichkeit trat, hat Arno Pfeifenberger vom örtlichen Bund Naturschutz. Er moniert, dass damit erneut Steiner Flur zerschnitten werde. In Teilen Deutenbachs und in Bertelsdorf, zwischen beiden Ortsteilen soll die neue Trasse der Bundesstraße 14 verlaufen, komme das Konzept gar nicht gut an.

Steiner Tunnelprojekt löst allgemeine Skepsis aus

© H.-J. Winckler

Pfeifenberger meint, man solle die Aktivitäten lieber in Richtung öffentlicher Nahverkehr mit einem neuen Anlauf für die U-Bahn lenken. Und nicht zuletzt stellt sich für ihn die Frage, welche Auswirkungen eine solche Verkehrsberuhigung auf das Einkaufszentrum Forum haben wird: „Hat es nicht einmal geheißen, in jedem Auto sitzt ein Geldbeutel? Und wenn es nun ein paar Tausend Geldbeutel weniger sind?“

Der Projektleiter für das aktuell entstehende Forum Stein, Thomas Riek, bleibt ganz gelassen: „Bis der Tunnel gebaut wird, hat sich das Einkaufscenter etabliert. Die Kunden werden es gezielt ansteuern.“ Denn frühestens 2020 kann der Bau der Umgehung beginnen, hat das Staatliche Bauamt angekündigt.

Für „Wahlkampfgetöse“ des Bürgermeisters hält Karl Müller vom Gewerbeverein Stein die Präsentation des Umgehungskonzepts. Wenn das Forum fertig sei, dann werde die Zahl der Fahrzeuge in Stein voraussichtlich auf 40000 (aktuell sind es 32000) steigen. „Da muss man halt jetzt irgendwelche Aktivitäten entwickeln“, meint er voller Ironie. Doch für ihn stellt sich die Frage, ob das Konzept jemals realisiert wird: Es sei zu teuer, es gebe zu viele Widerstände. Wenn schon Tunnel, fordert der Steiner Geschäftsmann, dann doch bitte direkt unter der Hauptstraße und nicht unter dem Rednitztal.

In die Suppe spucken

Skepsis überwiegt auch bei Bertram Höfer, CSU-Stadtrat und Bürgermeisterkandidat. Zwar sehe er es positiv, dass die Umgehung nun „ein Gesicht“ habe, doch er vermutet gleichzeitig: „Die Nürnberger werden uns da noch gewaltig in die Suppe spucken.“ Die Kosten von 130 Millionen Euro sind für ihn zu niedrig geschätzt, bis Baubeginn sei man wahrscheinlich schon bei 200 Millionen Euro.
 

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