Steter Feldzug gegen das schlechte Image

25.8.2014, 21:18 Uhr
Steter Feldzug gegen das schlechte Image

© Unternehmensgruppe Neumüller

Steter Feldzug gegen das schlechte Image

© Ralf Rödel

Natürlich habe es in diesem Geschäftsfeld Ausbeutung und miese Bezahlung gegeben. Doch dem sei spätestens seit der Einführung von Tariflöhnen in der Branche ein Riegel vorgeschoben. Heute verdienten Leiharbeiter oft kaum weniger als das Stammpersonal.

Wenn Regina Neumüller darüber spricht, welche Möglichkeiten die Zeitarbeit den Arbeitsuchenden eröffnet, dann hört sie sich an wie ein typischer Arbeitgeberfunktionär. Und doch will sie nichts schönreden. Das Massengeschäft „Call-Center“ beispielsweise ist dem Unternehmerehepaar suspekt. Da drehe sich in der Regel alles nur um den Preis — oft genug auf Kosten der Mitarbeiter. „Das ist inhuman und entspricht nicht unserer Vorstellung von einer modernen Arbeitswelt.“

Und wie sieht diese Vorstellung aus? In Neumüllers familienfreundlicher Arbeitswelt steht das hübsch ausgestattete Kinderzimmer derzeit leer. Die Dreikäsehochs, die es bisher bevölkert haben, sind in Richtung Schule und Kindergarten abgewandert. Sobald erneut Bedarf da ist, gibt es in dem großzügigen Raum am Ende des Bürotrakts wieder eine qualifizierte Betreuung des Nachwuchses der Verwaltungsmitarbeiter, wenn dieser unter drei Jahren alt ist.

Hohe Hürden

„Wir wollen, dass die Eltern den Kopf frei haben und sich keine Sorgen um ihre Kleinen machen müssen“, begründen die Neumüllers ihr Engagement. Gerne hätten sie einen Kindergarten eingerichtet. „Aber die bürokratischen Hürden sind einfach zu hoch.“ Ihr betriebliches Gesundheitsmanagement aber läuft wie am Schnürchen. Das hat ihnen die Erstplatzierung beim „Corporate Health Award 2013“ eingebracht, einem vom Tüv Süd und dem Handelsblatt initiierten Wettbewerb.

Um diese Auszeichnung zu erhalten, braucht es ein durchgängiges Konzept zur Gesunderhaltung der Belegschaft. Das heißt bei Neumüller „Take Care“, wird gemeinsam mit den Mitarbeitern erstellt und sieht so aus: Der Arbeitgeber beteiligt sich an den Kosten für den Besuch eines Fitnessstudios; während des Jahres finden regelmäßig Laufveranstaltungen statt; es gibt Schrittzähler zum Messen der sportlichen Leistung im Büroalltag und eine Rückenschule; man kann während der Arbeitszeit zur Schutzimpfung gehen und der Arbeitgeber versorgt seine Mitarbeiter Woche für Woche mit frischem Obst. Außerdem sind die Büros so ausgestattet, dass man sowohl im Sitzen als auch Stehen arbeiten kann.

250 Festangestellte

Die Neumüller Unternehmensgruppe zählt in Nordbayern zu den zehn großen Personaldienstleistern für Ingenieure. Außerdem vermittelt sie Zeitarbeitskräfte aus dem kaufmännischen und kaufmännisch-technischen Bereich. Ihre rund 250 festangestellten Leiharbeitnehmer — zirka 200 Ingenieure und etwa 50 Kaufleute — haben unbefristete Arbeitsverträge.

„Wir setzen auf Qualität und nicht auf Quantität“, sagt Werner Neumüller. Dazu passt es, dass ungefähr 90 Prozent der von ihm ausgewählten Ingenieure binnen 16 bis 18 Monaten von den Firmen, die sie sich geliehen hatten, übernommen werden.

Bei den Kaufleuten sind es laut Regina Neumüller in diesem Zeitraum etwa 70 Prozent. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Warum? Weil Zeitarbeit in Deutschland größtenteils immer noch ein geschlossenes System ist und für die Arbeitsuchenden nicht das erhoffte Sprungbrett in die Unternehmen.

Deshalb ist es für Regina und Werner Neumüller wichtig, die Mitarbeiter passgenau einzusetzen und deren Entwicklungsmöglichkeiten richtig einzuschätzen. Etliche Firmen suchten den „Traumbewerber“ und das dauere. Deshalb nähmen sie fürs Erste mit einem auf Zeit beschäftigten Mitarbeiter vorlieb. Aus so einer Beziehung auf Probe aber werde nicht selten eine auf Dauer, so die Erfahrung der Neumüllers.

Besonders stolz ist der Firmenchef darauf, dass er über seine akademische Stellenvermittlung „Alluceo“ immerhin ein Prozent aller deutschen Fachhochschulabsolventen vermittelt. Diese verdienen jedoch in der Regel weniger als ihre fest angestellten Kollegen.

Allerdings relativiere sich dieser Nachteil wieder. Weil Neumüller nach eigenen Angaben nämlich für seine weitgehend hochqualifizierten Forschungs- und Entwicklungsingenieure Gehälter aushandelt, die im Durchschnitt rund 40 Prozent über dem Tarif liegen, sei die Bezahlung trotzdem ordentlich.

Für die Zeit Zwischendurch

Ein weiteres Geschäftsfeld ist das Interimsmanagement. Dieses zeitlich befristete betriebliche Management soll verhindern, dass in Übergangsphasen auf Führungsebene im Unternehmen Brüche entstehen. Unter den Kunden der 2003 gegründeten Unternehmensgruppe Neumüller finden sich Dax-notierte Konzerne und große mittelständische Unternehmen sowie Firmen mit den Schwerpunkten Entwicklung und Produktion von Elektronik, Automatisierungstechnik und Engineering von Kernkraftwerken.

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