Straßenmusiker-Streit: Nürnberg will "keine Geschmackspolizei"

29.9.2015, 10:36 Uhr
Zu wenig Abwechslung, zu laut: Anwohner in der Nürnberger Innenstadt ärgern sich über so manchen Straßenmusiker.

© dpa Zu wenig Abwechslung, zu laut: Anwohner in der Nürnberger Innenstadt ärgern sich über so manchen Straßenmusiker.

Weil Straßenmusiker, die vor ihrem Fenster immer die gleichen Lieder spielen, ihr den letzten Nerv rauben und sie ihre Psychotherapiepraxis in Gefahr sieht, schrieb Jutta Schaper Anfang August einen offenen Brief an den Oberbürgermeister Ulrich Maly. Sie spricht dabei von "musikalischem Psychoterror" durch die Dauerbeschallung.

Die "selbsernannten Straßenmusikanten" würden immer wieder das gleiche Lied spielen, ihr Repertoire beschränke sich auf ein Musikstück. "Nach gefühlten 137 Wiederholungen von 'Streets of London' folgen laute Saxophonklänge, im Anschluss Gitarrenklänge via verstecktem Verstärker bis hin zu einem zehnköpfigen Schreichor, der einen neuen Lautstärkerekord anzustreben scheint", so Schaper.

Mit ihrem Vorstoß bekam sie Unterstüzung von anderen Geschäftsleuten und Anwohnern der Innenstadt. Gegen Straßenmusiker hat Schaper nichts - nur die Dauerbeschallung und Leider in Endlosschleife seien ein Problem.

Maly hält bestehende Regeln für ausreichend

Inzwischen hat Oberbürgermeister Ulrich Maly auf den offenen Brief geantwortet – das Schreiben liegt der Nürnberger Zeitung vor. Darin schreibt Maly: "Ich stimme Ihnen zu, dass die Musikdarbietungen von Straßenmusikanten oft sehr laut wirken und nicht immer dem Geschmack der Allgemeinheit entsprechen oder auf die Zufriedenheit der Anwohner und Gewerbetreibenden treffen." Auf der anderen Seite trügen die Musiker zu einem offenen und lebendigen Stadtbild bei.

Darüber hinaus verweist er auf die bestehenden Regelungen und die Auflagen für Straßenmusiker. Dazu gehört unter anderem, dass sie nur 30 Minuten an einem Platz spielen und an den gleichen Ort auch später nicht mehr zurückkehren dürfen. Außerdem sind Verstärker verboten.

Das Münchner Modell, bei dem Straßenmusiker bei der Stadtinformation vorspielen müssen, ist für Maly keine Option. "Wir wollen (...) keine Geschmackspolizei oder eine Repertoireprüfung“, sagt Maly. Das Stadtoberhaupt hält die bestehenden Regeln für ausreichend und nach der Beschwerde von Jutta Schaper habe das Ordnungsamt in letzter Zeit genauer hingesehen. Aktuell gebe es auch keine weiteren Klagen.

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