Digital Festival

Stromverbrauch einer Kleinstadt: So sieht es in einem Nürnberger Rechenzentrum aus

25.6.2021, 17:46 Uhr
Tausende Server, Zigtausende Kilometer Kabel und ein einzelner Support-Mitarbeiter, der einen Kunden bei der Fehlersuche unterstützt: So sieht es im Nürnberger Rechenzentrum der Hetzner Online GmbH aus.

© Hetzner Online GmbH, NN Tausende Server, Zigtausende Kilometer Kabel und ein einzelner Support-Mitarbeiter, der einen Kunden bei der Fehlersuche unterstützt: So sieht es im Nürnberger Rechenzentrum der Hetzner Online GmbH aus.

Der Klang des Internets ist allgegenwärtig. Es ist ein Surren und Rauschen, manchmal dröhnend laut, manchmal ein schrilles Fiepen, das sich in die Ohren einbohrt. Es ist der Ton unzähliger hart arbeitender Server, untermalt von der stetig saugenden und blasenden Luftkühlung. "Wir haben dieses Jahr am 1. April eine CD angeboten, auf der man den Sound des Rechenzentrums hört", erzählt Christian Fitz schmunzelnd. Er ist Leiter des Marketings bei der Hetzner Online GmbH und führt gemeinsam mit Renee Werner durch das Rechenzentrum der 1997 in Gunzenhausen gegründeten Firma.

Von außen wirken die langestreckten grau-weißen Hallen kaum anders als die umliegenden Gewerbeflächen in Höfen, doch innen hat das Datenzentrum beeindruckende Ausmaße. Etwa 30.000 Server stehen hier in langen, meist menschenleeren Gängen, über jeden einzelnen können mehrere Hundert Webseiten laufen.


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Die Datenmengen sind gewaltig: Etwa 960 Gigabyte pro Sekunde werden hier transportiert. Umgerechnet, erklärt Christian Fitz, wären dies etwa 13.800 normale Haushalte mit einem durchschnittlichen Internetanschluss von 50 MBit/s. "Die Datenmengen werden jedes Jahr größer", weiß Fitz, "aber Corona hat dem nochmal extra Schub gegeben."


Dahinter steht eine Vielzahl von Kunden, denen die Firma eine durchgängige Kühlung und Stromversorgung ihrer IT garantiert. Ein doppeltes Stromnetz und ein stets betriebsbereiter Dieselgenerator sollen dafür sorgen, dass auch ein Stromausfall keinen Schaden anrichten kann. An den Wänden ist eine Freiluftkühlung installiert, die Außenluft ansaugt, auf die richtige Temperatur bringt und dann über den doppelten Boden in die Kaltgänge führt.

Zwischen 22 und 24 Grad haben diese, quasi menschliche Wohlfühltemperatur. Es mache keinen Sinn, erklärt Renee Werner, die Server noch weiter abzukühlen, diese hätten ja selbst eine gewisse Betriebstemperatur. Kommt man aus einem der benachbarten Gänge, wo die Abluft in tropischer Wärme aus den Servern herauskommt, fühlt sich der stete Luftstrom in den Kaltgängen aber deutlich frischer an.

Die Firma Hetzner bemüht sich, das Kühlsystem so effizient wie irgendwie möglich zu halten, betrieben wird es ausschließlich mit Strom aus Wasserkraft, aber dennoch: "Wir verbrauchen mit dem Nürnberger Datenzentrum so viel Strom wie eine ganze Kleinstadt", gibt Christian Fitz zu.


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Und dabei ist Nürnberg noch nicht einmal das größte Rechenzentrum der Firma. Dieser Titel gebührt dem Standort in Falkenstein im Vogtland. Insgesamt besitzt Hetzner etwa 340.000 Server, von denen einige auch in Finnland und Südafrika beheimatet sind. Die Kunden kommen aus 150 Ländern. In der Tendenz nutzen die meisten internationalen Firmen "Managed Systems", bei denen sie Hardware und Server des Anbieters nutzen und sich bei Problemen an den Kundenservice vor Ort wenden. Regionale Unternehmen dagegen interessieren sich oft für "Colocation", sie mieten ganze Regale, sogenannte "Racks", oder sogar größere Flächen, die "Cages", wo sie ihre eigene Technik unterbringen und jederzeit für Wartungsarbeiten vorbeikommen können.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen natürlich, weswegen Besichtigungen normalerweise nicht möglich sind. Immer wieder kommen dazu Anfragen, beispielsweise von Lehrern und Schulklassen. Beim Nürnberg Digital Festival 2021 wird deshalb nun eine Ausnahme gemacht. "Die Leute sollen einen Eindruck bekommen, wie groß so ein Rechenzentrum ist, wie ein Server aussieht", sagt Christian Fitz. Neben der Führung soll es auch eine kleine Hardware-Ausstellung und einen Stand mit VR-Brillen geben. Und nebenbei kann man hören, wie das Internet klingt.


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Für die CD mit dem Server-Sound gab es im Übrigen einige Interessenten. Wer eine Mail an die Firma schrieb, wurde rasch über den Aprilscherz aufgeklärt. Einige hätten daraufhin ganz enttäuscht nachgefragt, ob man die CD nicht doch irgendwie bekommen könne, erzählt Christian Fitz. Offenbar, mutmaßt er amüsiert, könnten einige beim Klang des Internets gut einschlafen.

Beim Nürnberg Digital Festival führt die Hetzner Online GmbH am 14. Juli durch ihr Datenzentrum. Alle Infos und das Programm zum Festival gibt es unter nuernberg.digital

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