"Superblitzer"-Bilanz: 8400 Raser in Nürnberg erwischt

5.5.2020, 09:32 Uhr

© Foto: Ralf Rödel

Wer regelmäßig mit dem Auto im Nürnberger Stadtgebiet unterwegs ist, hat sich längst an die knapp zwei Meter hohen Säulen am Straßenrand gewöhnt. Seit drei Jahren gehen Stadtverwaltung und Polizei mit drei so genannten Superblitzern gegen Raser und Rotlichtsünder vor. Und es sollen mehr werden – auch wenn die Verkehrssünden dadurch nicht weniger wurden.


Neue Bußgelder im Straßenverkehr: Diese Strafen drohen


Nürnberg gehört nicht nur zu den 15 größten Städten Deutschlands, die Stadt liegt zudem am Schnittpunkt wichtiger Autobahnen. Kurz: Auf den Straßen herrscht reger Verkehr, da sind Regelverstöße an der Tagesordnung. Also braucht es Kontrollen und gegebenenfalls Sanktionen. Neben mobilen Geschwindigkeitsmessungen setzt man seit drei Jahren auch auf moderne Blitzanlagen, die nicht nur anschlagen, wenn man bei Rot über die Ampel fährt, sondern auch die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hat. Das war bis dahin nur mobil möglich gewesen. Den Anfang hatte die erste Anlage bereits im Sommer 2016, nach München die zweite dieser Art, an der Schöller-Kreuzung am Nordring gemacht und sich dabei innerhalb kürzester Zeit bewährt: Innerhalb von nur 79 Tagen erfasste das Gerät 1260 Verkehrssünder. Wenige Monate später folgten zwei weitere "Superblitzer".

Laserteppich misst

Nötig sind die neue Anlagen, weil die alten Blitzer in der Stadt längst zum Auslaufmodell geworden sind, die Erfassung von Verkehrssündern nicht mehr auf dem neuesten Stand war: Vermehrt hatte es mechanische Störungen gegeben, auch hatten sich immer wieder Probleme mit der überholten Nassfilmtechnik gezeigt.

Anders die "Superblitzer" mit ihren beiden Digitalkameras und "Laserteppich": Bereits in 75 Metern Entfernung misst die Anlage, deren Kameras in alle vier Richtungen gerichtet sind, das Tempo der Fahrzeuge.

Schaltet die Ampel auf Rot, sendet sie ein Signal an die Anlage. Rollt man dann über die Haltelinie, wird man geblitzt – und kassiert ein Bußgeld von 90 Euro und einen Punkt in Flensburg. Hatte die Ampel bereits länger als eine Sekunde auf Rot geschaltet, wird es noch teurer: Dann werden 200 Euro fällig. Die drei modernen Anlagen stehen an wichtigen Schnittstellen im Stadtgebiet: An der Kreuzung Bucher Straße/Nordring, Frankenstraße/Pillenreuther Straße und Gustav-Adolf-Straße/Geisseestraße. Diese waren im vergangenen Jahr gut im Einsatz: Bei einem gezählten Durchlauf von insgesamt 2.800.485 Fahrzeugen registrierten die Säulen 11.597 Ordnungswidrigkeiten - mit weitem Abstand am häufigsten wegen zu schnellen Fahrens (8423), gefolgt von Rotlichtverstößen (3061). Lediglich 113 Fahrzeugführer wurden geblitzt, weil sie zu schnell unterwegs und gleichzeitig bei Rot über die Ampel gefahren waren.

 

 

Doch einen durchschlagenden erzieherischen Aspekt scheinen die Hightech-Säulen nicht zu haben. "Insgesamt kann pauschal gesagt werden, dass auch nach drei Jahren Betrieb aller drei Überwachungssäulen die Anzahl der Verstöße keinesfalls signifikant zurück geht", so Polizeisprecher Stefan Lang. Vielmehr seien die Schwankungen nach oben und nach unten "relativ konstant", so Lang weiter.

Dennoch sollen weitere Anlagen folgen, wenn es denn die Haushaltsmittel zulassen. Doch die Blitzer sind kostspielig und schlagen mit etwa 100.000 Euro zu Buche. Bei der Stadt bewertet man die "Superblitzer" grundsätzlich positiv. "Wir stehen dem Aufbau neuer Anlagen zur Überwachung der Geschwindigkeit und von Rotlichtverstößen aufgeschlossen gegenüber", sagt Frank Jülich, Leiter des städtischen Verkehrsplanungsamtes.

Neue Standorte für Blitzer

Man berate daher die Polizei gerne bei der Planung. Die Entscheidung darüber treffe aber die Polizei. "Nur diese ist befugt, solche Anlagen auch aufzustellen und zu betreiben", so Jülich weiter. Stefan Lang von der Polizei verweist unterdessen darauf, dass die Standorte neuer Anlagen aktuell neu bewertet werden müssten.

Die Polizei will aber auch die alten Blitzer schrittweise zurückbauen. Ob diese überhaupt noch voll funktionsfähig sind, darüber macht sie jedoch keine Angaben. Von ursprünglich sieben Anlagen sind nur noch drei installiert – unter anderem im Bereich Frankenschnellweg/Rothenburger Straße. Mit Blick auf die ungewisse Zukunft des Frankenschnellwegs ist aber fraglich, ob dort nochmal eine Anlage installiert wird. Davon ungeachtet: Ob nun alt oder hightech, neben den fest installierten Blitzersäulen bleiben mobile Geschwindigkeitsmessungen aber auch weiterhin das gängige Mittel gegen Verkehrssünder.

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