Tanzschulen, Fitness und Vereine: Das bedeuten die Lockerungen

27.5.2020, 05:56 Uhr
Tanzschulen, Fitness und Vereine: Das bedeuten die Lockerungen

© Foto: Michael Matejka

Natürlich waren Martin und Sonja Schlegl nicht untätig. Die Geschwister betreiben die gleichnamige Tanzschule in Nürnberg und als Tänzer kann man ja nie ganz still sitzen. Die Corona-Zwangspause haben sie genutzt, um ihr Studio auf Hochglanz zu bringen. Der Boden wurde gebohnert, die Wände haben sie gestrichen – und jetzt? Jetzt würden sie gern wieder Gäste empfangen, mit denen sie ihre große Leidenschaft teilen.


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"Die Leute wollen wieder tanzen", sagt Martin Schlegl. "Man kann dabei abschalten, auf andere Gedanken kommen, es ist Lebensfreude." Während sich in anderen Bundesländern Paare schon wieder an Foxtrott, Tango oder Cha-Cha-Cha versuchen dürfen oder ihren Hochzeitswalzer proben, müssen die Tänzer in Bayern noch die Füße still halten. "So langsam tut es weh", hat Schlegl die Stimmung am Dienstagvormittag beschrieben in der "vergessenen Branche", wie er sie nennt.

Am Mittag kam dann die Erlösung, Markus Söder kündigte die Wiedereröffnung für die zweite Woche der Pfingstferien an. Bislang war das eigens erstellte Hygienekonzept weitgehend ignoriert worden, vielleicht auch, weil sich die Tanzschulen ein wenig im Niemandsland zwischen Gewerbe, Kultur und Sport bewegen. "Das ist genau unser Problem", sagt Heidi Schumacher vom Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband. Mit klaren Abstandsregelungen und einem nach Altersgruppen geordneten Stufenplan soll der Betrieb nun langsam wieder hochgefahren werden, die meisten Paare stammen ja aus einem Hausstand. "Hoffentlich sind die Auflagen nicht zu streng", sagt Schlegl, es sollen ja möglichst viele Gäste in den Genuss des renovierten Tanzstudios kommen.

 
Tanzschulen, Fitness und Vereine: Das bedeuten die Lockerungen

© Foto: Michael Matejka

Auch bei den Mitgliedern von Fitnessstudios wurde die Ungeduld zuletzt immer größer. Bei der Kette Fit Star, die in Nürnberg und Fürth jeweils ein Studio betreibt, manifestierte sich das im E-Mail-Postfach. 50 bis 100 Anfragen, erzählt Kevin Werner, hätten sie täglich bekommen, wann es denn endlich wieder losgeht. Eine befriedigende Antwort konnte der Marketingleiter bislang nicht geben, nun dürfen die Mitglieder auf absehbare Zeit aber wieder an die Geräte und müssen ihre Übungen nicht mehr im heimischen Wohnzimmer oder an öffentlichen Geräten absolvieren. Über elf Millionen Deutsche sind Mitglied in einem Fitnessstudio, mit einem zu großen Andrang ab 8. Juni rechnen die Betreiber aber nicht.

"Da unsere bayerischen Studios über recht große Flächen verfügen, dürfte es kaum zu Zutrittsbeschränkungen kommen", heißt es zum Beispiel bei Mc Fit. "Wir gehen von einer verhaltenen Rückkehr in die Studios aus", lässt sich Unternehmenssprecher Pierre Geisensetter zitieren. Duschräume, Umkleidekabinen und Kursräume werden vorerst wohl gesperrt bleiben, reservieren muss aber niemand, es ist genug Platz. Das entsprechende Konzept gibt es bei Fit Star längst: gesperrte Geräte, Plexiglasscheiben, Punkte auf dem Boden, um zwei Meter Abstand zu visualisieren. "Die Mitglieder checken mit ihrer Karte ein und später wieder aus", sagt Werner, Infektionsketten könnten sich so sehr leicht nachvollziehen lassen.

Sportvereine hoffen ebenfalls

Dass es zu solchen Infektionsketten erst gar nicht kommt, darauf hoffen natürlich auch die Sportvereine, bei denen ebenfalls weitere Lockerungen anstehen. Ab 8. Juni ist das Training nicht mehr auf Individualsportarten beschränkt, künftig dürfen sich bis zu 20 Personen treffen – sofern sie entsprechend Abstand halten, Kontaktsport ist weiterhin untersagt. "Wir freuen uns wahnsinnig", sagt Andreas Neugebauer, Vorstand des Post-SV. Die Fitnessstudios sind eine Haupteinnahmequelle des Vereins, für viele Mannschaftssportler ist es schön, "dass sie sich endlich wieder treffen können", sagt Neugebauer, auch wenn sie sich vorerst auf andere Trainingsformen einstellen müssen.


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Für Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbandes, ist es vor allem ein großer Zugewinn, dass die Freibäder wieder öffnen dürfen. Schwimmer und Triathleten können dann wieder an ihrer Ausdauer arbeiten, außerdem ist bei Sportarten ohne Körperkontakt wie Tennis, Golf, Segeln, Reiten oder der Leichtathletik der Wettkampfbetrieb wieder erlaubt. Ammon hofft auf weitere rasche Lockerungen, sofern die Zahl der Neuinfektionen nach den Feiertagen nicht zu sehr ansteigt. Noch müssen viele Sportler weiterhin untätig bleiben.


Hier finden Sie täglich aktualisiert die Zahl der Corona-Infizierten in der Region. Die weltweiten Fallzahlen können Sie an dieser Stelle abrufen. Über aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise


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