Täuschend ähnlich: "Polizei Medien" gehört nicht zur Polizei

5.2.2016, 06:00 Uhr
Fast wie ein Polizeiauto sieht der Pkw des Verlags "Polizei Medien" aus, das regelmäßig in der Fürther Straße parkt.

© Alexander Brock Fast wie ein Polizeiauto sieht der Pkw des Verlags "Polizei Medien" aus, das regelmäßig in der Fürther Straße parkt.

Die einen sind wahre Gesetzeshüter, bei anderen entsteht der Eindruck, sie würden es gerne sein. Die Polizei wirkt da auch auf manche Unternehmen wie ein Magnet. Die Firmen arbeiten daran, so echt wie möglich zu wirken. Das kann zu Missverständnissen führen. Problematisch wird es, wenn Bürger Mühe haben, herauszufinden, ob es sich nun um die echte Polizei handelt oder nicht.

In der Fürther Straße etwa steht regelmäßig ein Kombi, der einem Polizeiauto sehr ähnlich sieht. An den Seiten des Wagens zieht sich von vorne bis hinten ein blauer Streifen. Mit weißen Buchstaben auf blauem Grund heißt es: "Polizei Medien". Steht die Türe offen, ist nur "Polizei" zu lesen.

Ist Polizei drin, wo Polizei drauf steht?

Aber ist denn, wo Polizei draufsteht, auch Polizei drinnen? Nein, heißt es auf Anfrage bei der Polizeipressestelle in Nürnberg. "Dahinter steckt ein Verlag mit wirtschaftlichen Absichten. Der hat gar nichts mit der Polizei zu tun", erklärt Sprecher Peter Schnellinger. Das Unternehmen "Polizei Medien" hat seinen Sitz in Nürnberg und betreibt fünf weitere Filialen in Bayern und Hessen. Es gibt Publikationen heraus, die sich der "Förderung der Unfallverhütung" widmen, heißt es auf der firmeneigenen Webseite. Dazu zählen Malbücher für den Nachwuchs in Kindergärten und Hefte für Kinder in Grundschulen. Das Material wird gratis verteilt, der Verlag finanziert sich nach eigenen Angaben ausschließlich über Sponsoren und Anzeigen.

Während das Unternehmen offensichtlich die Nähe zur Polizei sucht, fühlt man sich bei den staatlichen Ordnungshütern damit sehr unwohl. "Das kann irritieren, die Leute glauben unter Umständen, dass das die Polizei ist", kritisiert Schnellinger. Doch eine strafrechtlich relevante Amtsanmaßung zum Beispiel ist das noch nicht. "Der Begriff ,Polizei‘ ist rechtlich nicht geschützt. Es gibt keine juristische Handhabe dagegen."

"Eine Nähe zur Polizei soll nicht sein"

Der Geschäftsführer von "Polizei Medien" ist Jürgen Martini. Gegenüber der Lokalredaktion betont er, dass es sich bei seiner Firma um ein "rein wirtschaftliches Unternehmen" handle. "Eine Nähe zur Polizei soll nicht sein." Die GmbH arbeite aber mit vielen Polizeibeamten zusammen, sagt er. Auf die Frage, ob es schon einmal eine Verwechslung seiner Firma mit der echten Polizei gegeben habe, sagt er: "Das ist mir nicht bekannt."

Die bayerische Polizei und das Innenministerium kritisieren zwar unisono die Nähe kommerzieller Betriebe zu den echten Ordnungshütern. Doch wer das Verkehrssicherheitsheftchen "Justus der Schlaufuchs - erst üben, dann radeln" von "Polizei Medien" aufschlägt, dem lächelt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann auf einem Foto entgegen. Der CSU-Politiker ist darin mit einem Grußwort vertreten. Auf Anfrage heißt es im Staatsministerium dazu: "Der Minister hat damit nicht für ein Produkt von ,Polizei Medien‘ geworben."

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