Tesla würde abblitzen: Nürnberg hat Gewerbeflächen-Notstand

6.12.2019, 05:18 Uhr
Tesla würde abblitzen: Nürnberg hat Gewerbeflächen-Notstand

© Foto: Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de

Jedes Jahr 20 Hektar – so viel Fläche sollte Nürnberg nach einer Untersuchung künftig für Gewerbeflächen zur Verfügung stellen. Macht satte 320 Hektar bis zum Jahr 2035. Doch woher nehmen? Das ist alles andere als eine leichte Aufgabe für die Stadt, weil Flächen bekanntlich rar sind.

Schon seit Jahren arbeitet die Kommune an einem Masterplan in Sachen Gewerbeflächen; Jahre, in denen sich laut Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) die Herangehensweise verändert hat. Lag der Hauptfokus anfangs noch auf der Suche nach großen neuen Arealen, liegt er mittlerweile auf der Entwicklung oder Revitalisierung von Bestandsgebieten.

Verteilt in der ganzen Stadt

Die Stadtraumkonzept GmbH aus Dortmund hat im Auftrag der Kommune eine Bedarfsprognose erstellt und kommt auf besagte 20 Hektar pro Jahr. Das Beratungsunternehmen hat außerdem den Bestand in Sachen Gewerbeflächen analysiert. Als da wären? Rund 75 Areale mit einer Größe von knapp 2000 Hektar. Diese Bestandsflächen machen ein Zehntel des Stadtgebiets aus. Am stärksten vertreten ist das klassische Gewerbe mit seinen Handwerksbetrieben, Werk- oder Produktionsstätten.

Daneben haben die Berater 116 Hektar an "Entwicklungsgebieten" in Sachen Gewerbe aufgetan, die auf mehrere Standorte verteilt sind; dazu gehört zum Beispiel das Areal an der Brunecker Straße, wo die neue Technische Universität entstehen soll.

In diesen Bestands- und Entwicklungsgebieten haben die externen Berater nun insgesamt 186 Flächen mit einer Größe von 327 Hektar entdeckt, die zwar quer über das Stadtgebiet verteilt sind, aber zumindest theoretisch für weiteres Gewerbe geeignet wären; zum Beispiel in Höfen, am Hafen, in der Schmalau, in Gibitzenhof oder an der Beuthener Straße. Der Haken? Die ausfindig gemachten Flächen stehen nicht tatsächlich zur Verfügung.

"Das wird nicht einfach werden"

"Jede einzelne muss untersucht werden", sagt Sebastian Siebert von der Stadtraumkonzept GmbH. Auf ihre tatsächliche Verfügbarkeit und auf ihre Vermarktbarkeit hin.

Ein Problem aus Sicht der Stadt ist dabei: Nur ein Viertel der identifizierten Flächen, die sich theoretisch für Gewerbe eignen würden, gehört auch der Kommune. Der Großteil ist in Privatbesitz.

"Das wird nicht einfach werden", sagte Thomas Pirner, wirtschaftspolitischer Sprecher der CSU, im Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats. Die Stadträte sind sich der Flächenknappheit seit langem bewusst. "Wenn Tesla anklopfen würde, könnten wir gar nichts zur Verfügung stellen", meinte SPD-Fraktionsvize und OB-Kandidat Thorsten Brehm. Die Stadt tue sich schon bei kleinen Betrieben schwer, Flächen zu finden. "Die Frage der ökologischen Ausgleichsflächen ist fast ein genauso großes Problem."

Flächenfraß durch Discounter

Brehm plädierte deshalb für Gewerbehöfe fürs Handwerk – und hat hier die Unterstützung von Grünen und CSU – und er sprach sich dafür aus, Logistik "in die Höhe" zu denken. "Es kann auch nicht sein, dass ein Discounter oder Supermarkt ein Einzelbauwerk mit einer versiegelten Parkfläche errichtet." Das müsse eingebettet sein in Wohnbebauung oder Gewerbe.

Wirtschaftsreferent Fraas wies darauf hin, "dass sich hier gerade etwas tut". Eine Bauweise nach dem Motto "quadratisch, praktisch, gut auf großer Fläche" finde gar nicht mehr statt, sagte er und verwies beispielhaft auf die Laufamholzstraße im Stadtosten, wo sich ein Supermarkt ins Umfeld integrieren musste – "nach fünfjährigen Gesprächen" (Fraas).

Das jetzt im Rat vorgestellte Zwischenergebnis soll in den Masterplan Gewerbeflächen einfließen. Der soll dann im Frühjahr vorgestellt
werden.

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