Test-Sanierung am Zeppelinfeld in Nürnberg

29.8.2013, 15:58 Uhr
Erste Renovierungsarbeiten sollen zeigen, wie teuer die gesamte Instandhaltung des Reichsparteitagsgeländes werden könnte.

© Christine Dierenbach Erste Renovierungsarbeiten sollen zeigen, wie teuer die gesamte Instandhaltung des Reichsparteitagsgeländes werden könnte.

Nachdem am Montag mit der satellitenunterstützten Vermessung des Zeppelinfeldes und der ehemaligen NS-Kongresshalle begonnen wurde, treibt die Stadt Nürnberg das Großprojekt weiter voran. Nun geht es darum, an ausgewählten Stellen detaillierte Untersuchungen an den Bauten vorzunehmen und ein klares Konzept für die Instandsetzung zu entwickeln. Im Sommer 2014 werden an den Musterflächen dann die von den Experten empfohlenen Maßnahmen umgesetzt. Dafür stellt die Stadt Nürnberg in Eigenregie drei Millionen Euro bereit.

Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen, die während der "Probe-Arbeiten" gesammelt werden, wird anschließend ein Team aus externen Fachleuten ein Instandsetzungskonzept für die gesamte Anlage erstellen. Laut Rathausangaben sei der Zwischenschritt notwendig, da es sich um ein beispielloses Projekt handle und die tatsächlichen Kosten nur so zuverlässig bestimmt werden können. Derzeit wird der benötigte finanzielle Rahmen auf 60 bis 75 Millionen Euro geschätzt.

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly erklärt dazu: „Der Erhalt des Zeppelinfelds und seiner Bauten ist aufwändig und ein komplexes Unterfangen. Es geht nicht um eine Restaurierung oder gar eine Rekonstruktion, sondern um eine langfristige Sicherung des Status quo, der auch nachfolgenden Generationen die Möglichkeit zur eigenen Auseinandersetzung lässt. Die Geschichte soll hier erfahrbar und begehbar gemacht werden. Die Stadt Nürnberg stellt sich dieser Aufgabe auch im Wissen darum, dass es sich um ein nationales Erbe handelt.“

Verfall schreitet unaufhaltsam voran

Vor diesem Hintergrund setzt die Stadt Nürnberg auf eine erhebliche finanzielle Förderung durch den Bund und den Freistaat Bayern. Denn seit Jahren werden Schäden und Verfall der Zeppelinhaupttribüne und der Wallanlagen trotz der kontinuierlichen Bemühungen immer deutlicher. Regen und Frost haben den 1935/37 nach Plänen von Hitlers Architekt Albert Speer entstandenen Bauwerken immer mehr zugesetzt. Inzwischen werden an einzelnen Stellen bereits wieder die Reparaturen vergangener Jahre ausgebessert. Mit Zäunen werden Passanten vor herabfallenden Steinbrocken geschützt. Manche Bereiche der Tribüne sind aus Sicherheitsgründen nicht mehr betretbar.

Ein verstärktes Informationsangebot soll künftig dem wachsenden nationalen und internationalen Interesse an diesen Bauwerken und ihrer Geschichte gerecht werden. Bereits 2004 hatte der Stadtrat in Leitlinien zum Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände festgelegt, „die Zeugnisse der NS-Zeit (…) als Denkmäler und Geschichtsquellen in ihrem heutigen Aussehen (…) zu bewahren“.

11 Kommentare