"To Go"-Becher: Nürnberg sagt Müll-Irrsinn den Kampf an

3.10.2017, 05:06 Uhr

© Sascha Krautz

Im kommenden Jahr will die Stadt Nürnberg mit einer Aufklärungs- und Bewusstseinskampagne für einen Umstieg auf Mehrwegsysteme werben. Allerdings soll und muss sie in ihren eigenen Einrichtungen mit gutem Beispiel vorangehen, mahnt das Umweltreferat. Am Mittwoch berät der Umweltausschuss des Stadtrats über das Thema. Allein in Nürnberg gehen täglich etwa 50.000 Behälter über die Theken von rund 7300 Betrieben.

Auch wenn die Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen beruhen – die Größenordnung dürfte stimmen. Sie ergibt sich nicht nur aus Produktionszahlen, sondern vor allem aus der Müllstatistik: In ganz Deutschland türmten sich die Becher samt Zubehör im vergangenen Jahr zu einem Abfallberg von 106.000 Tonnen. Wie ärgerlich die Abfallflut ist, lässt sich bei fast jedem Stadtbummel beobachten: Vor allem rund um Schnellrestaurants, aber in der Nähe von Kinos oder auch bei Großveranstaltungen quillen schnell die Mülleimer über – und neben Pizza- und Burgerschachteln tragen vor allem Becher dazu bei.

"Ökonomischer Druck und schlechtes Gewissen"

Doch ein Verbot der Einwegbehälter ist gesetzlich nicht möglich. In verschiedenen Städten laufen statt dessen Versuche, auf freiwilliger Basis Mehrwegsysteme einzuführen – nicht ohne Erfolg. Zu den Vorreitern gehörte etwa das badische Freiburg, wo an inzwischen 90 Verkaufsstellen Pfandbechern ausgegeben werden. Größtes Problem: Die Becher scheinen so beliebt, dass der Rücklauf unbefriedigend ist. Von Rosenheim aus, hat ein Start-up-Unternehmen seit vergangenem Jahr unter dem Titel "reCups" inzwischen auch in München und weiteren Städten Fuß gefasst.

In Nürnberg versuchen erste Anbieter, unter ihnen eine Großbäckerei, ihren Kundinnen und Kunden auch Mehrwegbecher schmackhaft zu machen. Sie locken dafür mit kleinen Rabatten auf die Kaffeepreise. Die Stadt Nürnberg selbst darf und will mit ihrem Abfallwirtschaftsbetrieb ASN jedoch kein eigenes Pfandbechersystem aufbauen.

"Was wirken könnte, ist eine Kombination aus ökonomischem Druck und schlechtem Gewissen", meint Umweltreferent Peter Pluschke. "Das Beispiel Plastiktüte zeigt, dass tatsächlich etwas zu erreichen ist." Seit der Handel einen Obulus dafür verlangt, werden spürbar weniger Einweg-Tragetaschen ausgegeben.

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