Tödlicher S-Bahn-Streit: Sicherheit auf Bahnsteig bleibt Thema

16.2.2019, 05:56 Uhr
Der tödliche Vorfall an der S-Bahn-Station Frankenstadion hat eine Debatte über die Sicherheit am Bahnsteig entfacht.

© Timo Schickler, NN Der tödliche Vorfall an der S-Bahn-Station Frankenstadion hat eine Debatte über die Sicherheit am Bahnsteig entfacht.

Zwei 16-Jährige starben, als sie laut Polizei beim Schlichten eines Streits von zwei weiteren Jugendlichen vor die einfahrende S-Bahn gestoßen wurden. In Langwasser-Mitte war kürzlich ein Zehnjähriger auf das U-Bahn-Gleis gefallen, weil er offenbar abgelenkt oder zerstreut war. Er wurde glücklicherweise unverletzt geborgen.

Die Verkehrs AG bietet seit fast einem Vierteljahrhundert Schulungen zum öffentlichen Nahverkehr für Kindergärten und Schulklassen an. Bei den jeweils auf die Altersgruppen zugeschnittenen Informationen spielt auch das Thema Sicherheit eine große Rolle. Wichtigster Punkt: Konzentration und Aufmerksamkeit am Bahnsteig, sich nicht durch Handy oder Gespräche ablenken lassen.


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Als zentrale Verhaltensregel unterstreicht die VAG: sich selbst niemals in Gefahr bringen. Auf keinen Fall ins Gleisbett springen, wenn das Handy, der Geldbeutel oder die Schultasche hinuntergefallen ist. Das ist verboten. In einem solchen Fall sollen Beteiligte das VAG-Personal um Hilfe bitten, gegebenenfalls auch per Notruf informieren

An jedem Bahnsteig der U-Bahn gibt es auf jeder Seite mindestens einen Notruf und Nothalt-Knopf. Mit dem Notruf nimmt man Kontakt zur VAG-Leitstelle auf. Den Nothalt soll man drücken, wenn sich Personen im Gleisbett befinden. Der Gleisbereich ist nicht nur wegen der einfahrenden Züge extrem gefährlich. Die dort verlaufende Stromschiene kann lebensbedrohliche Verletzungen verursachen.

Und auch daran erinnert die VAG: Das akustische und optische Signal beim Schließen der U-BAhn-Türen bedeutet: stehenbleiben, nicht sich noch schnell in den Zug drängen. Auch wenn sich jetzt in kurzer Zeit bei S-Bahn und U-Bahn zwei schreckliche Vorfälle ereignet haben: Die VAG will dem Eindruck entgegen wirken, dass der Aufenthalt am Bahnsteig allgemein unsicher ist. "Grundsätzlich braucht keiner Angst haben, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen", sagt Unternehmenssprecherin Susanne Jerosch.


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Maik Kaiser versucht auch, junge Menschen über lauernde Gefahren an Bahngleisen aufzuklären. Der Polizeihauptmeister der Bundespolizei hat im vergangenen Jahr mehr als 4000 Schülerinnen und Schüler besucht. Täglich steht er in einer Klasse, manchmal auch in zwei. Sein Einsatzgebiet deckt sich mit dem der Dienststelle am Nürnberger Hauptbahnhof und geht von Forchheim über Nürnberg bis hinunter nach Augsburg.

Der 52-Jährige bildet Coolrider aus, gibt aber auch extra Stunden zu den Themen Zivilcourage, Bahnsicherheit und Rechtskunde. Viele Schüler wissen gar nicht, dass Kinder ab dem siebten Lebensjahr juristisch gesehen deliktsfähig sind, sagt er. Das heißt, wer ab diesem Alter einen Schaden verursacht, muss dafür auch aufkommen. Das Geld kann bis zu 30 Jahre lang eingeklagt werden. In der Regel werden die Eltern zur Kasse gebeten. Ab dem 14. Lebensjahr ist man dann strafmündig.

Tödlicher Vorfall wird Bestandteil des Unterrichts

Präventionsarbeit ist unter andrem auch in der Peter-Henlein-Realschule und am Sigmund-Schuckert-Gymnasium in Nürnberg-Eibach wichtig, so der Bundespolizist. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler kommen von auswärts und fahren mit S-Bahnen. Jugendliche hatten einmal versucht, vorbeifahrende Züge mit der Hand zu berühren. Das galt wohl als eine Art Mutprobe. Als das bekannt wurde, informierte mich sofort ein Schulleiter. Ich kam dann in die Klasse und klärte über die Gefahren auf.

Seit dem 26. Januar ist auch der tödliche Vorfall an der S-Bahn-Station Frankenstadion fester Bestandteil in Kaisers Unterricht. Jugendliche ticken heute anders als früher. Sie machen sich weniger Gedanken, welche Tragweite Gewalt haben kann. Sein Tipp: Bahnt sich eine Schlägerei wie die an diesem S-Bahn-Halt an, dann müsse man sich rechtzeitig entfernen und einen Notruf absetzen. Zivilcourage bedeute nicht, sich selbst großer Gefahr auszusetzen. 

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