Erstes Adventswochenende

Torschlusspanik? Zahlreiche Menschen strömten in die Nürnberger Innenstadt

28.11.2021, 10:17 Uhr
Wer weiß, wie lange die Geschäfte noch offen haben. Am ersten Adventswochenende strömten viele Menschen in die Nürnberger Innenstadt - auch wenn kein Christkindlesmarkt den typischen Budenzauber am Hauptmarkt verströmt.

© Michael Matejka, NNZ Wer weiß, wie lange die Geschäfte noch offen haben. Am ersten Adventswochenende strömten viele Menschen in die Nürnberger Innenstadt - auch wenn kein Christkindlesmarkt den typischen Budenzauber am Hauptmarkt verströmt.

Es dämmert, leuchtende Girlanden allüberall. In den Innenstadt-Baumkronen funkelt es elektrisch, auch an der Rathaus-Fassade hängen Lichterketten wie Würste nach unten. Die Ränder am Hauptmarkt schimmern zwar weihnachtlich, doch in der Mitte ist es finster. Leblos und eingezäunt: Das "Städtlein aus Holz und Tuch". Es gleicht einer Geisterstadt, die niemand betreten darf. Der Traum vom Budenzauber, er ist geplatzt. Der Zaun um das "Städtlein" sorgt stellenweise für Engstellen, durch die sich stoßweise immer wieder viele Menschen drängen.

Dicht gedrängt vor dem Glühwein-Ausschank

Und dennoch wollen sich viele die vorweihnachtliche Stimmung am ersten Adventswochenende nicht verhageln lassen. Eine Gruppe Frauen schmettert glühweinselig und trotzig "Feliz Navidad" über den Markt und in die toten Budengassen. Wer glaubt, die Innenstadt pulsiert nicht, der irrt. Die Menschen gehen einkaufen, stehen dicht gedrängt vor den vielen Theken der Eis-Cafés und anderen gastronomischen Betrieben, aus denen heraus große Mengen Glühwein verkauft werden.

Dabei appellierten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, noch am Freitag deutlich: Nur wenn alle Menschen in Deutschland "jetzt sofort" ihre Kontakte drastisch reduzieren, könne die vierte Welle der Corona-Pandemie gebrochen oder zumindest gebremst werden.

"Die Grenze liegt bei 400 Euro"

Doch gerade die Frage, wie lange die Geschäfte angesichts der steigenden Infektionszahlen noch offen haben, treibt viele in die Geschäfte, um noch einen Hauch Vorweihnacht aufzunehmen und mit dick befüllten Tragetaschen die Läden zu verlassen. Adalbert Skurka etwa. Schwer bepackt steht er vor dem Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts am Hefnersplatz, in dem seine Frau sich eben beraten lässt. "Wir kaufen ein, dann gehen wir noch was essen, dann fahren wir nach Hause", sagt der Mann aus Neustadt an der Aisch. Wie hoch das Budget ist, das sie für den Weihnachtseinkauf einplanen? "Die Grenze liegt bei 400 Euro. Mehr wollen wir nicht ausgeben."

Elisabeth und Udo Schnell haben ihren weihnachtlichen Süßwarenstand nahe dem Tugendbrunnen mitten in der Königstraße stehen. Seit mehr als 40 Jahren gibt es das Unternehmen, das regelmäßig zu Christkindlesmarkt-Zeiten in der Altstadt präsent ist. Udo Schnell nimmt eine Tüte in die Hand. Darauf zu sehen: eine herausragende, große Hütte. "Normalerweise verkaufen wir darin. Die ist aber zu groß und bleibt im Lager. Wir haben uns nun mit einer deutlich kleineren Bude begnügt", sagt er. Aus Kostengründen, um Energie und Standgebühren zu reduzieren. "Die Leute kaufen ein, aber bei weitem nicht so, wie zu Zeiten des Christkindlesmarktes", berichtet der Budeninhaber.

Partyservice "auf Null" heruntergefahren

"Wer weiß, was da noch kommt", fragt sich auch Theresa Böcklein von der Feinkost-Metzgerei Kleinlein in der Äußeren Bucher Straße 12. "Das Weihnachtsgeschäft fängt langsam an, die Kunden bestellen Gänse- und Ententeile, Fleisch vom Hirsch oder Reh." Doch der Partyservice des Familienunternehmens sei "auf Null" heruntergefahren. "Alles wurde storniert." Sie hofft, dass sie wenigstens den Laden noch eine Zeit lang offen lassen und Kunden bedienen kann, zumal wieder mehr Leute zu Hause kochen. Ähnlich wie im vergangenen Jahr an Weihnachten, als die gastronomischen Betriebe zu hatten.

Sabine Gladasch, Geschäftsführerin des Karstadt-Warenhauses an der Lorenzkirche, stellt fest, dass die Kunden auf Wertigkeit setzen. Schmuck, hochwertiges Porzellan, Kleidung aus Kaschmirwolle. "Alles, womit man jemandem in diesen schwierigen Zeiten eine Freude bereiten kann", sagt sie.

Lieferengpässe bei Halbleitern

In dieselbe Kerbe schlägt auch Bernhard Detampel, Geschäftsleiter der TeVi-Elektrofachmärkte in Nürnberg und Schwabach. Besonders bei hochwertigen Küchengeräten sei die Nachfrage groß. "Mit Blick auf einen drohenden Lockdown wird zwangsläufig mehr zu Hause gekocht", erzählt Detampel. "Und da möchte man die Küche entsprechend einrichten." Er gibt allerdings zu bedenken, dass die Verfügbarkeit der Waren endlich sei. "Bekanntermaßen gibt es Engpässe bei der Lieferung von Bauteilen etwa den Halbleitern, die in den Elektrogeräten verbaut sind." Er wolle aber keine Panik schüren, "noch ist alles da". Allerdings sei die Annahme, dass die Produkte nach Weihnachten günstiger seien - so wie früher -, trügerisch. "Weil die Ware knapp ist, wird es diesen Effekt nicht geben." ​​​​

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