Frauenleiche im Auto: Beschuldigter will Stimme von Kollegah gehört haben

10.1.2020, 14:35 Uhr

Kollegah ist nicht unumstritten. Unter anderem weil der Deutschrapper frauenverachtende Texte zum Besten gibt, stehen seine Auftritte – zuletzt auch einer in Nürnberg – immer wieder in der Kritik. Und genau diesen Rapper will Tobi K. (Name geändert) während der Tat am 24. November 2018 in seinem Kopf gehört haben. Er habe gehandelt, als werde er ferngesteuert, als er die Frau tötete – das erzählte er zumindest Michael Wörthmüller.

Tote Frau in Nürnberg: Beschuldigter schon im Kindergarten auffällig

Wörthmüller ist der psychiatrische Sachverständige, dem in dem Verfahren gegen Tobi K. eine große Rolle zukommt. Seine Aufgabe ist es, dem 22-Jährigen hinter die Stirn zu schauen. Das Verfahren ist kein normaler Strafprozess. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 22-Jährige im Wahn gehandelt hat und für die Tat nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. Weil er aber eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, soll er in eine psychiatrische Klinik eingesperrt werden. Aber ist er seelisch gestört?

Wörthmüller ist davon überzeugt, dass von Tobi K. Gefahr ausgeht. Schon im Kindergarten-Alter sei der 22-Jährige auffällig gewesen. Bei einer Erziehungsmaßnahme in Rumänien – Tobi K. verbringt dort vier Jahre – gelingt es ihm, zumindest ein Stück weit Fuß zu fassen. Kaum aber kommt er nach Deutschland zurück, nimmt er Drogen. Erst Cannabis, dann Kokain, später Ecstasy. Es folgt eine typische Drogenkarriere: Tobi K. bricht in Kindergärten ein, wird beim Dealen erwischt.

22-Jähriger verstreute Salz gegen böse Geister

In der JVA Ebrach hört er Stimmen. Mitgefangene erzählen, dass er in seiner Zelle Salz verstreut – gegen böse Geister. Weil Tobi K. – mittlerweile glaubt er, dass Echsen die Welt regieren – plötzlich am ganzen Körper ein Jucken und Brennen verspürte, wird er in der Gefängnispsychiatrie untergebracht. Veränderte Körperwahrnehmung, paranoide Gedanken – Wörthmüller spricht von einer "paranoiden Schizophrenie".

Psychiater: "Wenn die Sucht weg ist, besteht bei ihm weiterhin eine Gefahr"

Und das Stimmenhören wird auch nach der Entlassung nicht besser. Nur: Jetzt kommt Tobi K. auch wieder an Drogen heran. Was aber trieb ihn nun dazu, die 57-Jährige zu überfallen, zu töten, ihre Leiche in den Kofferraum zu packen und mit ihr Richtung Bamberg zu fahren? Anfangs betonte der 22-Jährige noch seine Drogenabhängigkeit – auch die Polizisten, die ihn festnahmen, gingen zunächst von einer typischen Drogenfahrt aus.

Und dennoch: "Wenn die Sucht weg ist, besteht bei ihm weiterhin eine Gefahr", sagt Wörthmüller mit Blick auf die Vorgeschichte des 22-Jährigen, der auch in der JVA Ebrach – und damit ohne Drogen – Stimmen hörte.

Der Gutachter sieht die Tat nicht als Folge des Drogenkonsums. Derzeit sei der Mann mit Medikamenten einigermaßen stabil eingestellt – aber lange nicht symptomfrei. Sechs bis acht Jahre Behandlung, von so einer Dimension müsse man mindestens ausgehen in einem solchen Fall, so Wörthmüller – in einer geschlossenen Klinik.


Während der Prozess gegen den 22-Jährigen Tobi K. fortgesetzt wird, wird ein anderer Fall in der Region neu aufgerollt. Es geht um rätselhafte Todesfälle in einer Seniorenresidenz. Im Papierflieger-Prozess nach einer Demo vor dem Bamf ist hingegen bereits ein Urteil gefallen.