Leichte Erholung

Tourismus in Nürnberg kommt langsam in Fahrt - doch noch gibt es Probleme

29.7.2021, 18:37 Uhr
Der Wunschring ist für viele Pflicht: In Nürnberg sind wieder mehr Touristen unterwegs.

© Michael Matejka, NNZ Der Wunschring ist für viele Pflicht: In Nürnberg sind wieder mehr Touristen unterwegs.

Am Ring des Schönen Brunnens haben sie gerade noch gedreht, doch später soll die Reise dann schon weitergehen. "Wir wollen heute noch nach Prag", sagt Jens Ullbrich, der mit Frau und Kindern im Wohnmobil durch Europa tourt. Feste Reisepläne hat die Familie, die in Barcelona lebt, jedoch nicht. "Wir schauen einfach mal, was wir machen dürfen." Nur der Abstecher nach Franken war fest eingeplant, das damals noch kinderlose Paar hat hier früher gelebt und wollte alte Freunde besuchen. "Und außerdem ist Nürnberg superschön", findet Ullbrich, der es auch genießt, dass die Stadt noch relativ leer ist. "Früher musste man anstehen, um am Wunschring drehen zu können." Auch sonst sei das Reisen bislang sehr unkompliziert, "wir haben zwar vorher einen Test gemacht, aber den wollte niemand sehen".

Tor Husk hat es ähnlich erlebt, auch er ist mit seiner Frau Kari Anne und den beiden Töchtern ohne Probleme quer durch Europa gereist. "Unseren Impfnachweis mussten wir erst hier auf dem Campingplatz zeigen", sagt der Norweger, der auf der Rückreise vom Kroatienurlaub noch zwei Tage in Nürnberg Station macht. Dass es in der Stadt relativ entspannt zugeht, ist auch ihm aufgefallen. "Es sind noch nicht so viele Touristen unterwegs, das macht das Reisen besonders schön."

Familie Ullbrich ist mit dem Wohnmobil auf Europatour und aus Barcelona nach Nürnberg gereist. Eltern und Kinder freuen sich, dass die Stadt noch nicht wieder so voll ist wie sonst.

Familie Ullbrich ist mit dem Wohnmobil auf Europatour und aus Barcelona nach Nürnberg gereist. Eltern und Kinder freuen sich, dass die Stadt noch nicht wieder so voll ist wie sonst. © Silke Roennefahrt, NNZ

Von einem Andrang, wie er vor Corona im Sommer üblich war, kann in der Tat noch keine Rede sein. Noch 2019 war der Juli der übernachtungsstärkste Monat im Jahresvergleich und toppte sogar den Christkindlesmarkt-Monat Dezember. Doch von Zahlen wie damals können die Nürnberger Hoteliers derzeit nur träumen. Ein Hoffnungsschimmer sei zwar da, sagt Daniela Hüttinger vom Hotel- und Gaststättenverband, die auch Chefin des Hotels "Drei Raben" ist. "Aber wirtschaftlich ist die Situation noch schlecht." Wie eine Umfrage des Verbandes in Nürnberg ergab, liegt die Auslastung der Hotels gerade mal bei 30 bis 40 Prozent. Vor allem die kleineren Häuser bräuchten aber eine Quote von 70 bis 80 Prozent, um klar zu kommen, so Hüttinger. Sie ist deshalb froh, dass die Branche nach wie vor finanzielle Hilfen bekommt.

"Es ist schön, wieder Gäste zu haben"

Geschäftsreisende kämen derzeit kaum in die Stadt, "eigentlich müssten wir von den Touristen leben". Doch die kommen bislang nur aus Deutschland und den Nachbarländern, Gäste aus Asien und den USA fehlen noch. Dennoch freut sich Hüttinger über den zaghaften Neustart. "Es ist einfach schön, wieder Gäste zu haben."

Auch Yvonne Coulin, Chefin der Congress- und Tourismuszentrale, registriert einen leichten Aufschwung. In die Touristinformation am Hauptmarkt kommen immerhin knapp 140 Gäste am Tag, weitere 50 nutzen die mobile Auskunftsstation in Form eines E-Bikes, das an verschiedenen Standorten in der Stadt stoppt. Damit liege man bei zwei Dritteln des Vor-Corona-Niveaus, sagt Coulin. Dennoch sei die Auslastung der Hotels noch "niederschmetternd gering". Städte hätten es in der Pandemie besonders schwer, "die Leute zieht es ans Meer oder in die Berge". Coulin hofft, dass die Bilanz nicht noch schlechter als im Vorjahr ausfällt: Damals gingen die Übernachtungen in den Sommermonaten im Vergleich zu 2019 um 45 Prozent zurück.

Immerhin, beim Unternehmen "City Tour", das die Gäste in der Traktor-gezogenen Bimmelbahn durch Nürnberg fährt, ist die Nachfrage im Juli deutlich gestiegen. Im Mai und Juni habe er gerade mal zehn Fahrkarten am Tag verkauft, sagt Herbert Edelthalhammer. "Doch seit ein paar Wochen läuft das Geschäft wieder fast normal." Viele Gäste kämen aus Norddeutschland, "man merkt, dass dort schon Ferien sind".

Elke und Hans-Peter Scherrers hat es aus dem Rheinland nach Franken gezogen. Sie haben eine Ferienwohnung in Hersbruck bezogen, ein Tagesausflug nach Nürnberg steht auf ihrem Programm. "Eigentlich wollten wir zum Bardentreffen", seufzt Hans-Peter Scherrers. 2019 hatten sie das Musikspektakel gemeinsam mit Freunden entdeckt und waren begeistert. "Wir hoffen, es findet 2022 wieder statt." Doch auch ohne das Fest sei Nürnberg "immer schön", und im Inland fühlt sich das Paar derzeit wohler als anderswo. Beide sind zwar geimpft, aber die Unsicherheit, dass sich die Situation in den Nachbarländern während der Reise kurzfristig ändere, sei groß. "Und außerdem möchte ich nicht am Meer mit Maske rumlaufen", sagt Elke Scherrers, "das ist doch kein Urlaub".


Erstes Hotel in Bayern öffnet nur für Geimpfte


Dann lieber in Deutschland bleiben, findet auch Andrea Kachelrieß, die mit Freunden und Familie eine Radtour auf dem Fünf-Flüsse-Radweg macht. "Wir sind zwölf Leute, da ist es deutlich unkomplizierter, wenn man im Inland bleibt", so die Stuttgarterin. Marca dagegen ist mit dem Flixbus aus Slowenien hergekommen, um ihre Freundin zu besuchen. Sie habe vorab einen Schnelltest gemacht, "kontrolliert wurden wir aber nicht". Gemeinsam mit ihrer Freundin Julia bewundert sie gerade das Männleinlaufen, die beiden jungen Frauen sind froh, dass sie überhaupt wieder reisen können, Test- und teilweise Maskenpflicht finden sie deshalb nicht schlimm. "Niemandem gefällt Corona", sagt Julia. "Aber manche Dinge kann man für ein bisschen mehr Sicherheit ruhig in Kauf nehmen."

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