Public Viewing

Trotz 0:1! Nürnberg genießt Deutschlands EM-Start

15.6.2021, 23:24 Uhr
Im PSD-Fan-Park am Flughafen stimmen sich Besucher auf den Abend und ein bewegendes Spiel ein.

© NNZ Im PSD-Fan-Park am Flughafen stimmen sich Besucher auf den Abend und ein bewegendes Spiel ein.

Auch wenn Corona ein Public Viewing wie in unbeschwerten Zeiten nicht zulässt - der gemeinsame Fußballgenuss ist doch wieder möglich, trotz aller und mit allen Abstands- und Hygieneregeln. Und die Gelegenheit, einen Abend fast wie in alten Zeiten zu erleben, ließen sich denn auch viele Fans nicht entgehen. In Finnegans Pub schräg gegenüber der Mauthalle zum Beispiel waren schon zwei Stunden vor Anpfiff die Plätze im Freien mit Blick auf den Riesenbildschirm belegt.

"Wir sind auch gekommen, um den ganzen Abend hier zu verbringen", sagt Aaron Kollmer. Am frühen Abend ist er freilich noch der einzige Gast mit DFB-T-Shirt. Die Freunde am Tisch können wenigstens noch eine Girlande und eine Brille in Deutschland-Farben aufbieten. "Wenn wir keinen Platz bekommen hätten, wären wir spontan weitergezogen", meint der Gast, der im Kollegenkreis dann doch auf einen Sieg der Franzosen getippt hat.

Weg vom Straßenlärm

Inhaber Gracey Declan und sein Team können sich über mangelndes Interesse auch nicht beschweren. "Das Angebot wird schon seit dem Eröffnungsspiel am Freitag gut angenommen", versichert er. Auch die Plätze im Inneren - abgeschirmt vom Straßenlärm - seien gut angenommen. Dabei hätten Kollmer und seine Freunde in der Innenstadt durchaus in anderen Lokalen noch Platz finden können. Etwa im O'Sheas an der Pegnitz oder in "Le Bar" in der Vorderen Sterngasse. Zwei große Leinwände hat Dawid Kaczmarek aufbauen lassen, ist aber noch gespannt, ob sich das lohnt. Vorerst sei die Stimmung, so seine Wahrnehmung, doch noch eher verhalten.

Im PSD-Fanpark am Flughafen nimmt sich schon anders aus. Fluggäste sind an der Zufahrt an diesem Abend kaum auszumachen. Aus den Autos am Parkplatz steigen vorwiegend junge Leute aus, sichtlich gut gelaunt, mit erwartungsvollen Blicken - und schon häufiger als in der CIty mit passendem Outfit.

Reservierung mit Gutschein

Dariusch hat sich mit seiner ganzen Clique aus der Nürnberger Nordstadt angemeldet. Zum Glück schon vor einer Woche. Denn die rund 500 Plätze waren doch schon bald vergeben. "Luftbuchungen" gab es diesmal nicht, waren Reservierungen doch nur in Verbindung mit Verzehrgutscheinen möglich. "Bei der letzten WM war wir eher in Bars und Kneipen, diesmal wollten wir unbedingt hierher wegen der besonders großen Leinwand", sagt der Schüler mit Umhang in Schwarz-Rot-Gold. Ob dieselbe Feierstimmung aufkommen kann wie beim früheren Public Viewing, wo alle viel enger beieinanderstehen konnten und durften?

"Ich glaube schon, dass die Emotionen auch so ausgelebt werden können", meint Oberbürgermeister Marcus König, der sich Auftaktspiel der deutschen Elf in dem als "Bergbühne" vom werk :b events-Team gestalteten Bereich nicht entgehen lassen wollte. "Es ist einfach toll, so ein Stück Normalität zu erleben; die Leute sehnen sich spürbar danach." Dabei machte er erst gar nicht den Versuch, sich als Fußball-Kenner in Szene zu setzen. "Ich leide und feiere einfach mit. Heute müssen wir einfach gewinnen, egal wie."

"Lieber etwas strenger"

Für die Organisatoren kann es ein "egal" allerdings nicht geben. Alles ist sorgsam durchdacht. Die Besucher haben die Wahl zwischen Picknicktischen und -bänken oder Liegestühlen - und müssen sich schon bei der Buchung für entsprechende Plätze entscheiden. Hygienevideos erinnern zwischendurch an die Standards, die Akkreditierung läuft professionell. Begeistertes Aufspringen und Jubeln sind nicht ausgeschlossen. Aber: "Wir sind lieber etwas strenger als zu locker", sagt Markus Mende vom Veranstalter. Auch für das nächste Deutschland-Spiel am kommenden Samstag sind hier übrigens keine Plätze mehr zu bekommen.

Nicht anders sieht es in punkto Sorgfalt auch beim Stadtstrand auf der Insel Schütt aus. Der große Unterschied: Reservierungen sind hier möglich, hier hilft nur, rechtzeitig zur Stelle zu sein. Ein halbes Dutzend kleinerer Bildschirme sind über das Areal verteilt, ein eigener größerer Bereich bleibt ganz den Fußball-Übertragungen vorbehalten. Gechillter als hier, in lauter Liegestühlen im Zweier-Pack, ist die EM vermutlich kaum zu verfolgen.

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