Trotz gescheiterter Petition: Zahl der Nachtflüge soll kräftig sinken

28.11.2019, 06:00 Uhr
Trotz gescheiterter Petition: Zahl der Nachtflüge soll kräftig sinken

© Oliver Acker/digitale-luftbilder.de

Über 5000 Unterschriften hatte die Fluglärm-Schutzgemeinschaft für ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr am Nürnberger Flughafen vor allem online gesammelt. Ihre damit verbundene Petition scheiterte aber kürzlich im Bayerischen Landtag am dafür zuständigen Verkehrsausschuss, in dem sich keine Mehrheit fand. Ungeachtet dessen lässt der Verein nicht locker, wie der frisch gewählte neue Vorsitzende Günter Schreyer betont. Der 56-jährige Unternehmer aus Buchenbühl gibt sich kämpferisch und will "in die Offensive gehen".

"Schritt für Schritt" will er in den nächsten Wochen Unterstützer finden, um die vor allem in Urlaubszeiten sehr hohe Zahl an nächtlichen Flugbewegungen zu reduzieren. Das erste Ziel lautet: Eine Halbierung der rund 40 auf etwa 20 Nachtflüge – "auf den Stand von vor drei Jahren". Das langfristige Ziel bleibt für Schreyer aber ein totales Flugverbot zwischen 22 und 6 Uhr. Bis Weihnachten will der neue Vorsitzende Gespräche mit allen Parteien im Nürnberger Stadtrat führen. Als Erstes hat er sich jüngst mit der CSU getroffen. Mit seinem Vorschlag, einen runden Tisch mit allen Betroffenen samt dem Airport-Betreiber ins Leben zu rufen, ist er dort ebenso auf Wohlwollen gestoßen wie mit der Forderung, die Zahl der Nachtflüge kräftig zu senken.

Deutliche Erhöhung der Gebühren

"Das ist Lärm, der überhandgenommen hat", sagt CSU-Fraktionschef Marcus König. Ein generelles Verbot lehnt der OB-Kandidat zwar ab, doch Schritte gegen "die Auswüchse nach oben" unterstützt er ebenso wie sein Parteikollege Andreas Krieglstein. Wie Schreyer setzt König große Hoffnungen in eine deutliche Erhöhung der Landegebühren in den Nachtstunden, um unnötige Flugbewegungen zu unterbinden. Als einen Knackpunkt sieht die Fluglärm-Schutzgemeinschaft die sogenannte "Bonusliste" der nach 22 Uhr zugelassenen Flieger in Nürnberg, die seit 2003 nicht vom Gesetzgeber aktualisiert wurde. Hier bestehe Handlungsbedarf, was die Nürnberger CSU aber noch nicht so sieht.

König & Co. setzen hier auf die fortschreitende technische Entwicklung, die für leisere Jets sorgen werde. Die Nachtflug-Gegner bauen dagegen zur Verwirklichung ihrer Ziele auf die Unterstützung der umliegenden Städte und Gemeinden. Hier hat Klaus Restetzki, der bis vor kurzem 20 Jahre lang die Fluglärm-Schutzgemeinschaft führte, zuletzt erhöhte Solidarität erfahren. In der letzten Sitzung der Fluglärm-Kommission sei die seit Jahren immer wieder vorgetragene Forderung, ein Nachtflugverbot einzuführen, nicht mehr mit 11:1, sondern nur noch mit 7:5 Stimmen abgelehnt worden. Vertreter von vier Umland-Gemeinden waren umgeschwenkt.

Positiv sieht Restetzki auch den Rückenwind aus dem Fürther Rathaus, wo OB Thomas Jung wegen der anhaltenden Proteste aus Stadeln ebenfalls nächtliche Ruhe am Nürnberger Airport wünscht. Von der Forderung der Fluglärm-Schutzgemeinschaft ist der Airport noch weit entfernt.

Der steile Aufwärtstrend bei den Nachtflügen sei in diesem Jahr zwar durchbrochen worden, sagte Flughafen-Chef Michael Hupe im Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats. Aber das Niveau sei immer noch hoch. In diesem Jahr kommt der Flughafen im Jahresschnitt geschätzt auf 24 Starts und Landungen pro Nacht; in den verkehrsreichsten Urlaubsmonaten sind es rund 34. Im vergangenen Jahr waren es übers Jahr gesehen noch 27 Flugbewegungen pro Nacht – so viele wie seit Ende der 90er Jahre nicht mehr. Dass die Zahl der Nachtflüge heuer etwas geringer ist, hat laut Hupe mehrere Gründe: Die Flugzeuge waren pünktlicher als 2018, als Airports mit Verspätungen zu kämpfen hatten, wodurch sich Flüge auch in die Nacht verschoben. Außerdem habe man zum Beispiel die Flugpläne mit Tuifly oder Corendon abgestimmt, damit weniger Flüge zwischen 0 und 5 Uhr stattfinden. Zudem wurden zum Beispiel die Piloten von US-Militärmaschinen aufgefordert, die Motoren nachts nicht laufen zu lassen. Und wetterbedingt mussten weniger Flieger in Richtung Osten starten, was zu einer Entlastung der Anwohner geführt hat.

Auf längere Sicht will Flughafen-Chef Hupe Nachtflüge unattraktiver machen, indem der Airport die Lärmentgelte für die Airlines zwischen 0 und 5 Uhr erhöht. Das sei aber nur im Konsens mit den Airlines möglich, betonte er.

"Schritte in die richtige Richtung"

SPD, CSU und Grüne würdigten diese Bemühungen. "Das sind Schritte in die richtige Richtung", so SPD-Stadtrat Ulrich Blaschke, gleichzeitig Vorsitzender der Fluglärm-Kommission. Der SPD geht der Rückgang bei den Nachtflügen aber nicht weit genug. Er verstehe es, wenn Anwohner fragten, weshalb jemand nachts um zwei Uhr nach Korfu fliegen müsse. Auch die CSU äußerte Verständnis für die Anwohner im Knoblauchsland. Der Flughafen müsse florieren, "aber es muss nicht vermehrt nachts sein", so CSU-Stadtrat Konrad Schuh. Die Grünen wiederholten indes ihre Forderung nach einem Nachtflugverbot. Davon hält Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) genauso wenig wie Airport-Chef Hupe. Fraas: "Wir wollen kein Verbot, aber ein vernünftiges Maß an Nachtflügen."

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