Turmbau zu Sandreuth: N-Ergie sieht keine Alternative

19.2.2013, 07:00 Uhr
Turmbau zu Sandreuth: N-Ergie sieht keine Alternative

© Hagen Gerullis

Böse Zungen raunen gern, dass Politiker nur heiße Luft produzieren. Die Mitglieder des Stadtmarketingausschusses brauchen sich diesen Schuh nicht anzuziehen, denn dort stand heißes Wasser statt Luft auf der Tagesordnung. Und zwar gleich im Umfang von 33 Millionen Litern. So viel von dem heißen Nass möchte die N-Ergie nämlich neben dem Heizkraftwerk Sandreuth speichern. Dadurch will das Unternehmen die Stromproduktion, die nur unzureichend gesteuert werden kann, weil sie an die Dampfproduktion für das Fernwärmenetz gekoppelt ist, optimieren.

Mit dem geplanten Puffer, der 1500 Megawattstunden (MWh) Wärmeenergie speichert, könnte man dagegen die Leistung des Heizkraftwerks zu den Tageszeiten drosseln, an denen es im Netz dank erneuerbarer Quellen wie Wind- und Solarenergie zu viel Strom gibt, und erst wieder hochfahren, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Auf diese Weise, so die N-Ergie, könne man Fernwärme-Preise stabilisieren, die Energiewende voranbringen und vermeide bis zu 40.000 Tonnen CO2 — pro Jahr.

Stört der Turm das Stadtbild?

So weit, so gut. Doch mit seiner geplanten Höhe von 70 Metern bei 26 Metern Durchmesser ist der Warmwasserspeicher einigen ein riesiger Dorn im Auge. Im Protokoll des Baukunstbeirats, wo das Projekt für helle Aufregung sorgte (wir berichteten), ist etwa zu lesen, dass das „Ungetüm“ den Blick auf Teile der historischen Stadtsilhouette „empfindlich stört“ und die „Beeinträchtigung des Stadtbildes“ auch „nicht zu kaschieren ist“. Daher wurde angeregt, dass die N-Ergie alternative und vor allem unauffälligere Bauformen mit niedrigerer Außenhöhe durchrechnet.

Die Ergebnisse dieser „Hausaufgabe“, die nun im Stadtplanungsausschuss präsentiert wurden, fallen jedoch nicht im Sinne der Kritiker aus: Alle berechneten Varianten sind mit höheren Bau- und Unterhaltskosten sowie geringerer Energieeffizienz und CO2-Einsparungen verbunden, führt die N-Ergie aus. Denn ohne die angepeilte Höhe von 70 Metern, bei der das Gewicht des Wassers selbst für den nötigen Druck sorgt, müsse dieser teuer durch technische Verfahren erzeugt werden. Die niedrigste Variante, die mit 60 kleinen Druckspeichern à 20 Metern auskäme, kostet mit mehr als 30 Millionen Euro ein Vielfaches der 70-Meter-Version, die mit 12 Millionen zu Buche schlägt.

Ein einzelner Großspeicher mit geringerer Höhe und größerer Grundfläche erfordert 20 Millionen Euro mehr, während die Alternative, den Turmspeicher 20 Meter einzugraben, zwar nur bis zu drei Millionen Euro mehr kostet, aber laut Untersuchung unwägbare Risiken für die Grundwassertemperatur mit sich brächte. Alles in allem, so Ausschussmitglied Hartmut Beck von den Freien Wählern, müsse man mit dem Turm vielleicht ebenso zu leben lernen wie einst mit dem 90 Meter hohen und mehr als 50 Meter breiten Gaskessel, der sich bis zu seinem Abriss Anfang der 90er Jahre an selber Stelle befand.

Informieren können sich Interessenten auch in der neuen Reihe „Bürgerdialog“. Erster Termin ist heute um 17 Uhr (Anmeldung erforderlich unter www.n-ergie.de/fuehrungen).

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