U-Bahn-Bauarbeiten: Fahrgäste sind sauer auf die VAG

5.11.2020, 06:00 Uhr
Wegen Bauarbeiten auf der Linie U1 ist bei den Fahrgästen Geduld gefragt.

© VAG - Daniel Karmann Wegen Bauarbeiten auf der Linie U1 ist bei den Fahrgästen Geduld gefragt.

Zeitgleich mit dem Beginn des Lockdowns fährt die U-Bahn seit Montag zwischen Fürth Hardhöhe und Nürnberg Hauptbahnhof sowie zwischen Hauptbahnhof und Langwasser Süd lediglich im Zwölf-Minuten-Takt. Wer am Hauptbahnhof noch nicht am Ziel ist, muss zur Weiterfahrt jeweils in den Zug am gegenüberliegenden Gleis umsteigen.

"Die U-Bahnen und der Bahnsteig am Bahnhof sind deshalb momentan so voll, dass die Abstände nicht mehr eingehalten werden können. Das ist bei der aktuellen Corona-Warnstufe mehr als ärgerlich", beklagt Leserin Sabine Meyer (Name geändert), die sich am Dienstag notgedrungen selbst ein Bild von der Lage verschaffen musste. Sie kann es kaum glauben: "Während Gastronomen oder kulturelle Einrichtungen trotz guter Konzepte schließen müssen, führt die VAG die Wartungsarbeiten ohne jegliches Hygienekonzept durch?"

Das Infektionsrisiko steigt

Warum die Arbeiten gerade jetzt stattfinden, kann auch das Nürnberger Ehepaar Fritzi und Richard Öchsner nicht nachvollziehen. Schließlich sei doch klar, dass sich die Verweilzeit am Bahnsteig erhöhe und nicht nur mehr Fahrgäste am Bahnsteig warten, sondern auch mehr Passagiere in die U-Bahnen drängen würden. "Damit wird die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Übertragung erhöht", kritisiert Fritzi Öchsner und bemängelt: "Offensichtlich gilt die Vorgabe einer Kontaktreduzierung nicht für die VAG, sondern nur für die Bevölkerung." Das Verhalten der Verkehrsbetriebe sei inakzeptabel, und gefährde vorsätzlich die Gesundheit der Fahrgäste.

Auch ein Pendler, der am Dienstagmorgen ausnahmsweise mal wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren wollte, spart nicht mit Kritik. Nachdem er mit dem Zug nach Nürnberg angereist war, um mit der U1 in die Fürther Straße zu fahren, hätten sich am Bahnsteig etwa 100 Personen gedrängt. "In Zeiten der voranschreitenden Corona-Pandemie ein absurdes Bild, da die Einhaltung des Mindestabstands natürlich nicht möglich ist."

Bewusst in den Herbstferien

Hätte die VAG sich nicht einfach einen anderen Termin aussuchen und die Arbeiten verschieben können? Barbara Lohss winkt ab. "Die Gleise sind 40 Jahre alt und mussten dringend ausgetauscht werden", betont die VAG-Sprecherin. Sie verweist darauf, dass solche Arbeiten mit Blick auf einen sicheren Betrieb langfristig geplant werden müssten. Laut Lohss sind die Arbeiten bewusst in die Herbstferien und damit noch vor den Beginn des Adventsverkehrs gelegt worden, damit möglichst wenige Fahrgäste betroffen sind. So entfällt beispielsweise der Schülerverkehr.

"Das Konzept mit der Teilung der Linie und zusätzlichen Verstärkerfahrten auf den Außenästen hat sich bei früheren Baustellen bewährt", erklärt die VAG-Sprecherin. Außerhalb des Innenstadtbereichs, zwischen Fürth Hardhöhe und Plärrer beziehungsweise zwischen Hauptbahnhof und Langwasser Süd, werden von Betriebsbeginn bis circa 21 Uhr zusätzliche Fahrten angeboten. In diesen Bereichen fährt die U-Bahn somit alle sechs Minuten.

Die VAG habe auf allen Kanälen rechtzeitig über die Arbeiten informiert und darauf hingewiesen, dass in der Innenstadt auch die U2 und U3 oder VAG_Rad genutzt werden können. Lohss räumt jedoch ein, dass es am Montag und Dienstag eine Stellwerkstörung sowie mehrere Rettungs- und Polizeieinsätze gegeben habe, für die der Betrieb unterbrochen werden musste.

"Dass zu dem reduzierten Angebot mehrere Störungen hinzukamen, war ein unglücklicher Umstand. Wir bedauern das", sagt die VAG-Sprecherin. Die einzelnen Störungen konnten laut Lohss zwar relativ zügig abgearbeitet werden, "aber wenn der Betrieb nur über ein Gleis laufen kann, staut es sich leider. Das ist so".

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