Überfall auf Seniorin: 58-Jähriger muss sechs Jahre in Haft

10.12.2019, 16:32 Uhr

Gegen 11 Uhr kehrte die rüstige und vielseitig engagierte Seniorin vom Einkaufen zurück. Sie verstaute ihre Taschen in der Wohnung und wollte gerade die Türe schließen, als ein Mann sie in ihre Küche drängte und mit einem Messer bedrohte. Er forderte Geld und fesselte die Frau mit Kabelbindern und Klebeband an einen Stuhl. Dann schnappte er sich ihren Geldbeutel mit rund 100 Euro Bargeld und ein Handy und verschwand. Die Frau durchlitt Todesängste. Es gelang ihr, mit einer Nagelschere die Fesseln zu lösen und aus der Wohnung zu laufen. Ein Nachbar alarmierte schließlich die Polizei.

Von Schock nicht mehr erholt

Kurze Zeit später traf auch die Enkelin (33) am Tatort ein. "Meine Großmutter saß im Krankenwagen, zitterte am ganzen Körper", erinnert sich die junge Frau vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Auch eine Kriminalbeamtin erinnert sich, dass die 88-jährige völlig aufgelöst und fertig war. Von dem Schock habe sich ihre Oma nicht mehr erholt, berichtet die Enkelin. Wenn sie an den Vorfall erinnert werde, bekomme sie Panikattacken.

Besonders belaste sie deshalb, dass sie die Nachbarn in der Wohnanlage, in der sie schon seit Jahrzehnten lebt, auf die Tat ansprechen. Alleine traue sich die einst so unternehmungslustige Seniorin kaum mehr aus dem Haus. Auch eine Zeugenaussage vor Gericht ist der mittlerweile 89-Jährigen nicht möglich. Die Wunden, die sie durch die Fesselungen an den Handgelenken davontrug, seien bis heute nicht verheilt, schildert die 33-Jährige.

Spontane Tat

Der Angeklagte, ein 58-jähriger Deutscher aus Westmittelfranken, entschuldigte sich und legte ein Geständnis ab. Er sei wegen seiner Spielsucht in Geldnot gewesen und habe in Langwasser eigentlich Pfandflaschen sammeln wollen. Als er die alte Dame und die offene Türe gesehen habe, habe er sich spontan zu dem Überfall entschieden. Der Mann beharrt aber darauf, dass er die Seniorin nicht mit einem massiven Küchenmesser, sondern nur mit einem Plastikmesser aus seinem Campinggeschirr bedroht habe. Dieses habe er – ebenso wie die Kabelbinder und das Paketband, zufällig in seinem Rucksack dabeigehabt, so der ehemalige Postbote.

Kurz nach der Tat zog der Mann nach Niederbayern. Dort verübte er einen ähnlichen Überfall und wurde dafür in Passau bereits zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Diese Strafe bezog die 2. Strafkammer des Landgerichts nun in ihre Entscheidung mit ein. Die Richter verurteilten den 58-Jährigen am Ende wegen schweren Raubes und Körperverletzung zu sechs Jahren Gesamtfreiheitsstrafe.


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