Umbauten auf Kaiserburg: Tierische Gäste und Platznöte

10.3.2020, 06:00 Uhr
Der Freistaat hat 26 Millionen Euro in die Umbaumaßnahmen für die Kanalisierung, ein behindertenfreundliches Plaster und einen neuen Betriebshof gesteckt.

© Günter Distler Der Freistaat hat 26 Millionen Euro in die Umbaumaßnahmen für die Kanalisierung, ein behindertenfreundliches Plaster und einen neuen Betriebshof gesteckt.

Vom Finanzstadel und Sekretariatsgebäude standen nur noch die Grundmauern. "Inzwischen sind die Gebäudehüllen fertig. Durch den milden Winter konnte der Hochbau durcharbeiten", sagt Bernhard Weber, Vorstand der Burgverwaltung Nürnberg. "Jetzt beginnt der Innenausbau." Insgesamt ist es Ziel der Maßnahme, durch Neustrukturierungen und die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen - wie das Museumscafé oder Räume für kulturelle Veranstaltungen - Besucher künftig länger auf der Burg halten zu können und ein verstärktes Interesse am Besuch der Museen zu wecken.

Plangemäß fertig wurde Ende 2019 der Innere Burghof. "Allerdings fehlt noch das Gittertor, das vor dem Holztor mit dem Adler angebracht wird", erläutert Weber, möchte man doch auch hier ein Plus für Burgbesucher schaffen. Das geschlossene Gitter ermöglicht es künftig, das hölzerne Adlertor dahinter zu öffnen, so dass man Fotos vom Inneren Burghof schießen und sich zudem Appetit auf einen (Museums-)Besuch holen kann. Im Plan liege man ebenfalls mit den für die Gesamtmaßnahme veranschlagten 26,11 Millionen Euro. Und wie steht es mit der Betriebsaufnahme der Gastronomie für Sommer 2021? Weber nickt: "Wir hoffen bislang, dass alles klappt."

Neuer multifunktionaler Veranstaltungsraum

Eine besondere Rolle könnte künftig der multifunktionale, museumspädagogische Veranstaltungsraum einnehmen. Denn noch gibt es den hintergründigen Info-Abend über die Burg, ihre Baugruben, seltenen Tiere und wundersamen Gäste nur hin und wieder für spezielle Gruppen. Kürzlich etwa für die IPA (International Police Association), die größte internationale Berufsvereinigung von Polizeibediensteten. Einen Turm in der Maxtormauer hat die IPA dauerhaft gemietet – und was die Polizisten dort erfuhren, könnte viele Bürger interessieren.

"Es hat ja jeder seine Erinnerungen an die Burg – vom Blick von der Freiung, den man Gästen zeigt, bis zum ersten Kuss", meint Sonja Oschwald, Historikerin und Museologin auf der Kaiserburg; gemeinsam mit Bernhard Weber präsentiert sie die besonderen Burg-Geschichten. "Wir sind auch stolz, dass wir zum kollektiven Bewusstsein der Nürnberger gehören: Die Leute sind an der Burg interessiert, wer hier arbeitet und was auf dem Gelände alles zu tun ist." Sie schmunzelt. "Selbstverständlich packen wir an solch einem Abend die Best-of-Geschichten aus."

Konzipiert hatte man das Ganze 2018 für das eigene Jubiläum – 100 Jahre Schlösser-Verwaltung – und dann für Gruppen weiterentwickelt. "Wir starten mit Bildern von 1945", so Oschwald, da viele nicht wüssten, dass die Burg zu 80 Prozent beschädigt wurde. "Amerikaner möchten gerne glauben, das hier alles 100 Prozent original ist. Andere fragen tatsächlich, für welchen Film es gebaut wurde und wie lange das noch steht." Lächelnd schüttelt sie den Kopf.

Zu viele Mäuse für den Turmfalken

Bis 1982 dauerte der Wiederaufbau der Burg: "Die Kemenate, in der heute das Kaiserburgmuseum ist, wurde als letztes eingeweiht." Fotos von 2012 zeigen dann den Zustand vor der Umbaumaßnahme und die Entwicklung; ihre Erläuterungen würzen Oschwald und Weber mit tierischen und menschlichen Anekdoten aus dem ganz normalen Verwaltungsalltag. Schon eine Lieferung von Paletten mit Flyern, Mülltonnen oder Massen von Klopapier löst Platzprobleme aus, die nur mit viel Kreativität gelöst werden können.

Wohin aber mit einer gestrandeten Brieftaube aus dem Rheinland? Oder einer putzigen, aber so erschöpften wie vor Ort seltenen "Mopsfledermaus"? Dass sich "Laemostenus terricola", der "Kleine Kellerlaufkäfer", offenbar in den Kasematten (Bastionen im Norden der Burg) wohlfühlt und regelmäßig von Forschern gezählt wird – auch daran mussten sich die Mitarbeiter erst gewöhnen. Und wieso kommt eigentlich der auf der Burg residierende Wanderfalke dem Turmfalken nicht in die Quere? Letzterer kümmert sich um den Mäusebestand auf dem Areal, informiert Weber und grinst breit. "Damit ist er ein wenig überfordert!"

Gespenster waren bei den Gruppen bislang kaum ein Thema, "nach dem Burgverlies wird dagegen gern gefragt", erzählt Oschwald. "Doch das gab’s und gibt’s nicht", betont die Historikerin. "Die Burg war Kaiserpfalz, ein Repräsentationsgebäude. Und es gab ja die Lochgefängnisse..."

Die so launigen wie informativen Burggeschichten könnten künftig im museumspädagogischen Veranstaltungsraum in allgemeinerem Rahmen häufiger Gehör finden. "Schön wäre es auch", so Weber, "wenn wir die Nürnberger damit wieder näher zu ihrer Burg bringen könnten."


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