VAG-Tarifreform: Einzelfahrten werden teurer, Abos billiger

22.4.2015, 19:04 Uhr
Im Tarifdschungel des ÖPNV fehlt so manchem der Durchblick. Das soll sich jetzt ändern.

© Horst Linke Im Tarifdschungel des ÖPNV fehlt so manchem der Durchblick. Das soll sich jetzt ändern.

Teurere Einzelfahrten, billigere Abos: Das ändert sich künftig bei der VAG.

Teurere Einzelfahrten, billigere Abos: Das ändert sich künftig bei der VAG. © NN

Der Nürnberger Stadtrat hat mit großer Mehrheit für eine Reform der VAG-Tarife der Preisstufe A (Nürnberg, Fürth, Stein) und eine Erhöhung der Parkgebühren im Stadtgebiet gestimmt. Durch die Reform sowie eine Marketingkampagne und ein "Probierticket" im Rahmen einer "Kennenlernwoche" sollen mehr Bürger zum Umsteigen vom Auto auf Busse und Bahnen bewegt werden.

Grundlage war ein externes Gutachten. Treue Kunden der Verkehrsbetriebe, die sich per Abo, MobiCard oder Job-Ticket länger an die VAG binden, sollen künftig durch günstigere Fahrpreise belohnt werden, Gelegenheitsfahrer zahlen mehr.

Mehrfahrer sollen von Umstellung profitieren

So wird ab 2016 ein Jahresabo für 35 Euro im Monat angeboten, das aber erst ab 9 Uhr genutzt werden kann. Normal wären im günstigsten Fall (alles schon Preise bezogen auf 2016) 46,60 Euro fällig. Partner eines Jahresabo-Besitzers (56.90 Euro) können für sich eine um rund 17 Euro günstigere Variante hinzukaufen. Die beliebte MobiCard wird erstmals im Abo angeboten (79 Euro ohne Ausschluss oder 59 mit) und ist dann um rund sieben Euro günstiger.

Durch bessere Konditionen sollen deutlich mehr Firmen motiviert werden, ihren Mitarbeitern Job-Tickets anzubieten. Die Stadt subventioniert in Zukunft günstige Schülerkarten. So soll die Monatskarte für Selbstzahler (Sekundarstufe I) ab dem Schuljahr 2016/17 nur noch 25 statt 54 Euro, ab Sekundarstufe II kostet die Karte 35 Euro. Azubis sollen auf Job-Tickets fahren.

Die Einzelfahrt soll dann drei Euro kosten (bisher 2.60 Euro). Dafür wird die Kurzstrecke neu organisiert und günstiger. Statt 1,80 sind dann 1,60 Euro fällig, wer eine Mehrfachkarte wählt, zahlt sogar nur 1,38 Euro. Es wird aber auch die Gültigkeit der Kurzstrecke eingeschränkt. Mit Bus/Straßenbahn können vier Haltestellen angefahren werden, mit der U-Bahn noch zwei. Ein Umsteigen ist nicht mehr möglich.

Wird der Nightliner auf den Donnerstag ausgedehnt?

Wer Mehrfachkarten kauft, soll ebenfalls günstiger wegkommen. Das Modell: zum Beispiel fünfmal fahren, viermal zahlen. Fahrkarten, die beim Fahrer gekauft werden, Kosten pro Ticket 20 Cent Aufschlag.

Auf Anregung von SPD und CSU soll die VAG zudem ein Marketingkonzept erarbeiten, um für die neuen Angebote zu werben und mehr Bürger zum Umsteigen von Auto auf den Nahverkehr zu bewegen. Dazu soll auch in einer "Kennenlernwoche" ein "Probierticket" ausprobiert werden, um Bus und Bahn an einem Tag ausprobieren zu können.

Die VAG soll auch prüfen, ob der Nightliner, der am Wochenende vor allem von Nachtschwärmern in der Region genutzt wird, nicht auch auf den Donnerstag ausgedehnt werden kann.

Parkgebühren steigen auf 2,50 Euro

Mitfinanziert werden soll die Tarifreform über eine Erhöhung der Parkgebühren. Innerhalb des Altstadtrings, am Bahnhofsvorplatz und auf der Westseite des Königstorgrabens zahlen Autofahrer ab 2016 pro Stunde statt 1,50 dann 2,50 Euro, außerhalb sind dann zwei statt einem Euro fällig. Dadurch erhofft sich Stadt 1,6 Millionen Euro Mehreinnahmen. Durch mehr Umsteiger rechnet die VAG zudem mit weiteren 2,8 Millionen Euro pro Jahr Mehreinnahmen (plus fünf Prozent Fahrgäste). VAG-Chef Josef Hasler rechnet heuer mit einem Verlust von 90 Millionen Euro (Vorjahr: rund 67 Millionen).

Um Kurzparker nicht zu sehr zu belasten, wird der Zeitintervall von 20 auf 12 Minuten (Altstadtring) reduziert. Damit bleibt der Preis für zwölf Minuten bei 50 Cent. Außerhalb des Altstadtrings sinken die Zeitintervalle von 30 auf 15 Minuten (50 Cent pro Viertelstunde). Beim Handelsverband stößt die Erhöhung auf massive Kritik. Er wirft der Stadt vor, sie wolle die Autofahrer "bluten lassen".

Stadt und VAG brauchen nun noch die Zustimmung der Gremien des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN). Der VGN war aber bereits in die Verhandlungen eingebunden. Im Nürnberger Rat sprachen sich Linke Liste und Freie Wähler dagegen aus.

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