Verein Klabautermann: Anker für Eltern kranker Kinder

6.6.2018, 19:41 Uhr
Verein Klabautermann: Anker für Eltern kranker Kinder

© Foto: Horst Linke

Die ersten viereinhalb Monate seines Lebens musste Magnus im Krankenhaus verbringen. Der Junge kam zehn Wochen vor dem errechneten Geburtstermin mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Während seine Eltern sich im Krankenhaus auf die Arbeit und Hilfe der Ärzte und des Pflegepersonals verlassen konnten, waren sie zu Hause plötzlich mit der Versorgung ihres Kindes auf sich selbst gestellt.

Schnell gab es erste Probleme. Der Junge wollte nicht aus der Flasche trinken. Es war eine Situation, die die Eltern verzweifeln ließ. "Die Hilfe des Nachsorge-Teams hat uns da aufgefangen", sagt Nicole Richter, Magnus’ Mutter.

"Viele Unklarheiten tauchen erst daheim auf"

"Viele Unklarheiten tauchen erst daheim auf", erklärt Uwe Groß. Er ist Sozialpädagoge und einer von sechs hauptamtlichen Mitarbeitern, zu denen auch Krankenschwestern und Psychologen gehören. Das Team unterstützt Familien mit früh- und risikogeborenen, chronisch kranken oder behinderten Kindern in den ersten Monaten nach der Entlassung aus der Klinik. Hinzu kommen 13 nebenberufliche Fachkräfte.

Seit 15 Jahren kümmert sich der Verein Klabautermann um die Nachsorge kranker Kinder.

Seit 15 Jahren kümmert sich der Verein Klabautermann um die Nachsorge kranker Kinder. © Foto: Horst Linke

Magnus’ Eltern bekamen etwa Unterstützung bei Fragen zum Pflegegeld und Hilfe bei Unklarheiten zur Pflegestufe. Weil Magnus mit einer Sonde ernährt werden und viermal am Tag inhalieren musste, hatten Nicole und Holger Richter nur wenig Zeit, Anträge auszufüllen oder Gesetzestexte zu lesen.

"Wir geben ein Stück Sicherheit aus der Klinik mit nach Hause", sagt Krankenschwester Anja Blüchel. Kleine Probleme könnten die Eltern so alleine lösen. Und sogar weitere Krankenhausaufenthalte könnten verhindert werden, sagt Prof. Christoph Fusch, Chefarzt der Kinderklinik.

"Die Nachsorge hört nie auf"

Ein halbes Jahr lang hat das Nachsorge-Team Familie Richter unterstützt. Aber auch heute, Magnus ist mittlerweile sechs Jahre alt, wenden sie sich hin und wieder mit Fragen an Klabautermann. "Die Nachsorge hört bei uns nie auf", sagt Hanne Henke, Vorsitzende des Vereins, der unter anderem chronisch kranke Kinder betreut. Während 2003 noch 50 Familien unterstützt wurden, sind es inzwischen jedes Jahr bis zu 230.

Die Personalkosten trägt dabei vor allem der Bezirk Mittelfranken. 1,5 Millionen Euro sind seit dem Bestehen der Familien-Nachsorge bereits geflossen. "Das Projekt ist einmalig in Mittelfranken", sagt Christa Naaß, Vizepräsidentin des Bezirktags Mittelfranken. "Es ist wichtig, Familien nicht alleine zu lassen."

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