Vereinsfusion: „Braut“ ziert sich

16.10.2013, 08:14 Uhr
Vereinsfusion: „Braut“ ziert sich

© Roland Fengler

Noch brennt weder beim TSV Falkenheim oder bei der benachbarten DJK Eintracht Süd der Baum. Felix Steinbach, Vorstandsmitglied beim TSV: „Deshalb wäre es auch aus meiner Sicht gerade jetzt sinnvoll, über eine Fusion zu reden und nicht erst dann darüber nachzudenken, wenn einer von beiden Vereinen in einer schlechten Lage steckt.“

Der TSV hat derzeit rund 700 Mitglieder, die Finanzen stimmen. Das vom Forst gepachtete Sportgelände mit Gaststätte, drei Fußball-Feldern, Tennisanlage und Handballplatz ist gut in Schuss.

Viel Zustimmung

Für Steinbach, der mit einem entsprechenden Konzept bei der letzten Jahreshauptversammlung offenbar viel Zustimmung bei den Mitgliedern bekommen hat, wäre ein Zusammenschluss logisch und hätte viele Vorteile. Ein starker Verein in den Siedlungen-Süd würde ganz anders angenommen, wäre idealer Ansprechpartner für Institutionen, Kirchen, Schulen und potenzielle Sponsoren.

Steinbach: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass in den kommenden Jahren mit einem Großverein für den Nürnberger Süden ein Anlaufpunkt für alle sportlichen und sozialen Interessen heranwachsen kann und auch die Identifikation mit den Siedlungen-Süd wächst.“

Argumente, die auch Jürgen Brunner, seit Juli erster Vorsitzender von DJK Eintracht Süd, durchaus einleuchten. Brunner führt den Traditionsverein nach einem turbulenten Frühjahr, wo es im ersten Anlauf nicht gelang, den Posten des Vorsitzenden zu besetzen. Kein Einzelfall in Nürnberg. Die DJK mit ihren rund 700 Mitgliedern steht laut Brunner einigermaßen gut da. Auch finanziell komme man über die Runden.

Wegen der Unsicherheiten habe ein bereits anberaumter Gesprächstermin mit dem Nachbarverein nicht stattfinden können, sagt Brunner dem Stadtanzeiger. Und es werde vorerst wohl kein neues Angebot geben, denn nun sei es wichtig, erst einmal die eigenen Probleme in den Griff zu bekommen. Erschwerend komme hinzu, dass sich eine Mehrheit der befragten Abteilungen gegen eine Fusion ausgesprochen habe. Das bedeute aber nicht, dass man den Nachbarn nicht wohlgesonnen sei, beteuert Brunner. Jetzt müsse man eben das Thema mit viel Diplomatie angehen. Brunner: „Das Thema Fusion ist aufgeschoben aber nicht aufgehoben.“

Sinkende Mitgliederzahlen, steigende Kosten und immer weniger Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement belasten immer mehr Sportvereine in der Stadt. Die Situation in der Landschaft der Sportvereine wird sich deshalb nicht nur in Nürnberg in den nächsten Jahren dramatisch verändern, sagt Jürgen Thielemann, Leiter des Nürnberger SportService. Allein in Nürnberg gibt es noch rund 300 Vereine mit insgesamt mehr als 100000 Mitgliedern.

Erhebliche Sorgen

Doch viele von ihnen haben mit zum Teil erheblichen Zukunftssorgen zu kämpfen. Stehen Wahlen an, gibt es wie zuletzt beim ASV Buchenbühl kaum noch Kandidaten, die bereit sind, sich für einen Vorstandsposten aufzuopfern. Dazu gehen die Mitgliederzahlen und damit die finanziellen Ressourcen immer weiter zurück, aber die Ausgaben steigen. Ein Teufelskreis, verbunden mit Kraftakten, die kaum zu bewältigen sind.

Seit einigen Jahren lautet das Motto schon „Kooperation“ und Fusion. „Wir unterstützen solche Bestrebungen nachhaltig“, sagt Thielemann. Man könne nur dazu raten, Ressentiments auf die Seite zu schieben und sich zusammenzusetzen, um gemeinsam Wege aus der Misere zu finden. Erfolgreiche Vorbilder in Nürnberg gibt es seit Jahren. Etwa der ATV Nürnberg, der mit dem SV Frankonia zum ATV Frankonia verschmolz und sich über einen Mitgliederzuwachs von 40 Prozent freuen durfte. Kurz vor dem Abschluss, so Thielemann, stehe auch die „Übernahme“ des TV Jahn Schweinau durch den Post SV. Die Sache soll noch in diesem Jahr in trockenen Tüchern sein.

Eine kürzlich beschlossene Kooperation mit dem ATV Frankonia soll auch für den, laut Thielemann, finanziell angeschlagenen SV 73 Süd sonnigere Aussichten bringen. Gescheitert seien dagegen Fusionsgespräche zwischen der DJK Falke und dem TV Glaishammer, obwohl man auf einem erfolgversprechenden Weg war. „Alte Rivalitäten“, die offenbar nicht überbrückbar waren, vermutet man im Rathaus.

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