Verkauft die Stadt Nürnberg das marode Pilatushaus?

23.5.2018, 05:44 Uhr
Eine großartige Lage: Das mächtige, ein halbes Jahrtausend alte Pilatushaus steht direkt unterhalb der Burg — ein beliebtes Fotomotiv. Doch die statischen Probleme sind groß, das städtische Hochbauamt hat eine Notsicherung durchgeführt. Seit sechs Jahren sind die Wohnungen leer.

© Michael Matejka Eine großartige Lage: Das mächtige, ein halbes Jahrtausend alte Pilatushaus steht direkt unterhalb der Burg — ein beliebtes Fotomotiv. Doch die statischen Probleme sind groß, das städtische Hochbauamt hat eine Notsicherung durchgeführt. Seit sechs Jahren sind die Wohnungen leer.

Das prächtige, bedeutende Fachwerkhaus mit Sandsteinsockel und dem Heiligen Georg als Hausheiligen, der an einer Ecke angebracht ist, ist ein beliebtes Fotomotiv von Touristen. Im Jahr 1489 ließ Harnischmacher Hans Grünwald das repräsentative Gebäude zu Füßen der Burg errichten. Ritterrüstungen herzustellen war offenbar ein äußerst einträglicher Job. Sonst hätte sich der Handwerker diesen prominenten Ort für sein Haus gar nicht leisten können.

Die Immobilie hat den Zweiten Weltkrieg zwar überstanden. Doch die Stadt als Eigentümerin wollte die gravierenden Schäden beseitigen, die sich über die Jahrhunderte hinweg entwickelt hatten. Es blieb bei dem Vorsatz, denn: 5,6 Millionen Euro wären nach Kostenschätzungen nötig, um das bekannte Nürnberger Baudenkmal zu sanieren. Zu viel Geld, meint Wirtschaftsreferent Michael Fraas, der für die städtischen Liegenschaften zuständig ist: "Die Stadt priorisiert andere Aufgaben." Da seien die Gesamtkosten für sechs Wohnungen und den Bürobereich schlichtweg zu hoch.

Allerdings könnte es jetzt einen Ausweg geben. CSU-Politiker Fraas räumt auf Anfrage ein, was bislang hinter verschlossenen Türen besprochen wurde: "Ich würde das Pilatushaus gern an die Altstadtfreunde abgeben. Sie sind mein Wunschpartner, denn bei ihnen liegt die Immobilie in besten Händen." Man stehe jedoch erst am Beginn der Verhandlungen, es gibt viele Fragen zu klären.

Pilatushaus hat einen großen Reiz

Bei einem geschätzten Sanierungsaufwand von 5,6 Millionen Euro ist die Frage der Zuschüsse entscheidend. Wie viel kann über Mittel der Städtebauförderung oder über den Entschädigungsfonds, ein Sondervermögen des Bundes, abgedeckt werden? Mit welcher Unterstützung des Denkmalschutzes ist zu rechnen?

Karl-Heinz Enderle, Vorsitzender der Altstadtfreunde, meint: "Natürlich sind wir interessiert, denn es handelt sich um das herausragende private Fachwerkhaus in Nürnberg. Andererseits: Sollen wir uns mit einem derart gewaltigen Objekt belasten?" Schließlich hat der Verein die millionenschwere Baustelle des Pellerhofs noch nicht abgeschlossen. Außerdem verschlingt ein weiteres laufendes Projekt - die Sanierung eines Anwesens in der Hinteren Ledergasse - weitere Millionen Euro. Doch das Pilatushaus hat für ihn einen großen Reiz: Schließlich hatten die Altstadtfreunde hier einst ihr erstes Büro. Jetzt will der Verein erst einmal gründlich nachrechnen, welche Zuschüsse zu erwarten sind und welche Kosten letztlich am Verein hängen bleiben würden.

In welchem Zeitraum die Verhandlungen abgeschlossen sind und ob am Ende ein positives Ende herausschaut, ist vollkommen offen. Fraas wäre bereit, das Pilatushaus an die Altstadtfreunde zu verkaufen. Davon ist sein Kollege, Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich, weniger begeistert: "Bei extrem wichtigen Gebäuden wie dem Pilatushaus muss die Stadt auch künftig die Hand drauf behalten. Ein Verkauf ist daher nicht so toll, ich würde für Erbbaurecht plädieren. Denn die Kronjuwelen veräußert man nicht."

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