Verklagt der Club seine Fans?

14.1.2012, 08:57 Uhr
Verklagt der Club seine Fans?

© Stefan Hippel

Mittlerweile sind nach unbestätigten Angaben bereits über 30 Randalierer identifiziert. Weitere werden wohl folgen. Polizei-Sprecherin Elke Schönwald will derzeit keine Zahlen nennen, weil „die Auswertungen noch andauern“. Es liege aber „umfangreiches Material vor“, betont sie. Viele Zuschauer haben nach den Geschehnissen im Stadion der Polizei private Bilder und Videos zur Verfügung gestellt, teilweise ergänzt um potenzielle Täternamen. Bei der Polizeiinspektion Süd seien mehrere Fachleute mit der Auswertung beschäftigt, die „sich noch hinziehen kann“.

Vier verletzte Ordner

Rückblick: Nach Abpfiff des Derbys am späten Abend des 20. Dezember stürmten rund 120 Club-Anhänger aus der Nordkurve in den Innenraum des Franken-Stadions und rannten in Richtung Gästeblock. Vier Ordner wurden dabei verletzt. Von den Fürther Fans kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Als die herbeigerufenen Einsatzkräfte der Polizei nahten, ergriffen die Randalierer die Flucht — zurück in Richtung ihrer Fan-Blocks.

Damals konnte seitens der Polizei nur eine Personalie festgestellt werden. Mittlerweile sind dank der Überwachungskameras im Stadion aber weitere Täter ausgemacht worden. Den Betroffenen drohen nach Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen harte Sanktionen: Neben dem in solchen Fällen üblichen Stadionverbot, mit dem die Übeltäter belegt werden, könnten — erstmals in Nürnberg — auch zivilrechtliche Schritte folgen.

Konkret geht es dabei um eine Umlage der Geldstrafe, die dem 1.FC Nürnberg seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) droht. Der Verein hat nach Angaben von Club-Vorstand Martin Bader seine Stellungnahme zu den Ausschreitungen beim DFB abgegeben. Noch ist aus der Frankfurter DFB-Zentrale kein Strafmaß ergangen, in den nächsten Wochen ist aber mit einem Verhandlungstermin zu rechnen.

Bader will dem DFB-Richterspruch nicht vorgreifen, doch rechnet er wohl, wie viele Experten, mit einer hohen Geldbuße für den FCN, die an die Randalierer weitergegeben werden könnte. „Andere Vereine, wie Hannover und Rostock, haben dies in der Praxis schon vorgemacht“, betont Bader, der derzeit mit der Mannschaft im Trainingslager im türkischen Belek weilt.

Hannover 96 hatte einen Fan, der beim Auswärtsspiel in Augsburg Pyrotechnik abgebrannt hat, zur Rechenschaft gezogen. Der von der Polizei ermittelte Täter musste — nachdem er ein Schuldanerkenntnis unterzeichnet hatte — 4000 Euro bezahlen.

Ob der Club tatsächlich diesem Beispiel folgt, sei derzeit noch offen. Manager Bader hebt hervor, „dass es keinesfalls um Pauschalverurteilungen geht“. Erst seien die Ermittlungsbehörden am Zug, dann folge die strafrechtliche Verfolgung der Täter. Im Anschluss werde der Verein mit den Betroffenen reden und gegebenenfalls die üblichen Sanktionen, wie ein Stadionverbot, verhängen. Erst im Anschluss könne über zivilrechtliche Schritte nachgedacht werden.
 

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