"Viperblack" liefert das schwärzeste T-Shirt der Welt

10.12.2015, 19:00 Uhr

Phoebe Heess, Designerin eines allseits bekannten mittelfränkischen Sportartikelherstellers, und Gabriel Maria Platt, Unternehmensberater für Innovationsmanagement, kennen sich mit Mode aus. Vor allem mit sogenannter High-Tech-Mode. Seit gut einem Jahr designt Phoebe Heess eigene Kollektionen, die bereits auf der Berlin Alternative Fashion Week präsentiert wurden.

Was für Otto Normaljeansträger wie abgespactes Futuredesign daherkommt, hat alles einen Sinn: „Wir machen performante Klamotten unter abgefahrenen Designs“, sagt Platt, und erklärt, was das bedeutet.

Jacken unter Strom

Aus innovativen Materialien werden stichfeste Pullover, Jacken, die bei Bedarf (beispielsweise im Falle eines Angriffs) unter Strom gesetzt werden können, oder Mützen, die bei unerwünschtem Fotografiertwerden kurzerhand zurückblitzen und so das Bild unkenntlich machen.

Das alles gibt es bereits, das alles ist schwarz. Das Künstlerpaar jedoch nähert sich im kreativen Prozess auf unterschiedliche Art und Weise einer Sache an, und eine davon heißt: Übertreibung. Also muss es doch irgendwie gehen, dieses noch schwärzere Schwarz.

Die beiden forschen und recherchieren und finden gleich eine Lösung – vorläufig. „Das schwarzeste Material der Welt enthält ein von der Nasa entwickeltes Verfahren, das auf Nano-Carbon-Röhren basiert“, erklärt Gabriel Maria Platt. Mit diesen sogenannten „Photonenfallen“ werden beispielsweise empfindliche Teleskope beschichtet. „Das Licht wird von den Röhren gefangen und kommt da nicht mehr raus.“

Doch was gut ist für die Forschung, muss noch lange nicht gut sein für den Menschenkörper,  ist nämlich krebserregend. Also weitersuchen. Und unerwartet fündig werden. Diesmal in der Tierwelt.

Die Gabunviper, eine in Afrika beheimatete Schlange mit ungemütlichem Nasenstachel, darf sich eines speziellen Hautkleides rühmen, dessen Zusammensetzung aus, unter anderem, schwarzen Dreiecken bewirkt, dass sich ihre Form für Fressfeinde quasi auflöst. Die Schlange, so Platt, sei bereits bestens erforscht und „macht quasi das Gleiche wie die Röhren: Licht schlucken.“

Geld aus dem Netz

© Fotos: Phoebe Heess/oh

In einem biomimetrischen, also die Natur nachahmenden Verfahren, konnten Heess’ Technologiepartner das Schlangenkleid nun sozusagen auf Baumwolle nachbilden — Viperblack. „Das Ergebnis ist ein um 40 Prozent schwärzeres Schwarz als alles bisher Existierende“, sagt Gabriel Maria Platt. Nun gilt es, das Wunderwerk in Produktion zu bringen. Weil das eine kostspielige Angelegenheit ist insofern, als die Maschinen des Schweizer Textilherstellers extra umgestellt werden müssen, ist eine Mindestbestellmenge an Stoff erforderlich.

Dank Crowdfunding im Internet wird es das schwärzeste Shirt der Welt aber wohl demnächst geben: Die gewünschten 10 000 Euro Startfinanzierung sind sogar weit übertroffen, es kann also losgelegt werden. Nun denn: Willkommen auf der dunklen Seite der Macht!

Mehr Infos unter www.phoebeheess.com

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