Volksfest: Schausteller warten oft Jahre auf einen Platz

26.8.2019, 05:01 Uhr
Volksfest: Schausteller warten oft Jahre auf einen Platz

© Stefan Hippel

Rund 1000 Bewerbungen verschiedener Schaustellerbetriebe gehen bei der Stadt Nürnberg pro Volksfest ein. Vom Süßwarenverkäufer über die Schießbude bis zur Achterbahn muss jeder, der einen der 170 Plätze ergattern möchte, schon bei der Bewerbung formelle Regeln einhalten – ohne Ausnahmen. „Das gilt auch für mich“, sagt Lorenz Kalb, Vorsitzender des Süddeutschen Schaustellerverbandes und "alter Hase“ auf dem Volksfestplatz. "Die wenigsten Leute wissen, dass am Ende die Stadt Nürnberg sagt, wer hier steht und wer nicht. Der Schaustellerverband gibt nur Empfehlungen ab und richtet die Veranstaltung dann aus", erklärt Kalb.

Volksfest: Schausteller warten oft Jahre auf einen Platz

© Stefan Hippel

Berücksichtigt werden im ersten Schritt grundsätzlich nur Bewerbungen mit exakten Angaben zu Art, Größe und Strombedarf des Geschäftes; außerdem muss ein Foto beiliegen. "Der optische Gesamteindruck muss auch passen“, weiß Kalb. Aus der Summe an Interessenten wählen Vertreter des städtischen Ordnungs-, Bürgermeister-, Rechts- und Liegenschaftsamtes sowie der Congress- und Tourismuszentrale dann die Kandidaten aus – natürlich greifen sie dabei auch auf die Erfahrung und Empfehlung des Schaustellerverbandes zurück, „aber das letzte Wort spricht die Stadt“, so Kalb.

"Ich habe mich seit 1999 beworben"

20 Jahre lang leer ausgegangen in diesem Entscheidungsprozess ist Ludwig Müller – heuer hat es endlich geklappt. "Ich habe mich seit 1999 beworben, aber mir ist schon auch klar, dass erst ein anderer Kollege aufhören muss, damit wieder etwas frei wird", sagt Müller, der Süßwaren verkauft. Die Anzahl der Buden einer Branche, vom Mandelverkäufer bis zum Kinderkarussell, ist nämlich genau festgelegt und wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, darf in der Regel wiederkommen.

Müllers Mutter bietet schon lange auf der anderen Seite des Volksfestplatzes Mandeln und Co. an. "Aber so läuft‘s nicht, dass die mich hier hätte ,reinbringen‘ können – und das ist gut so. Man will sich da nicht angreifbar machen“, sagt Müller.

"So was wie Vetternwirtschaft gibt es hier nicht", sagt auch Lorenz Kalb. Angst, irgendwann einmal keinen Platz mehr für seinen "Heidis Treff" zu bekommen, hat er trotzdem nicht. Nicht, weil er Lorenz Kalb ist und man den Chef des Schaustellerverbandes nicht rausschmeißt, sondern weil eine weitere Regel entscheidend ist: "Der Mix aus Neuem und Bewährtem muss passen. Es nützt nichts, wenn man den Leuten lauter neue Sachen präsentiert, weil sie am Ende trotzdem unzufrieden sind, wenn ihr Bratwurstmann, bei dem sie sich seit Jahren eine Semmel holen, nicht mehr da ist", sagt Kalb.

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