Vom Notar zum Pizzabäcker

6.1.2015, 08:09 Uhr
Vom Notar zum Pizzabäcker

© Katharina Tontsch

Ronny hatte nie den Plan, Pizzabäcker zu werden. Ganz im Gegenteil. 1965 in Indien geboren, kam der Mann, der eigentlich Purshottam Lal heißt, 1986 nach Deutschland. Um hier zu erfahren, dass es zwar schön und gut sei, dass er eine anspruchsvolle Ausbildung zum Notar genossen hatte, sie hier aber schlichtweg nicht anerkannt wird. „Zurück wollte ich nicht, die Ausbildung noch mal machen aber auch nicht, schon allein des Geldes wegen“, erzählt der Mann, den ungefähr der ganze Osten Nürnbergs nur als „Ronny“ kennt – und der nicht ganz unschuldig daran sein dürfte, dass die Bezeichnung „Speckgürtel“ für diesen Bezirk der Stadt in einem ganz anderen Licht erscheint.

Purshottam Lal suchte sich also einen Job, lernte Pizzabäcker und Deutsch und beschloss 1989, sich mit einer eigenen Bude selbstständig zu machen. Dass er heute, 25 Jahre später, immer noch hier steht, tagein, tagaus, und seine Kundschaft stets mit bester Laune empfängt, hat einen einfachen Grund: „Ich mache das, weil mein Herz dranhängt, weil ich großen Spaß bei meiner Arbeit habe und es mich freut, dass meine Kunden immer wieder kommen.“

Unter denen, weiß der 49-Jährige zu berichten, finden sich allerhand illustre Personen, „die ich oft gar nicht erkenne, aber andere zufällig Anwesende machen dann große Augen und erzählen mir, wer das
grade war“. Hiesige Fußball-Helden sind dabei, Trainer wie Spieler,
Immobilienmogule und landesweit bekannte Politiker, erzählt Purshottam Lal und zeigt fröhlich Beweisbilder.

Mittlerweile versorgt der Notar auf Abwegen Kundschaft in dritter Generation, hat Kinder heranwachsen und Eltern älter werden sehen. Warum das so ist, der Strom nie abbricht, er trotz zwischenzeitlich vieler anderer Restaurants und Pizzabuden immer noch hier ist? „Ich habe noch nie aufhören, noch nie hier weggehen wollen“, sagt er, und dass das hier „mein erstes Zuhause“ ist, von dem er in 25 Jahren nur zehn Wochen Urlaub genommen hat, denn „wenn ich mal nicht da bin, dann fragen die Leute sofort nach mir“.

Der längst zum Familienbetrieb gewordene Imbiss, in dem neben Gattin Rita (44) auch die Söhne Rahul (16) und – ja, der heißt dann wirklich so – Ronny (24) mithelfen, setzt auf gleichbleibende Qualität und darauf, alles selber zu machen. Auf akkurat eingerichteten acht Quadratmetern werden täglich um die 20 Kilogramm Teig hergestellt, wunschgemäß belegt, Tiramisu und Salate frisch gemacht – keine Haute Cuisine, natürlich nicht. Aber so, dass Werbung nicht nötig ist, nie nötig war, weil „Mundpropaganda eh die beste Reklame für mich ist“ und das bestens funktioniert.

Hat er denn nie bereut, das mit dem Notar nicht noch mal versucht zu haben? „Nö“, lacht Purshottam Lal und klatscht höchst zufrieden in die mehligen Hände. „Ist doch einwandfrei gelaufen.“

Mehr Informationen über das Bella Napoli in unserer Rubrik Essen und Trinken!

Verwandte Themen


Keine Kommentare