Von vier Schlösschen steht nur noch eines

25.1.2011, 14:00 Uhr
Von vier Schlösschen steht nur noch eines

© Museen der Stadt Nürnberg, graphische Sammlung

Schon 1504 wurden „3 sitz daselbs“ genannt. Ein vierter Herrensitz kam bald darauf hinzu; denn in dem Verzeichnis der vom „fürstlichen Mordbrenner“, dem Markgrafen Alkibiades 1552/53 eingeäscherten Orte hieß es ausdrücklich, dass in Almoshof „vier schöner herrnheuser verprennth worden“ seien. Doch alle vier Herrensitze wurden in der Folgezeit wieder aufgebaut.

Die Anfänge des sogenannten Holzschuher-Schlösschens verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Doch darf man annehmen, dass es der älteste Sitz des Dorfes war, schrieb doch der Annalist Johannes Müllner 1623, die „Holtzschuer“ hätten „gar ein alten sitz allda“. Nach einer früher im Schloss aufbewahrten Inschriftentafel soll sich der Sitz bereits im 14. Jahrhundert im Besitz der Familie Holzschuher befunden haben.

Schloss als Kaserne genutzt

Urkundlich fassbar wird er allerdings erst im Jahr 1517. Damals stellten nämlich die Holzschuher der Reichsstadt eine „Offenhausverschreibung“ aus, wonach dem Rat im Kriegsfall das Recht zustand, den Sitz zum Zweck der Verteidigung mit Soldaten zu belegen. Trotz dieser Verschreibung wurde der Sitz im zweiten Markgrafenkrieg 1552/53 zerstört und blieb dann fast anderthalb Jahrhunderte hindurch „uber einen Haufen liegen“.

Erst 1693 waren die Holzschuher in der Lage, einen Neubau zu errichten. Dem Repräsentationsbedürfnis der Zeit entsprechend entstand ein streng symmetrisch angelegtes Barockschlösschen. Der zweigeschossige Hauptbau bildet eine Drei-Flügel-Anlage mit hufeisenförmigem Grundriss. Zwischen beiden Seitenflügeln liegt ein kleiner Ehrenhof. Von der Almoshofer Hauptstraße her betritt man die Schlossanlage durch ein Rundbogentor, das mit dem Holzschuher-Wappen verziert ist.

Von vier Schlösschen steht nur noch eines

© Hermann Rusam



Das Schlösschen stellt im Kleinen ein getreues Abbild der großen Fürstenschlösser der Barockzeit dar, und es hat, um wiederum Erich Mulzer zu zitieren, „fast etwas Rührendes an sich, zu sehen, wie das kleine Schlösschen die große Geste seiner Zeit versucht“. Betritt man durch das Mittelportal die Erdgeschosshalle, erblickt man eine mächtige Spindeltreppe, die in ihrem inneren Teil aus einem einzigen Stamm gefertigt ist. Der südwestlich des Schlosses gelegene ehemalige Schlosspark zeigt heute nichts mehr von seiner früheren Gestaltung. Er dient heute als Festplatz für die Almoshofer Kirchweih.

Über vier Jahrhunderte blieb das Schlösschen im Besitz der Freiherren von Holzschuher. 1941 verkaufte die Familie das Anwesen an die Stadt Nürnberg, die das Gebäude als Unterkunft für die Ehrengäste der Reichsparteitage ausbauen wollte. Doch der Krieg vereitelte dieses Vorhaben. In der ersten Hälfte der siebziger Jahre lenkte eine von dem Grafiker Karl-Heinz Hoffmann gegründete Wehrsportgruppe immer wieder die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schlösschen. 1980 wurde dies endlich wegen Verfassungswidrigkeit verboten.

Heute wird das Schloss vom städtischen Amt für Kultur und Freizeit betreut und als Kulturladen genutzt. Schwerpunkt der Arbeit sind Klassik-Konzerte, Kunst-Ausstellungen, internationale Künstlertreffen, Märchenabende für Erwachsene und dergleichen mehr.

Von vier Schlösschen steht nur noch eines

Markgraf ließ alles wegbrennen

Der Annalist Müllner berichtete 1623 auch von einem Almoshofer „Burgersitzlein“, das die „Starcken“ (die Patrizierfamilie Stark) „umb das Jahr 1524 erbauet“ haben (Irrhainstraße 19-25). Dabei handelte es sich aber nicht um einen Neubau, sondern wohl nur um den Wiederaufbau eines älteren, im ersten Markgrafenkrieg 1449 zerstörten Sitzleins; wissen wir doch, dass am 10 Juli 1449 der Markgraf Albrecht Achilles „alle Dörfer hinter der Vesten“, darunter auch „Malmeßhoff hinweggebrennet“ hat. Beim Wiederaufbau entstand eine „30 Schuh hohe Kemnate“, ein Herrenhaus aus Sandstein mit den typischen Nürnberger Erkerchen. Das Schloss war von einer zehn Schuh hohen Mauer umgeben.

1537 erwarb die Patrizierfamilie Praun das Schlossgut. Nach Aussterben der älteren Linie des Praunschen Geschlechts 1867 wurde der Sitz auf Abbruch verkauft. Das Anwesen erwarb Professor Bergau von der Nürnberger Gewerbeschule. Dieser ließ den Sitz abtragen und baute ihn im Stil der deutschen Renaissance im Kolleggarten (Pilotystraße 27) in etwas veränderter Gestalt wieder auf. Dort wurde das Gebäude im zweiten Weltkrieg völlig zerstört. In Almoshof selbst haben sich von der alten Schlossanlage nur Reste der mittelalterlichen Zinnenmauer, das so genannte Kellerhäuschen und das Vogthaus erhalten.

Nur die Umgebungsmauer blieb stehen

Der älteste Nachweis für den späteren Stromerschen Herrensitz in der Almoshofer Hauptstraße 84 stammt aus dem Jahr 1517. Damals stellte Helena, die Witwe des Hans Rech, dem Rat der Stadt eine Offenhausverschreibung aus. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb Fritz Friedrich Stromer 1557 das Schlossgut. Das nach dem zweiten Markgrafenkrieg wieder aufgebaute Herrenhaus war ein schöner zweigeschossiger Bau mit vorkragendem Fachwerk im Obergeschoss. Bei Luftangriffen 1943/44 wurde das Herrenhaus zerstört, erhalten blieben nur Reste der inzwischen völlig erneuerten hohen Umfassungsmauer aus dem 18, Jahrhundert.

Der jüngere von Praunsche Herrensitz in der Irrhainstraße 8 und 10 stand schon 1504. Aus dem Jahr 1517 ist eine Offenhausverschreibung auf Ludwig Imhoffs „Haus zu Almoshof“ überliefert. Über verschiedene Zwischenbesitzer gelangte der Sitz 1779 an die Patrizierfamilie von Praun. Das zweigeschossige Herrenhaus stand an der Irrhainstraße. Der einfache Bau trug nur ein Satteldach mit einer schmucken Kaminhaube. 1943 fiel das Hauptgebäude einem Fliegerangriff zum Opfer, doch blieb das schöne Eingangstor mit Schlupftürchen bis heute erhalten. 1953 wurde der Praunsche Wappenschild – das einzige Überbleibsel der Toreinfahrt des älteren von Praunschen Schlösschens – an der rechten Seite des Eingangstores eingemauert.

Die Geschichte der Knoblauchsländer Herrensitze ist eine Geschichte ständig wiederkehrender Verwüstung. Drei der Almoshofer Schlösschen fielen den Zerstörungen in zweiten Weltkrieg zum Opfer. Umso dankbarer sollten wir dafür sein, dass wenigstens das Holzschuherschlösschen die Zeiten überdauert hat. Die vollständig erhalten Schlossanlage stellt eines der wertvollsten Kunst- und Kulturdenkmäler vor den Toren der Stadt dar. Als dreiflügeliges Barockschlösschen des ausgehenden 17. Jahrhunderts ist es einzigartig im Nürnberger Stadtgebiet.
 

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