Vorlesestunde in der Nürnberger Stadtbibliothek

20.4.2013, 14:45 Uhr

Lesen fördert die Entwicklung des Gehirns. So lauten die Ergebnisse einer Studie der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh. Weil Wörter identifiziert und Interpretationen erfolgen müssen, kommt es zu einem besseren Datenaustausch zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte. Aus diesem Grund sollten Kinder schon möglichst früh eine Leseförderung erfahren.

Dieser Aufgabe hat sich auch die Kinderabteilung der Stadtbibliothek am Gewerbemuseumsplatz 4 angenommen. Jeden Samstag lädt sie große und kleine Leseratten zur Vorlesestunde um „drei nach drei“ ein.

Gemeinsam wird eine Geschichte gelesen und spielerisch vermittelt. „Es ist ganz unkompliziert und ohne Anmeldung. Man kann auch ganz spontan vorbeikommen. Der Eintritt ist frei“, sagt Bibliothekarin Anneliese Dantl. Nicht nur Kinder sollen dabei ihre Freude haben: Sinn der Veranstaltung ist auch, dass Eltern in Ruhe nach Lektüre stöbern können.

Ausflug in die Welt der Geschichten

So kamen kürzlich 20 Kinder und 12 Erwachsene zusammen, um der Geschichte „Hörbe mit dem großen Hut: Eine Hutzelgeschichte“ von Otfried Preußler zu lauschen. Dabei tauchten die Kinder spielerisch in die Welt der Geschichte ein, indem die Ein- bis Achtjährigen Lieder sangen oder „Hörbe, den Hutzelmann“ nach ihren Vorstellungen malten. Letzteres gefiel der dreijährigen Amélie am besten: Sie malte alles auf, was sie aus der Geschichte mitnahm – darunter eine Sonne oder einen Tausendfüßler, und natürlich die Hauptfigur der Geschichte „Hörbe“.

So durfte sich ihre Mutter am Ende über elf Kunstwerke ihrer Tochter freuen. Kein Wunder also, dass sie schon zum dritten Mal dabei sind: „Ich finde es gut, dass so lebendig erzählt wird. Außerdem ist es abwechslungsreich, weil die Geschichten jedes Mal anders präsentiert werden“, erzählte die Mutter Carolin Reinhardt.

Während der Stunde herrschte ein reges Treiben. Durch den Gesang, der durch die gesamte Abteilung hallte, wurden neue Kinder herbeigelockt. Bei manchen Kindern hingegen ließ nach einer gewissen Zeit die Konzentration nach, so dass die Eltern die Stunde früher verlassen mussten.

Der fast vierjährige Arne jedoch hielt bis zum Schluss durch, weil er wissen wollte, wie die Geschichte des „Hutzelmanns“ ausging. Arne ist mit seinem Vater Thomas Friedrich zum ersten Mal in der Zentralbibliothek: „Wir haben überlegt, was wir heute machen können, und dann habe ich von der Vorlesestunde gehört. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, kommen wir wieder her.“ Die Vorlesestunde hat hier ihre Mission also vollkommen erfüllt: Nämlich Kinder und Eltern in die Bibliothek zu locken und somit an Bücher heranzuführen.

Helle Räume mit einer tollen Aussicht

Die Renovierung der Bücherei macht’s möglich, denn mit dem Neubau wurden die Öffnungszeiten verlängert. Während vorher samstags bereits um 13 Uhr geschlossen wurde, ist sie seit der Neueröffnung nun bis 16 Uhr geöffnet. „Da wollten wir nachmittags etwas Schönes für die Kinder anbieten“, so Kinderbibliothekarin Anneliese Dantl. Auch sonst hat sich einiges verändert: „Wir haben jetzt viel mehr Platz. Es ist hell, freundlich und wir haben eine tolle Aussicht. Familien halten sich nun auch viele Stunden hier auf. Das gab es vorher so nicht.“

Ungefähr zehn Bibliothekarinnen sind an dem Projekt beteiligt. Sie wechseln sich wöchentlich ab und sind frei in der Themenwahl und der Präsentation. So gibt es in der einen Woche ein Bilderbuchkino und in der anderen Woche eine Power-Point-Präsentation.

Andrea Rauch setzte in ihrer Stunde auf die Interaktion mit den Kindern: „Ich möchte Sprache gestalten und sie für die Kinder fühlbar werden lassen.“ Die Leiterin der Bücherei an der Bertolt-Brecht-Schule möchte außerdem die Arbeitskräfte der zentralen Kinderbibliothek entlasten. Die sind momentan nämlich mit nur drei Vollzeitangestellten unterbesetzt. Und seit der Neueröffnung ist der Andrang auf die neuen Räume groß: „Wir haben zurzeit allerhand zu tun und auch einige Überstunden zu machen. Auch wegen der vielen Führungen von Schulklassen oder Kindergartengruppen“, erklärte Anneliese Dantl.

Ihre Arbeit in der Kinderbibliothek möchte sie trotzdem keinesfalls missen: „Ich mag Kinder deshalb so gerne, weil sie so unheimlich begeisterungsfähig sind. In keiner anderen Abteilung bekomme ich ein so unmittelbares Feedback zu Büchern wie hier.“
 

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