Wahlabend im Presseclub: SPD auf Wolke sieben, CSU im Tal der Tränen

17.3.2014, 09:58 Uhr
Bei der zentralen Wahlparty im Nürnberger Presseclub ist die Stimmung vor der ersten Prognose angespannt.

© Michael Matejka Bei der zentralen Wahlparty im Nürnberger Presseclub ist die Stimmung vor der ersten Prognose angespannt.

Das Auszählen hat rekordverdächtige sieben Minuten gedauert. Den ganzen Abend über bleibt das Dorf im Knoblauchsland ein grauer Fleck auf der Nürnberg-Karte, während sich alle anderen Wahlbezirke nach und nach rot färben – dort hat der alte und neue Oberbürgermeister mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen.

Der Abend im Presseclub verläuft nach gewohntem Ritual. Nürnbergs oberster Wahlleiter Wolf Schäfer und Michael Ruf vom Bürgermeisteramt verlesen abwechselnd Ergebnisse, die Schlag auf Schlag per Computer eintreffen. Auf einer Leinwand zeigen farbige Balken den Stand der Dinge. Immer wieder betont Schäfer, dass über die Zusammensetzung des neuen Stadtrats kaum Prognosen möglich sind. 66 316 Briefwahlunterlagen seien diesmal verschickt worden. Das heißt, es dauert, bis verlässliche Ergebnisse vorliegen. Am frühen Montagabend stehe erst fest, wer von den 551 Kandidaten und Kandidatinnen einen Sitz im Rat erobert hat. „Die Zahlen, die wir im Moment vorliegen haben, stammen nur von den Stimmzetteln, auf denen lediglich ein Listenkreuz gemacht wurde.“

Die ersten Hochrechnungen liefert um 18 Uhr das bayerische Fernsehen. Das Neueste aus München hat Vorrang, dann ist Nürnberg an der Reihe. „Boahhh“, ruft jemand. Es wird geklatscht. Maly liegt bei 68 Prozent. „Das müsste das beste Ergebnis gewesen sein, das je ein OB in Nürnberg erreicht hat“, so der TV-Kommentator. Sebastian Brehm hat 24 Prozent der Stimmen erreicht. Sein Ergebnis ist damit noch schlechter als das seines Parteikollegen Klemens Gsell, der vor sechs Jahren gegen Maly angetreten ist. 27, 4 Prozent hatte der damalige Umwelt- und heutige Schulbürgermeister für die CSU eingeholt. Maly lag am Ende bei 64,3 Prozent.

Die Ergebnisse der Oberbürgermeisterwahl werden sich an diesem Abend noch verändern. Aber eher minimal. 90 Prozent der Stimmen verteilen sich auf die Vertreter der SPD und CSU. Die kleinen Parteien laufen bei der OB-Wahl eher unter ferner liefen.

Sehr dankbar und sehr gerührt

„Ich habe mir schon gedacht, dass ich nicht in die Stichwahl komme“, sagt Maly. „Aber dass ich noch einmal drauflege, hat mich doch sehr überrascht. Ich bin sehr dankbar und sehr gerührt“ Was seine Freude trübt, ist die niedrige Wahlbeteiligung. Bei 44,3 Prozent liegt sie diesmal, im Jahr 2008 betrug sie immerhin noch 50,1 Prozent. Was bedeutet: Maly hat diesmal mit 113 809 Stimmen gesiegt, vor sechs Jahren waren es noch 117 770.

„Die Wahlbeteiligung ist ein erster Fingerzeig“, sagt CSU-Stadtrat Andreas Krieglstein. „Wir haben ein Problem mit der Mobilisierung unserer Wähler. Viele sind daheim geblieben. Offensichtlich haben wir es nicht geschafft, unsere Themen richtig zu transportieren.“ Später wird sein Fraktionschef Sebastian Brehm im Presseclub auch noch einmal auf die niedrige Beteiligung eingehen. Er ist ein fairer Verlierer, gratuliert dem Amtsinhaber und sagt, als wolle er sich selbst noch einmal Mut zusprechen: „Wer damit rechnet, dass ich aufgebe, der irrt.“

Auch wenn Schäfer vor voreiligen Schlüssen warnt, immerhin deutet sich an, dass die SPD auch im Stadtrat zugelegt und die CSU leicht verloren hat. Die Grünen liegen im Augenblick bei 6.9 Prozent, knapp unter ihrem Ergebnis von 2008. Sie feiern trotzdem, ihre Freude über Malys Abschneiden ist nämlich groß. „Ich gönne ihm das sehr“, sagt Brigitte Wellhöfer, die nicht mehr zur Wahl angetreten ist. Für ihre eigene Partei hoffe sie, dass ihr die Wähler durch Panaschieren und Kumulieren zu mindestens einem Sitz im Stadtrat mehr verholfen haben.

Alt-Oberbürgermeister Peter Schönlein feiert im Presseclub nicht nur Ulrich Maly und die SPD, sondern auch seinen 75. Geburtstag. „Dieses Ergebnis“, sagt er mit Blick auf die Wahl, „ist grandios.“

Der Mann des Abends, der alte wie neue Oberbürgermeister, wird kurz nach 20 Uhr von seiner Frau Petra nach Hause chauffiert. Feiern mag er jetzt nicht. „Man braucht an so einem Abend auch mal einen Moment der Einkehr.“

Verwandte Themen


1 Kommentar