Warteschlangen-Ärger in Nürnberg: Ämter oft überlastet

3.6.2019, 05:51 Uhr
Warteschlangen-Ärger in Nürnberg: Ämter oft überlastet

© Eduard Weigert

"An manchen Tagen wartet man zehn Minuten, an anderen zwei Stunden“, sagt Olaf Kuch, Dienststellenleiter des Einwohneramtes. Das mache die Planungen schwierig. Und das nicht nur im Einwohneramt: "Eine Steuerung der unterschiedlich starken Nachfrage ist kaum möglich“, sagt auch Steffen Keßler, Leiter der KFZ-Zulassungsbehörde. Die Zulassungsstelle reagiert an diesen Tagen mit dem verstärkten Einsatz von Teilzeitkräften.

Viele Behörden stoßen längst an ihre Grenzen. "Die Infrastruktur ist überlastet", wie Olaf Kuch unumwunden zugibt. Und das schon lange. Die Stadt wächst und wächst: Laut statistischem Amt der Stadt ist die Bevölkerungszahl seit 2000 bis 2017 um knapp 45 000 Menschen gestiegen.

"Manchmal nicht mehr kompensierbar"

Aber auch Fluktuationen der Mitarbeiter, etwa nach der Ausbildung in der Verwaltung, Renteneintritte oder die intensive Einarbeitungsphase neuer Mitarbeiter sorgen für Engpässe. „Kommt dann auch noch eine Krankheitsquote hinzu, ist das auch durch aufgestocktes Personal, einen voll erfüllten Stellenschlüssel und interne Steuerungsmaßnahmen manchmal nicht mehr kompensierbar“, so Keßler von der Zulassungsbehörde. Auch dort müssen die Menschen zuweilen länger als eine Stunde warten. Derzeit 66 Minuten, wie Keßler sagt. Alleine ist Nürnberg mit dem Phänomen nicht. Ob nun Dortmund, Frankfurt oder Essen: Die Bürger müssen oftmals viele Stunden warten.

Die Ämter operieren an manchen Tagen längst am Limit. So verzeichnete etwa das Einwohneramt unlängst an einem Tag etwa 1400 Vorgänge. Auch beim Ausländeramt stehen oft lange Schlangen auf der Straße. Mittwochs, da an diesem Tag auch der Behördengang ohne Termin möglich ist. An anderen Tagen staut es sich auch wegen der Sicherheitskontrollen. Im Schalterbereich selbst gebe es keine langen Wartezeiten, wie Kuch betont. Allerdings seien wiederum die Wartezeiten für einen Termin lang.

Der allgemeine Ton wurde "rauer"

Auch bei der KFZ-Zulassung müssen an einem Tag bis zu 460 Vorgänge am Schalter abgearbeitet werden. Daneben müssten die Mitarbeiter die Vorgänge aber auch noch im Nachgang abarbeiten, so Keßler.

Mit dem Umbau soll das Einwohneramt nicht nur barrierefrei sein, auch Lärm- und Schutzwände sollen eingezogen werden. Das soll auch die Arbeit für die Menschen vor Ort leichter machen und auch die Attraktivität der Arbeit erhöhen. Für viele sei der Kundenbereich unattraktiv, auch weil der allgemeine Ton "rauer“ geworden sei. "Geeignete und belastbare Mitarbeiter zu finden, wird zunehmend schwierig", sagt denn auch Steffen Keßler.

Die Überlastung der großen Ämter kommt unterdessen längst bei den drei Bürgerämtern an. Diese waren für die Bewohner der Stadtteile am Stadtrand geschaffen worden. Doch um lange Wartezeiten zu vermeiden, weichen auch andere auf diese aus. "Wir haben seit 2015 steigende Fallzahlen bei den Bürgerämtern“, wie Bürgermeister Christian Vogel sagt. Also gibt es auch dort Wartezeiten. An neuen Info-Schaltern sollen einfache und schnelle Tätigkeiten ohne Nummer direkt am Schalter erledigt werden können. Im Norden und Osten sollen die Schalter bereits im Juli in Betrieb gehen.

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