Warum Chefs auch mal früher gehen sollten

2.11.2018, 21:34 Uhr
Warum Chefs auch mal früher gehen sollten

© Foto: alvarez/istock

Der Chef kommt als Erster und geht als Letzter. Diesem Selbstverständnis folgen noch heute viele Führungskräfte – auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kann sich das fatal auswirken. "Chefs sind vielfach Rollenmodelle für ihre Mitarbeiter", sagt die Professorin Cornelia Niessen. Beuten sie sich selbst aus, neigen auch ihre Untergebenen dazu. "Wenn ein Chef dagegen auf seine Gesundheit achtet, dann wirkt das auch der Erschöpfung seiner Mitarbeiter entgegen."

Niessen leitet den Lehrstuhl für Psychologie im Arbeitsleben an der Universität Erlangen-Nürnberg. Mit ihren Mitarbeitern hat sie ein Konzept entwickelt, wie "Gesunde Führung am Arbeitsplatz" aussieht. Die Unternehmensberatung BlackBox/
Open bietet Führungskräften ein Training an, das auf diesem Konzept fußt. Am kommenden Mittwoch ist Niessen zu Gast beim Netzwerk Konfliktkultur und Mobbing in Arbeitswelt und Schule – im Gewerkschaftshaus hält sie einen Vortrag.

Ein gesundes Betriebsklima ist in Zeiten des Fachkräftemangels in vielen Branchen für Unternehmen ein wichtiger Faktor, um Nachwuchs zu gewinnen. Denn der boomende Arbeitsmarkt ermöglicht es gerade jungen, hoch qualifizierten Mitarbeitern, wählerisch zu sein bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

Gesundheit, das meint nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern das physische, psychische und soziale Wohlbefinden, erläutert Niessen. Ist einer Führungskraft an gesunden Mitarbeitern gelegen, muss sie selbst diese Gesundheit vorleben. "Ein Chef, der abends um 18 Uhr sagt ,Ich hole jetzt meine Tochter vom Fußball ab‘, der signalisiert, dass es auch ein Privatleben neben der Arbeit gibt. Das ist gesunde Führung", sagt Expertin Cornelia Niessen.

Sie plädiert für einen "transformationalen Führungsstil": "Dieser Stil ist eine Mischung aus Fordern und Unterstützen, er führt zu einer besseren Leistung der Mitarbeiter." Dies sei auch Voraussetzung für gelingende soziale Beziehungen im Betrieb. Die liegen dann vor, "wenn es eine Vertrauensbasis gibt, die Mitarbeiter gut informiert werden und sich auch psychologisch sicher führen – das ist dann der Fall, wenn sie das Gefühl haben: Wenn ich mal etwas falsch mache, ist es kein Drama."

 

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