Wegen Chemie: Grundwasser in Bayern immer knapper

17.3.2017, 05:29 Uhr
Wegen Chemie: Grundwasser in Bayern immer knapper

© Michael Matejka

In Franken und der Oberpfalz wird sich bis 2050 fünf bis zehn Prozent weniger Grundwasser neu bilden. "Es ist ein großes Problem, dass der Niederschlag im Winter immer seltener als Schnee fällt", meint Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach. Während Schnee langsam abtaut und zum großen Teil ins Grundwasser sickert, fließt der Regen überwiegend oberflächlich ab - besonders wenn er als Starkregen fällt, was in Zukunft immer öfter vorkommen wird.

Schon jetzt gibt es in der Region viel weniger Trinkwasser, als tatsächlich verbraucht wird. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim etwa werden pro Jahr 2,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gefördert, tatsächlich benötigt werden aber 5,0 Millionen Kubikmeter. 

Die Lücke wird durch die Fernwasserversorgung und damit Wasser aus Südbayern gefüllt. Bislang gibt es dort noch genug von dem kostbaren Rohstoff. Doch das könnte sich ändern. Denn im Alpenraum sollen die Niederschlagsmengen in Zukunft dramatisch einbrechen. Bis 2050 soll hier 25 Prozent weniger Regen fallen. "Viele Reserven haben wir nicht mehr, die Grundwasserverhältnisse geben das nicht her", meint Roland Rösler, beim Wasserwirtschaftsamt Ansbach für Wasserversorgung, Grundwasser- und Bodenschutz zuständig. 

Filtration von chemischen Substanzen schwierig

Noch ist das Trinkwasser, das in der Region zumeist aus Grundwasser gewonnen wird, nur gering belastet mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln. Hier zahlt es sich aus, dass an der Oberfläche der Gewinnungsregionen Wasserschutzgebiete ausgewiesen wurden, dass durch Auflagen und freiwillige Kooperationen mit Landwirten das Wasser hier wesentlich weniger verunreinigt wird als anderswo.

Doch dieses "anderswo" betrifft eben den größten Teil der Grundwasservorkommen. Beispiel Westmittelfranken: In großen Teilen der Landkreise Ansbach und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ist die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln so groß, dass nach den Kriterien der Wasserrahmenrichtlinie ein "schlechter chemischer Zustand" des Grundwassers verzeichnet wird.

So ist das schon seit 1991 verbotene Herbizid Atrazin noch immer in zu hoher Konzentration im Untergrund vorhanden, der Stoff baut sich extrem langsam ab. Bei Desethylterbuthylazin steigen die Werte sogar mancherorts. "Da werden wir noch lange zu kämpfen haben. Das ist nicht ohne weiteres lösbar", meint Dieter Krause vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach. 

Neue Erkenntnisse gibt es zudem zum Uferfiltrat, also aus ufernahen Brunnen gewonnenes, durch den umliegenden Boden gefiltertes Wasser. In aktuellen Untersuchungen hat das Landesamt für Umwelt hier Medikamentenrückstände und Schadstoffe wie PFC oder 1,4-Dioxan, aber auch schwer abbaubare Stoffe wie Gadolinium (Kontrastmittel bei radiologischen Untersuchungen) oder den Süßstoff Acesulfam festgestellt. Für viele dieser Stoffe gibt es noch nicht einmal Grenzwerte, höchstens "gesundheitliche Orientierungswerte". Rösler räumt ein: "Dafür gibt es noch keine Aufbereitungstechniken. Wir wüssten nicht, wie wir das aus dem Wasser bekommen könnten."

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