Seit 50 Jahren in der Innenstadt

Wegen Corona: Ausgerechnet im Jubiläumsjahr fällt der Trempelmarkt aus

24.6.2021, 19:56 Uhr
Der Nürnberger Trempelmarkt ist der größte Innenstadtflohmarkt in Deutschland - und seit 50 Jahren bei Händlern und Kunden beliebt. 

© Michael Matejka Der Nürnberger Trempelmarkt ist der größte Innenstadtflohmarkt in Deutschland - und seit 50 Jahren bei Händlern und Kunden beliebt. 

Krempel, Kitsch oder Raritäten: Das und mehr wird auf dem Trempelmarkt offeriert. Den größten Innenstadtflohmarkt Deutschlands in historischer Altstadt gibt es seit genau 50 Jahren. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr muss die Veranstaltung komplett gestrichen werden.

"Bei uns herrscht natürlich gedämpfte Stimmung", sagt Christine Beeck, die Leiterin des Marktamts der Stadt. Wegen Corona konnte schon der Frühjahrs-Trempelmarkt nicht abgehalten werden - nun fällt auch der für September geplante Markt weg. Der Großteil der Anbieter sind eben keine professionelle Händler, sondern Privatleute. "Da wir hier keinen direkten Händlerkontakt haben, ist die Situation schwierig."

Im Juli vor 50 Jahren gab es den ersten Trödelmarkt, die Veranstaltung war "ein durchschlagender Erfolg", wie Nürnberger Nachrichten in der Ausgabe vom 5. Juli 1971 berichtete. Kleider und Skistiefel, Pfeifen und Kupfergeschirr, Muscheln und Spielzeug: Alter Tand wechselte auf dem Hauptmarkt den Besitzer.

"Ich liebe den Trempelmarkt"

Als gebürtige Nürnbergerin hat Christine Beeck schon früh diesen ganz besonderen Trödelmarkt schätzen gelernt: "Ich liebe den Trempelmarkt." Und in jungen Jahren baute sie auch selbst mit Freunden einen Verkaufstisch auf: "Ich habe Schallplatten und altes Geschirr von meinen Eltern verkauft. Reichtümer habe ich nicht gemacht, aber es hat richtig viel Spaß gemacht."


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In entspannter Atmosphäre auf Schatzsuche gehen, nach dem einen oder anderen Schnäppchen suchen, fachsimpeln, feilschen oder eben selbst alte, ungeliebte Sachen zu Geld machen - das hat schon was. Und so ist auch wenig verwunderlich, dass der Trempelmarkt im Laufe der Zeit immer größer geworden ist. 102 Anbieter und an die 32000 Besucher waren es beim Auftakt vor 50 Jahren. Heute sind es an einem Trempelmarkt-Wochenende bis zu 200.000 Besucher und an die 650 Verkaufsplätze. Wobei das Marktamt davon ausgeht, dass sich bis zu vier Menschen einen Verkaufsstand teilen. Mittlerweile öffnet der Markt an einem Wochenende im Mai und einem im September - jeweils freitags von 16 bis 24 Uhr und samstags von 7 bis 20 Uhr.

Eine eigene Welt

Kurz vor dem Start herrscht freitags ein unglaubliches Gewusel, wenn die Verkäufer ihre Waren in die Innenstadt bringen. Die Amtschefin sagt: "Das finde ich persönlich unglaublich: Am Anfang sind das fast chaotische Zustände, die Händler sind nervös und suchen ihren Platz. Binnen kurzer Zeit entsteht eine eigene Welt - das finde ich toll."

Großes Interesse: Ein Junge betrachtet beim Markt anno 1973 ein Gemälde, das eine nackte Frau zeigt.

Großes Interesse: Ein Junge betrachtet beim Markt anno 1973 ein Gemälde, das eine nackte Frau zeigt. © Bernd Jürgen Fischer, Archiv VNP

Und da der Trempelmarkt sich zum Publikumsmagnet entwickelt hat, wurde auch das Team des Marktamts aufgestockt. Mittlerweile sind an die zehn Mitarbeiter der Stadt vor Ort, um bei Problemen und Fragen helfen zu können: Wie eine interne Messung ergeben hat, sind die zehn Mitarbeiter an einem Trempelmarkt-Wochenende an die 180 Kilometer zu Fuß unterwegs: "Da merkt man, wie hügelig Nürnberg ist."

Spezielle Westen und Shirts mit der Aufschrift Marktamt sind zum Trempelmarkt der Dresscode für die Mitarbeiter: "Wir wollen sichtbar sein." Christine Beeck verhehlt dabei nicht, dass die Großveranstaltung der Verwaltung durchaus stressige Momente beschwert: "Es ist schon eine Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen. Wichtig ist es, dass wir vor Ort sind."

Die Stände stehen zwischen Altem Rathaus im Norden und Lorenzkirche im Süden, zwischen Hefnersplatz im Westen und Spitalgasse im Osten. Doch nicht überall kommt der Trödel-Flair an - so zeigten sich Händler in der Kaiserstraße vor einigen Jahren wenig erfreut über die Flohmarktstände. In einem Brief an die Stadt beschwerten sich die Geschäftsbetreiber: "Zweimal im Jahr, zur besten Saisonzeit im Verkauf, bedrängt man uns in der Kaiserstraße, die auch als Nobelmeile gilt, mit einem immer größer werdenden Trempelmarkt." Doch die Stadt wehrte sich gegen den Vorstoß, die Kaiserstraße vom Flohmarkt auszuschließen. Die Verwaltung verwies darauf, dass Geschäftstreibende selbst beeinflussen können, was vor ihrer Ladentür passiert – indem sie die Trempelflächen selbst mieten und für Aktionen nutzen.

Und wie wird es 2022 sein - kann man dann wieder den Trempelmarkt planen? Christine Beeck gibt sich zuversichtlich: Wir vom Marktamt sind Berufsoptimisten!"

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