Corona: Schuleingangsuntersuchungen sollen nachgeholt werden

4.6.2020, 16:05 Uhr
Corona: Schuleingangsuntersuchungen sollen nachgeholt werden

© imago/Thomas Frey

Ist das Kind fit für die Grundschule oder sollte es noch ein Jahr warten? Gibt es Entwicklungsverzögerungen oder gesundheitliche Probleme und kann man mit bestimmten Maßnahmen bis zum Schulbeginn im September das Kind fördern? Diese Fragen werden bei der Schuleingangsuntersuchung geklärt.

Das Gesundheitsamt will laut Amtschefin Katja Günther Ende Juni mit den Untersuchungen in veränderter Form starten. Dabei entfällt das bisherige Screening durch die Kinderkrankenschwestern, vielmehr werden zunächst das gelbe U-Heft und der Impfausweis gesichtet. Vor allem die Kinder, die keine U9-Untersuchung haben, sollen schulärztlich untersucht werden. Doch auch schon vor der Corona-Krise hatte das Gesundheitsamt große Probleme, den Entwicklungsstand der angehenden Erstklässler zeitnah festzustellen. So wurden im vergangenen Jahr teilweise noch im August und September, also kurz vor Beginn des neuen Schuljahres, Termine vergeben - mehrere Gründe wie etwa die Zuwanderung und die steigende Geburtenzahl sorgten nach Angaben der Behörde dafür, dass sie mit der Arbeit nicht mehr nachkam.

Ist diese Entwicklung im Sinne der Politik? Das bayerische Kultusministerium verweist auf das Gesundheitsministerium, das hier zuständig ist. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagt auf Anfrage: „Dies ist ein wichtiges Instrument, um die Vorschulkinder bestmöglich auf die Schulzeit vorzubereiten und stellt eine wichtige Ergänzung zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt dar.“

Untersuchungen bereits im Herbst begonnen

Etwa 110.000 Kinder werden in Bayern nach Einschätzung des Ministeriums im Schuljahr 2020/21 die erste Klasse besuchen. Doch nicht nur Nürnberg, auch andere Kommunen mussten bislang wegen Corona notgedrungen auf die wichtige Untersuchung verzichten. So teilt der Sprecher des Gesundheitsministeriums mit: „Seit Februar hat die Bekämpfung der Corona-Pandemie in den Gesundheitsämtern höchste Priorität, sodass die Schuleingangsuntersuchungen derzeit nur sehr eingeschränkt erfolgen können.“ Da die Untersuchungen der Kinder, die im Herbst 2020 eingeschult werden, bereits im Herbst 2019 begonnen haben, habe man bereits viele Kinder getestet. Doch meint der Sprecher auch: „In der jetzigen Ausnahmesituation kann es jedoch vorkommen, dass nicht alle Einschulkinder bis zum Sommer untersucht sein werden.“ Das bayerische Gesundheitsministerium setze aber darauf, dass die Schuleingangsuntersuchungen ab Herbst wieder regulär durchgeführt werden können.

Wegen der Corona-Krise will Nürnberg nun eine verkürzte schulärztliche Untersuchung anbieten. Für das Gesundheitsministerium sei dies in Ordnung, wie der Sprecher mitteilt: „Grundsätzlich sollte jedes Kind eine Schuleingangsuntersuchung erhalten. Um dies soweit wie möglich zu erreichen, kann in der derzeitigen Ausnahmesituation die Intensität der Untersuchung im Einzelfall angepasst werden.“


Einschulung erst mit sieben: Immer mehr Eltern warten


Und da sind noch die Lehrer, welche im Rahmen der Einschulung die Kinder natürlich auch im Blick haben. So sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV): „Unsere Kleinsten brauchen große Sicherheit. Wir Lehrer werden alles daran setzen, den Eltern und Schülern zur Seite zu stehen.“ Die Lehrer hätten ihre Belastungsgrenze zwar schon „definitiv überschritten“ — doch man werde alles geben, um den Kindern einen guten Start in die Grundschule zu ermöglichen. „Wir werden kein Kind verlieren.“

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