Wegen Corona: Ein Drittel weniger Besucher im Tiergarten

28.1.2021, 17:53 Uhr
Wegen Corona: Ein Drittel weniger Besucher im Tiergarten

© Jörg Beckmann/Tiergarten Nürnberg

Mit der Geburt von Gorilla Akono bekam der bislang einzige Nachwuchs Kato (aus dem Jahr 2019) einen Halbbruder. Nach vier Jahrzehnten ohne Neugeborenes hat die Gorilla-Gruppe nun zwei Jungtiere. Die Menschenaffen harmonieren untereinander sehr gut, merkt die Tiergartenleitung an.

Der zweite Pluspunkt im Jahr 2020 war die Fertigstellung der Anlage für Mendesantilopen und Somaliwildesel. Direkt hinter der Mini-Eisenbahn beim Wüstenhaus erstreckt sich das weitläufige Gelände mit einem Unterstand und einem Wasserlauf. Vor einer Besucherplattform wurde für die Huftiere ein Teich angelegt. So kann man Antilopen und Wildesel gut beobachten.

Plus bei Tiergartenfreunden

Ebenfalls erfreulich für den Zoo am Schmausenbuck: Der Verein der Tiergartenfreunde konnte seine Mitgliedschaften um zehn Prozent auf 4572 steigern. Da hierzu viele Familien zählen, dürfte sich die reine Kopfzahl laut Tiergarten auf ungefähr 10.750 Menschen belaufen. Ein Rekordwert. Und auch die Zahl der Tierpaten ist um 20 Prozent auf 1233 Personen gestiegen.

Wirtschaftliche Einbußen

Mit 1,1 Millionen Euro Spenden (vor allem durch einen großen Nachlass) hat der Tiergarten ein starkes "Trostpflaster" angesichts der deutlichen wirtschaftlichen Einbußen des Pandemie-Jahrs.

Wegen Corona: Ein Drittel weniger Besucher im Tiergarten

© Ramona Such/Tiergarten Nürnberg

Damit sind die guten Nachrichten aus dem Zoo für 2020 so gut wie erschöpft. Der Tiergarten musste corona-bedingt für vier Monate schließen. Außerdem war die Besucherzahl zeitweise auf 3250 beziehungsweise 6500 Gäste beschränkt - aus Sicherheitsgründen. Die Anschaffung von Sperrgittern und weiteres Kontrollpersonal, um die allgemein gültigen Corona-Auflagen umzusetzen, verursachten zusätzliche Kosten in Höhe von rund 130.000 Euro.

Deutliches Minus bei Eintrittskarten

Der Jahresertrag schrumpfte von 11,7 Millionen (2019) auf 7,27 Millionen Euro. Neben dem Minus bei den Eintrittskarten (2,8 Millionen Euro) gab es weitere Einbußen bei Pachteinnahmen, Vermietungen und ausgefallenen Zootouren.

Auch von einigen beliebten Tieren musste sich der Zoo verabschieden: Mit der 38-jährigen "Daisy" starb das europaweit älteste Flachlandtapir-Weibchen eines europäischen Tierparks. Mit dem 37-jährigen Großen Tümmler "Anke" und Gorilla Lena (44) sind zwei weitere "Charakterköpfe" verschieden. Tragisch ist auch der Tod von zwei Hirschebern durch bakterielle Infektionen, sie waren erst 2019 nach Nürnberg gekommen.

Podcast zu Löwe Subali

Bundesweit in die Medien kam der Nürnberger Tiergarten durch einen Podcast auf nordbayern.de: Tiergarten-Direktor Dag Encke thematisierte darin eine mögliche Tötung von Zootieren im Rahmen des Populationsmanagements. Als Beispiel wurde der eventuell unfruchtbare Löwe Subali genannt.

Wegen Corona: Ein Drittel weniger Besucher im Tiergarten

© Michael Matejka/NNZ

Es entzündete sich lebhafter Protest, über den auf Nordbayern.de, in den Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung ausführlich berichtet wurde. Daraufhin schalteten sich auch überregionale Medien unter anderem Der Spiegel, Stern und Süddeutsche Zeitung in die Diskussion ein. Encke war es wichtig, auf das Problem des begrenzten Platzes - sowohl in den Zoos wie in freier Natur - hinzuweisen.

Ende der Tiergartenzeitung

Stichwort Medien: Die Tiergartenzeitung als Beilage für NN und NZ erschien zum letzten Mal. Alle 20 Ausgaben kann man weiterhin digital auf der website des Tiergartens lesen. Der Zoo setzt künftig verstärkt auf seinen Facebook-Auftritt (mit fast 50.000 Abonnenten) und auf die Präsenz auf Instagram (mit etwa 15.400 Followern).

Der Tiergarten beteiligte sich außerdem an Artenschutzprojekten für den Feuersalamander, der im Steigerwald durch einen tödlichen Pilz gefährdet ist. Ausgewildert wurden Europäische Sumpfschildkröten an der Grenze zu Hessen. Außerdem unterstützt die Nürnberger Einrichtung den Aufbau eines internationalen Zuchtprogramms für Harpyien.

Stressmessung bei Delfinen

Wissenschaftliche Forschung gibt es im Tiergarten durch viele Projekte: Unter anderem geht es um Verhaltensbeobachtungen bei Eisbären und Gorillas, um Cortisolmessung bei Delfinen zur Beurteilung von Stress, um Narben als Unterscheidungsmerkmale bei Großen Tümmlern oder um Spermagewinnung und Analyse bei Harpyien. Der Tiergarten befolgt in der engen Zusammenarbeit mit Universitäten eine der gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben.

Der Zoo beherbergt derzeit 6824 Tiere aus 310 Arten. Zu den bedeutendsten Veränderungen zählte neben der zweiten Gorilla-Geburt auch der Nachwuchs bei den Kulanen (Wildesel) sowie der Zugang eines Moschustiers, zweier Kronenmakis (Lemuren) und eines Harpyien-Paars aus einer brasilianischen Zuchtstation.

Unmengen von Karotten

Um die "Arche Noah" am Schmausenbuck satt zu bekommen, bedarf es eines gut durchdachten Futter-Managements. Beim Obst sind 8,3 Tonnen Äpfel und 1,6 Tonnen Bananen die Spitzenreiter, beim Gemüse stehen 42,2 Tonnen Karotten, 7,5 Tonnen Rote Rüben und über 30.000 Salatköpfe ganz oben. Außerdem wurden 23 Tonnen Fleisch (davon 3,8 Tonnen verfütterte Zootiere) und 75 Tonnen Fisch benötigt.

Wegen Corona: Ein Drittel weniger Besucher im Tiergarten

© Stefan HippelNNZ

Das landwirtschaftliche Gut Mittelbüg des Tiergartens konnte 2020 unter anderem 58 Tonnen Runkelrüben und 178 Tonnen Heu beisteuern. Außerdem hatte man dort 821 Tonnen Grünfutter und sieben Tonnen Grünmais geerntet.

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