Wegen Corona: Viel weniger Lebensmittelkontrollen in Nürnberg

10.6.2020, 05:58 Uhr
Wegen Corona: Viel weniger Lebensmittelkontrollen in Nürnberg

© Uwe Anspach/dpa

Als die Gastronomie nach der Corona-Zwangspause wieder öffnen durfte, hatte ein Nürnberger Lebensmittelkontrolleur ein ziemlich unappetitliches Erlebnis. Beim Öffnen des Kühlraums eines Südstadt–Gasthauses sah er vor allem: verschimmeltes Fleisch, verschimmeltes Gemüse, Schimmel an vielen weiteren Lebensmitteln. Offenbar hatte der Gastwirt den Kühlraum zu Beginn des " Shut Down" abgeschlossen und seither nicht mehr hineingeschaut.


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"Wir haben die Wirtschaft natürlich sofort wieder zugesperrt", sagt Hans Ortenreiter, Leiter der Nürnberger Lebensmittelkontrolle im Ordnungsamt, "eine Woche später fragte der Wirt an, ob er wenigstens Getränke verkaufen dürfe." Ein Kontrolleur sah sich daraufhin vor Ort noch einmal um und fand auch auf den Bierflaschen Schimmel. Jetzt muss der Gastwirt, der den städtischen Prüfern zuvor bereits aufgefallen war ("das ist kein ganz Unbekannter"), mit einem Bußgeld in vierstelliger Höhe rechnen.

Wegen Corona: Viel weniger Lebensmittelkontrollen in Nürnberg

© Hartmut Voigt

Doch dieser Vorfall war ein krasser Einzelfall, betont Ortenreiter. Die Befürchtung, dass Gastronome während des Öffnungsverbots der vergangenen Monate ihre Vorräte vergammeln ließen und gesundheitliche Gefahren in Kauf genommen haben, kann er nicht bestätigen.

Auf den Gedanken hätte man kommen können, denn die amtlichen Kontrollen wurden in dem Zeitraum um 75 Prozent zurückgefahren. Statt zwölf Kontrolleure waren täglich nur drei unterwegs. Mit reduziertem, zeitlich versetzt arbeitendem Personal sollte die Ansteckungsgefahr minimiert werden. Andererseits gab es aber auch deutlich weniger zu tun, schließlich waren 2000 Nürnberger Gaststätten geschlossen.

Bis zu 60 Beschwerden pro Woche

Das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" hatte recherchiert, dass in manchen Bundesländern — etwa Saarland, Brandenburg oder Schleswig-Holstein — unangekündigte Hygieneüberprüfungen wochenlang komplett eingestellt wurden. Auch die Zahl der sogenannten Planproben, die im Labor analysiert werden, war stark reduziert - wie in Nürnberg auch.

Auch den Bürgerbeschwerden ging die Behörde nach. Zu Beginn der corona-bedingten Einschränkungen gab es bis zu 60 Anrufe pro Woche: Mal beklagte man, dass in Lebensmittelgeschäften der Abstand nicht eingehalten oder kein Gesichtsschutz getragen wurde. Dann wurde moniert, dass Transportbänder an den Kassen nicht desinfiziert wurden.
In den zurückliegenden drei Wochen sind die Hinweise der Bürger aber deutlich zurückgegangen. Offenbar hat es einige Zeit gedauert, bis sich die neuen Umgangsregeln eingespielt hatten. Zwar läuft die Arbeit der Lebensmittelüberwacher bereits seit Anfang Mai wieder zu 100 Prozent.

Doch die Experten richten sich auf einen ruhigeren Sommer 2020 ein: Schließlich fallen Kirchweihen, Kindergartenfeste, Konzerte, Hauptmarkt-Events und weitere Veranstaltungen aus. "Eine kleine Entschleunigung ist vielleicht gar nicht so schlecht", meint der 63-jährige Ortenreiter, "man macht die Erfahrung, dass es auch ohne den ganzen Festtrubel geht."


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