Wegen Homophobie: AfD aus Marientorzwinger ausgeladen

16.4.2014, 05:27 Uhr
Marientorzwinger-Wirt Tim Hartinger will seine Räume nicht an die rechtspopulistische AfD vermieten.

© Michael Matejka Marientorzwinger-Wirt Tim Hartinger will seine Räume nicht an die rechtspopulistische AfD vermieten.

Er wolle einfach nur Bratwürste verkaufen, mehr nicht. Tim Hartinger (31), Wirt des Marientorzwingers, seufzt. Denn ganz einfach ist es derzeit nicht, sich aufs Kerngeschäft zu beschränken. Buchungen schaut sich Hartinger "ganz genau" an, seit er mit der AfD zu tun hatte.

Nach fruchtlosen Versuchen der Euro-Gegner, den Nebenraum des Marientorzwingers zu reservieren, habe ein Unbekannter die "Kaiserstube" unter seinem Familiennamen gebucht, so der Wirt; erst als im Internet für den Vortrag der AfD-Politikerin Beatrix von Storch in seinem Haus geworben wurde, erkannte Tim Hartinger, wer da gebucht hatte.

Hausverbot verhängt

Storchs Thesen gegen die Homo-Ehe oder die angebliche Macht der Schwulen-Lobby hält der Gastronom für so unverdaulich, dass er ein Hausverbot verhängte und sich eine einstweilige Verfügung gegen die ungebetenen Gäste besorgte. Hartinger: "Das kann ich schon meinem Personal nicht zumuten." Einige seiner Mitarbeiter seien homosexuell.

Für brenzlige Fälle bietet die Allianz gegen Rechtsextremismus Gastwirten eine Broschüre an, die auflistet, wie man sich schützen kann. Zitat: "Sie sind nicht verpflichtet, an rechtsextreme Personen zu vermieten, und haben bei der Formulierung der vertraglichen Regelungen einen großen Handlungsspielraum.“

Doris Groß vom Menschenrechtsbüro der Stadt will zwar die AfD nicht uneingeschränkt in diese Kategorie stecken, man müsse sehen, wie sich die Gruppe entwickle, doch sie sagt: "Solche Pseudo-Reservierungen unter privatem Namen sind eine klassische Strategie rechter Gruppierungen." Viele Wirte seien inzwischen nicht mehr ahnungslos, sie informierten sich und fragten bei ihr nach.

Auch wirtschaftliche Gründe sprechen für manchen Gastronomen gegen öffentliche Wahlkampf-Versammlungen. "Da wird für 50 Personen reserviert, 20 kommen und trinken ein Wasser", ätzt etwa Tim Hartinger.

Dass gut gegessen und getrunken wurde, berichtet dagegen Thomas Förster vom Bratwurst-Röslein über ein Treffen der AfD am vergangenen Wochenende in seinem Haus, zu dem knapp zwei Dutzend Menschen kamen. Er habe vorher nicht gewusst, dass es sich um eine Partei-Treffen handelte, betont Förster. Eine zuvor auf der Röslein-Facebook-Seite postierte Warnung hat ihn offenbar nicht erreicht. Bei ihm sei jeder Gast willkommen, egal welcher Partei oder Gesinnung. Allerdings: "Gegen rechte Parolen und Ausländerfeindlichkeit würde ich mich massivst wehren."

Martin Sichert, Nürnberger AfD-Chef, war im Bratwurst-Röslein dabei. Man habe sich als AfD angemeldet, hält er dagegen. Dass Sichert eindeutig rassistische Parolen verbreitet, kritisiert die Gewerkschaft ver.di in Nürnberg schon länger. Sie belegt das mit Aufnahmen von Sicherts Facebook-Seite, die heute nicht mehr zugänglich sind. Dort stand: "Warum sind es immer die Türken, die Kanakensprache sprechen? Warum können sich Griechen, Finnen, Ungarn (...) integrieren und auch Deutsch lernen, nur so viele Türken nicht?"

Für den 30. April hat die AfD den Außenpolitik-Experten der Partei, Alexander Gauland, eingeladen. Der Ort der Veranstaltung stehe noch nicht fest, so Sichert. Wohl aber Gaulands Geisteshaltung, die sich so liest: "Die Deutschen haben ein gestörtes Verhältnis zur militärischen Gewalt."

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