Wenn Nürnberg als Drehort für München dient

4.8.2013, 06:27 Uhr
Wenn Nürnberg als Drehort für München dient

© Karlheinz Daut

Nürnberg als Drehort ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Denn Produktionsfirmen meiden immer öfter die klassischen Hochburgen wie Berlin, Köln oder München. Dass sich Filmemacher aber die Noris aussuchen, jedoch München meinen, das ist schon mehr als eine Meldung wert. Vor allem, wenn das Kamerateam nicht ein einziges Mal die Landeshauptstadt für einen Dreh betritt, obwohl sie der wichtigste Schauplatz in der Story ist. Abgesehen davon: Schon allein die Tatsache, dass in der Handlung auch noch der FC Bayern München im Mittelpunkt steht, bringt echte Clubfans schwer ins Grübeln.

Es geht um den Juden Kurt Landauer (gespielt von Josef Bierbichler). „Zeitsprung Pictures“ verfilmt derzeit zusammen mit der ARD die Geschichte des einstigen Präsidenten des FC Bayern, der von den Nazis 1933 zunächst aus seiner Funktion im Verein gedrängt und anschließend ins KZ Dachau gesperrt wurde. Nach seiner Entlassung 1939 gelang Landauer die Flucht in die Schweiz. Während der Nazi-Herrschaft verlor er seine ganze Familie in KZs und Vernichtungslagern. Der Film beginnt 1947 mit Landauers Rückkehr ins zerbombte München. Dort wird er wieder zum Präsidenten des FCB ernannt.

Wenn Nürnberg als Drehort für München dient

© imago

„Dort“ bedeutet: die Landeshauptstadt. Aber „hier“ in Nürnberg, Fürth und Stein drehen sie vom 6. bis 21. August. Warum? Sogenannte Locationscouts, die im Auftrag von „Zeitsprung Pictures“ Drehorte suchen, haben im mittelfränkischen Städtedreieck ideale Bedingungen vorgefunden. Ein Grund: München selbst ist für Drehs inzwischen sehr teuer. „München schied auch aus, weil die Stadt zu gut saniert ist“, erklärt Projektmanagerin Karoline Gees.

In Nürnberg sei das etwas anders. Hier gebe es noch unsanierte Flecken, die in das Zeitgefüge des Films passen. „Wir wollten beispielsweise keinen perfekten Asphalt“, sagt sie. Fündig wurden die Scouts vor der Zeppelintribüne. Hier lassen sich einige Außendrehs machen. Das ehemalige Reichsparteitagsgelände im Hintergrund wird aber im Studio ausgeblendet, es hat keine Relevanz für den Inhalt. „Es geht uns alleine um die Bodenbeläge, die teilweise noch aus den 40er Jahren stammen.“ Ausschlaggebend für die Wahl an der Tribüne war auch die breite Asphaltfläche ohne Markierung, wo beim Norisringrennen die Flitzer in die Boxen fahren. Später im Studio wird der virtuell erzeugte, alte Münchner Hauptbahnhof in den Hintergrund der hier abgefilmten Szenen platziert.

Für Innenaufnahmen baut das Team seine Kameras auch in Privatwohnungen auf, etwa in Altbauwohnungen an der Bahnhofstraße und in Reichelsdorf. Das Interieur wird im Stil der 40er Jahre gehalten. Insgesamt dreht das Team 28 Tage, 14 in Nordrhein-Westfalen (Essen und Dortmund) und 14 in Bayern.

Auch wenn die Stadt außer im Abspann nicht auftaucht, freut sich Alexandra Foghammar vom städtischen Presseamt über die versteckte Präsenz. „Wir finden, in Sachen Film ist Nürnberg etwas unterrepräsentiert.“ Erleichterung verschafft auch die Tatsache, dass es hier keine Anwohnerinitiativen gegen Filmproduktionen gibt. Viele Münchner dagegen haben es satt, dass für die zahlreichen Drehs immer Straßenzüge und Parkplätze gesperrt werden. In Nürnberg ist es in dieser Hinsicht ruhig — noch.
 

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