Werden Feuerwerke in Nürnberg weiter eingeschränkt?

30.7.2019, 05:57 Uhr
Die Stadt München sieht in den Silvesterfeuerwerken, wie hier 2018 in Nürnberg, eine erhebliche Umwelt-, Lärm- und Müllbelastung.

© Stefan Hippel Die Stadt München sieht in den Silvesterfeuerwerken, wie hier 2018 in Nürnberg, eine erhebliche Umwelt-, Lärm- und Müllbelastung.

In Nürnberg gilt ein striktes Böllerverbot bereits im Bereich der Burg, in einem größeren Areal rund um die Lorenzkirche, vor Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen, vor Fachwerkhäusern und generell vor allen Kirchen. "Was rechtlich möglich ist, haben wir meiner Ansicht nach ausgeschöpft", meint Umweltreferent Peter Pluschke.

Ein Rechtsgutachten, das die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zu diesem Thema in Auftrag gegeben hat und den betroffenen Städten zur Verfügung stellen will, kennt er noch nicht. Insofern konnte er am Montag nicht sagen, ob es auf kommunaler Ebene für Nürnberg noch weiteren Handlungsspielraum gibt.

Die DUH will am 21. August bei einem Fachgespräch mit dem Deutschen Städtetag über ein möglichst flächendeckendes Ende der privaten Silvesterböllerei verhandeln, kündigte DUH- Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch an. Bereits über 100.000 Unterstützer hätten außerdem eine Petition unterschrieben, die sich für eine Beschränkung privater Feuerwerke in dicht besiedelten Innenstadtbereichen ausspricht.

Die Stadt München sieht in den Silvesterfeuerwerken eine erhebliche Umwelt-, Lärm- und Müllbelastung und will deshalb zu Silvester 2019/2020 Einschränkungen machen. Die genauen Tabuzonen will die Stadt noch festlegen, vermutlich soll aber die gesamte Innenstadt innerhalb des Mittleren Rings darunterfallen. Dies würde bedeuten, dass Fans von Chinaböllern, Knallfröschen und Kanonenschlägen in dünner besiedelte Stadtteile der Landeshauptstadt ausweichen müssten.

Menschen inhalieren nicht lange genug

Und wie sieht ein Arzt die gesundheitliche Belastung durch die Silvesterknallerei? "Tatsächlich ist die Feinstaubbelastung durch ein Silvesterfeuerwerk sehr hoch, sie entspricht etwa einem Achtel dessen, was pro Jahr durch den Straßenverkehr entsteht", erklärt Prof. Joachim Ficker, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum Nürnberg. Aber, so der Lungenspezialist, der Umkehrschluss, dass nach einem Verbot der Silvesterknallerei auch die gesundheitliche Belastung der Menschen in diesem Ausmaß sinken würde, gilt nicht.

Denn der Faktor Zeit spielt eine große Rolle. "Niemand inhaliert in der Silvesternacht ewig lange den Feuerwerksqualm. Die Belastung für die Gesundheit ist deshalb begrenzt", meint Ficker. Allerdings macht der Experte auch klar, dass sich Feinstaub im Körper eines Menschen über Jahre hinweg ansammelt.

"Ich persönlich kann mir wunderbar vorstellen, Silvester ohne ein Feuerwerk zu feiern. Und eine Gesellschaft, die immer gesundheitsbewusster lebt, sollte diese Stellschraube in meinen Augen auch nutzen, um das Risiko durch die jahrzehntelange Feinstaubexposition zu reduzieren", erklärt der Chefarzt. Seine Kollegen in der Unfallchirurgie, in der Augenklinik oder auch in der Hals-Nasen-Ohrenklinik werden ihm vermutlich zustimmen, wenn sie an die vielen, teils schwer verletzten Patienten denken, die sie in den Silvesternächten zu versorgen haben.

 

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